Interview mit Kaiu Shirai und Posuka Demizu

Gemeinsam mit dem japanischen Verlag Shueisha und dem deutschen Verlag Carlsen präsentieren wir ein Interview mit Kaiu Shirai und Posuka Demizu, dem Autor und dem Mangaka des Shonen-Hits The Promised Neverland.

Vielen Dank an dieser Stelle an Shirai-sensei und Demizu-sensei, die sich Zeit für unsere Fragen genommen haben. Auch gilt unser Dank dem japanischen Verlag Shueisha und Carlsen Manga, die das Ganze mit uns organisiert haben. Nachfolgend werden wir einfachheitshalber Posuka Demizu mit Demizu, Kaiu Shirai mit Shirai und uns selbst mit JPC abkürzen.

Das Interview entsteht passend zum Release der limitierten Ausgabe des 13. Bandes von The Promised Neverland, das mit einem 64-seitigen Fan-Book als Extra kommt. Die Edition erscheint am 26.05.2020 und sollte von jedem Fan nicht verpasst werden! Erwerben könnt ihr es beispielsweise .

Shirai: Auf die Story von The Promised Neverland kam ich, als ich einen Anime erneut gesehen habe, den ich mir in meiner Kindheit mehrmals angesehen habe. In diesem Moment ergab plötzlich alles einen Sinn, was in meinem Kopf vorher nur voneinander unabhängige Gedanken waren und sofort dachte ich: „Das ist es!"

(Als ich die Nachrichten sah, hatte ich Gedanken wie: „So eine Story über einen Gefängnisausbruch, der aber nicht in einem Gefängnis stattfindet, würde ich gern mal lesen." oder „Wenn ich es wäre, dann würde ich fliehen". Ein weiterer Gedanke war „Ich würde dabei Menschen züchten." Dann kam ich zu dem Entschluss: „Alles zusammen klappt gut!")

Shirai: Ja, das wäre Monster von Naoki Urasawa! Ich mag aber auch generell Filme vom Regisseur Akira Kurosawa (wenn ich aber einmal anfange meine Favoriten aufzuzählen, dann höre ich nicht mehr auf. Die Filme Yojimbo - Der Leibwächter oder auch Das stumme Duell, bei welchem ich das gefühlsvolle Ende mag, empfand ich als sehr inspirierend.) Außerdem wurde ich generell von Manga aus dem „Jump"-Magazin beeinflusst, aber auch von vielen Anime-Filmen von Studio Ghibli. Ansonsten würde ich unter anderem das Komiker-Duo „Ramens" und den 18. Kabuki-Schauspieler Kanzaburo Nakamura nennen.

JPC: Shirai-sensei, sind Sie selbst auf die Figuren und ihre Charakteristika gekommen oder gibt es dafür eine Inspiration?

Shirai: Eher weniger. Nur bei Leuvis habe ich drei real existierende Personen als Vorbild genommen und mir dadurch die Charakteristiken ausgedacht. (Wer die drei Personen sind, bleibt jedoch ein Geheimnis.)

Shirai: Das wäre dann Phil, weil ich von ihm viel Energie bekommen und mit ihm interessante Dinge entdecken würde.

Demizu: Einen Tag mit einem Neuen zu verbringen erscheint mir als sehr lang. Ich denke, dass ich mit Emma nie Langeweile hätte.

Shirai: Eigentlich war zuerst das Storyboard von The Promised Neverland noch vor Poppy no Negai fertig. ( Poppy no Negai war eines von mehreren Storyboads, welches als Einzelwerk gedacht war, um Zeichner zu finden. Das war die Strategie mit der Redaktion, sodass The Promised Neverland überhaupt erst als Reihe gezeichnet werden konnte. Zuerst kam also The Promised Neverland und dann Poppy no Negai.)

Was The Promised Neverland angeht, so vergingen nach dem Storyboad ungefähr zwei Jahre, bis ich Demizu-sensei kennengelernt habe. Während ich das Storyboad für Poppy no Negai bearbeitet habe, habe ich mir kaum andere Gedanken gemacht (wie etwa Vertrieb im Ausland), außer überhaupt einen Zeichner zu finden.

JPC: Shirai-sensei, Demizu-sensei, da The Promised Neverland ein großer Erfolg war, haben Sie sicherlich vielfältiges Feedback erhalten. Erinnern Sie sich an das Feedback, das Sie sich gemerkt haben, weil es etwas Besonderes war?

