Kristin Nahrmann (links) und Emrah Turan (rechts) - Die Produzenten von "Nasnameyek Hêşîn"
filmtogo.net hatte die Möglichkeit sich mit zwei jungen Filmproduzenten zu treffen, deren neuestes Kurzfilmprojekt namens „Nasnameyek Hêşîn“ oder „The Blue Identity“ bzw. „Der Blaue Pass“ für die Short Film Corner bei dem am 16. Mai 2012 startenden Internationalen Filmfestspielen von Cannes akzeptiert wurde. In dem 20 Minuten langen Film von Regisseur Mümin Baris geht es um den Alltag zweier kurdischer Flüchtlinge in Berlin. Der Umstand, dass beide nicht mehr in ihre Heimat zurückkehren können, wird hier aus zwei Perspektiven gezeigt. Beide Männer leben für sich, abgeschieden von der Gesellschaft, in einer kleinen Wohnung. Der eine beschäftigt sich mit seinen Tauben aus der Türkei, der andere lebt für seine Musik.
Die Produzenten – Emrah Turan und Kristin Nahrmann – haben sich in diesem Jahr mit ihrer LAYLA Filmproduktion selbständig gemacht und mit Regisseur Baris bereits einen ersten Film gedreht: „Junge Erwachsene mit Epilepsie“. Turan wurde in Izmir, Türkei geboren und ist dort aufgewachsen. Dort hat er ein Soziologie-Studium abgeschlossen. Derzeit studiert er Interdisziplinäre Medienwissenschaften an der Universität Bielefeld. Hier studiert auch seine Produktionspartnerin Kristin Nahrmann, die derzeit noch ihr Master-Studium in Linguistik absolviert.
Aber hier erst einmal der Trailer zum Kurzfilm „Nasnameyek Hêşîn“
filmtogo.net hat sich mit den beiden getroffen und kurz mit ihnen über ihren Kurzfilm „Nasnamayek Hêşîn“ gesprochen, der in kurdischer Sprache gedreht wurde und mit englischen oder deutschen Untertitel – je nach Publikum – gezeigt wird.
filmtogo.net: Ihr beide habt schon einen Kurzfilm zusammen produziert. Aber euer erstes Projekt war ja eine reine Dokumentation. Nun ist „Der Blaue Pass“ eher ein fiktionaler Film, auch wenn er auf wahren Begebenheiten beruht. Inwiefern unterscheidet sich da eure Arbeit als Produzenten von einer Dokumentation zu einem fiktionalen Film?
Kristin Nahrmann: Dokumentationen erfordern natürlich weitaus mehr Aufwand. Man muss viel mehr Drehorte organisieren. Man muss natürlich ganz anders mit den Protagonisten arbeiten, weil das keine ausgebildeten Schauspieler sind. Man muss irgendwie sensibel sein für das Thema.
filmtogo.net: Wie habt ihr überhaupt den Regisseur kennengelernt? Es ist jetzt schon euer zweites Projekt, welches ihr mit ihm zusammen realisiert.
Emrah Turan: Das war ein totaler Zufall. Wir haben ihn auf der Straße kennengelernt.
Kristin Nahrmann: Das war in Berlin-Kreuzberg. Vor dem Café Kotti.
Emrah Turan: Dort hat er uns dann von seiner Situation und von seiner Idee erzählt, von der er uns dann überzeugen konnte. Danach haben wir direkt einen neuen Termin gemacht, abends am selben Tag, wo wir nochmal intensiver über miteinander gesprochen haben.
filmtogo.net: Und jetzt wird bereits euer zweiter Film in der Short Film Corner bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes gezeigt. Wie ist er dahin gekommen?
Emrah Turan: Wir haben uns ganz einfach beworben. Aber eigentlich haben wir nicht damit gerechnet dass unser Film dort gezeigt wird.
Kristin Nahrmann: Wir haben vorher eher gedacht, dass es vermessen wäre sich dort zu bewerben. Aber wir haben es einfach versucht.
filmtogo.net: Und was heißt das für euch, dass „Der Blaue Pass“ dort gezeigt wird? Geht es da für euch um Ruhm und Ehre? Was heißt diese Cannes-Ehre für eure weitere Filmproduktion?
Kristin Nahrmann: Es geht um Kontakte. Es geht darum Kontakte zu knüpfen, ganz gleich ob zu großen Firmen oder zu großen Leuten des Filmbusiness. Das ist der Hauptgrund.
filmtogo.net: Und gibt es schon weitere Projekte von euch, bei denen euch solche Kontakte zu Gute kommen würden?
Emrah Turan: Ja, wir haben aber auch schon einen guten Kontakt für unseren neuen Film, der in Kenia gedreht werden soll. Mit dem sprechen wir dann über unser neues Projekt.