Shirai: Ja, ich nenne gern ein Feedback aus dem Ausland. In der früheren Zeit habe ich ein Feedback aus den USA gelesen, in dem die Leser Vermutungen zu „Wo ist der Funksender?" anstellten. Die Vermutungen waren meistens: „Bei der Nummer am Hals!" oder auch „Die Nummer an sich funktioniert als Funksender." In Japan dachten sie, der Funksender wäre in Arm, Schulter oder Herz. Dabei dachte ich, dass die Technologie der USA erstaunlich wäre. (Vielleicht waren die Feedbacks durch Zufall nur so.) Auf jeden Fall war es interessant, den internationalen Unterschied zu sehen.

Demizu: Ich war überrascht, als ich gefragt wurde, welchen Charakter ich bevorzuge, Ray oder Norman. Ich zeichne die drei Charaktere einschließlich Emma als ein unzertrennliches Team, weswegen ich keinen von beiden wählen könnte.

JPC: Shirai-sensei, Demizu-sensei, da The Promised Neverland wöchentlich erscheint, können Sie uns ein wenig darüber erzählen, wie Sie dieses Meisterwerk wöchentlich schaffen und wie ein Arbeitstag für Sie aussieht?

Shirai: Tag 1: Überlegungen (Für das Storyboad der kommenden Woche)

Tag 2: Mit der Redaktion besprechen und die Skizze der letzten Woche von Demizu-sensei checken.

Tag 3-5: Das erste Storyboad erstellen, abgeben und das Feedback der Redaktion erhalten. Dazu noch die gezeichneten Seiten der letzten Woche checken.

Tag 6-7: Das Storyboad verbessern und die mit Text angefertigten Seiten checken; dann das verbesserte Storyboad als finale Version abgeben.

Zurück zu Tag 1: Überlegungen.

Demizu: Ich rechne für die Skizze, Outline und Detail jeweils zwei Tage ein, so sind es insgesamt 6 Tage. Zwischenzeitlich arbeite ich an der Aufgabe, Farbseiten für die Bände zu gestalten.

Demizu: Das ist die Mutter. Bevor ich mit der Reihe angefangen habe, habe ich Erwachsene nur selten gezeichnet. Es gab aber nicht viel Probleme damit, denn in der Realität gibt es viele Erwachsene, sodass ich leicht eine Vorlage finden konnte. (Schwieriger war es eher mit Kindern.) Jetzt bin ich deutlich besser dabei Erwachsene zu zeichnen.

JPC: Demizu-sensei, Sie zeichnen auch viele andere Illustrationen und es wurde auch ein Artbook veröffentlicht. Wie schaffen Sie es das gleichzeitig neben der Serialisierung hinzubekommen und wie waren Ihre Anfänge in der Branche?

Alle anderen Aufträge nehme ich nur noch als „Hobby" an. Ich wähle auch nur Aufträge aus, an denen ich in meiner Freizeit arbeiten möchte, damit es meine Arbeit nicht belastet.

Demizu: Ich zeichne gern etwas Kleines aber Kräftiges und große Fahrzeuge.

Shirai: Da ich mit Monster von Naoki Urasawa aufgewachsen bin, habe ich eine große Sehnsucht nach Deutschland. Nicht nur gibt es ausgezeichnete Musik und Esskultur, sondern auch „Grimms Märchen" (mitunter Hänsel und Gretel), was ich in meiner Kindheit viel gelesen habe. Davon haben ich und The Promised Neverland viele Einflüsse erhalten.

Ich würde mich sehr freuen, wenn The Promised Neverland auch in Deutschland gut ankommt. Auch für dieses Interview möchte ich mich bedanken. Ich gebe mir weiter viel Mühe!

Demizu: Ich danke euch für das Lesen meines Werks. Ich freue mich sehr, dass mein Werk so einen fernen Ort erreicht hat!

Ich bin ein Mal nach Deutschland gereist. Ich liebe Brezeln. Davon esse ich gerne die leicht harte Oberfläche. Vor allem hat mir ein Stück Brezel mit gehacktem Fleisch wie „Negitoro" oder weiche Salami, was ich am Bahnhof in München geholt habe, sehr gut geschmeckt!

Ich gebe mir weiterhin Mühe, sodass ich bald wieder nach Deutschland kann!


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