Heute haben wir auch noch einen Mann in unserer Interview-Reihe. Jörg F. Nowack
Jörg F. Nowack ist im Jahre 1963 gebohren und kann sich ein Leben ohne gute Bücher nicht vorstellen.
Ein Autor, der sich mit einem etwas anderen Thema/Genre befasst und damit sicherlich nicht nur seinen Enkeln ein Geschenk gemacht hat.
Ich stelle dich mir als wunderbaren Großvater vor. Wie würden deine Enkel dich beschreiben?
Nun, da muss ich sie ganz einfach mal fragen! Der Kleine kann sich noch nicht so gut ausdrücken, deshalb habe ich mich auf den Großen beschränkt. Als ich ihm deine Frage gestellt hatte, sagte er sinngemäß:
»Wir haben einen guten Opa, der uns viel erklärt und zeigt. Unser Opa schreibt Bücher. Und er hat ein ganz cooles Buch geschrieben. Und wir werden jetzt berühmt!«
Die letzten beiden Sätze sagte er mit einem wahrhaften Strahlen im Gesicht.
Viele Menschen haben Probleme, sich selbst einzuschätzen. Nenne uns 3 Charaktereigenschaften von dir und 3 Charaktereigenschaften, die du dir für dich wünschen würdest?
Wissbegierde, Ausgeglichenheit, Neugier.
Wenn ich jetzt drei Charaktereigenschaften nennen würde, die ich haben möchte, würde das ja einschließen, dass ich unzufrieden mit meinen Charaktereigenschaften bin. Ich bin ganz zufrieden mit mir.
Märchen ist in der heutigen, schnellen Zeit ein schwieriges Thema. Was glaubst du, warum Märchen so in Vergessenheit geraten sind?
Uns allen ist die Fähigkeit verlorengegangen, erzählen zu können. Das hängt eng damit zusammen, dass niemand mehr bereit ist, sich Zeit zu nehmen, um einfach mal zuzuhören. Ich erinnere mich oft zurück an die Zeit, in der mir meine Omele dereinst Märchen vorgelesen hat und ich wie gebannt an ihrem Mund hing. Ich wollte die Märchen so oft hören, bis ich jedes von ihnen auswendig kannte! – Heute aber sind manche Kinder leider bereits nach 5 Minuten überfordert, wenn sie nur zuhören sollen. Das ist nicht die Schuld der Kinder, sondern die der Gesellschaft.
In deinem Buch verlieren die Kinder die Fähigkeit, zu lesen. Wie würdest du damit umgehen, plötzlich nicht mehr lesen zu können?
Natürlich habe ich mir Gedanken zu dieser Frage gemacht. Und das natürlich bereits, als ich mir die Geschichte ausdachte. Nicht mehr lesen zu können, käme für mich einer Katastrophe gleich. Ich glaube, es würde mir sehr schwer fallen, auf andere Medien auszuweichen, wenn ich nicht mehr lesen könnte, denn ich fühlte mich stark eingeschränkt in der Auswahl. – Noch schlimmer wäre es für mich allerdings, wenn ich nicht mehr schreiben könnte.
Du bist als Lektor tätig. Gab es mal ein Skript, das dich im wahrsten Sinne des Wortes vom Stuhl gehauen hat. Egal ob positiv oder negativ?
*lacht* Natürlich gab es das bereits! Sowohl positiv als auch negativ. Aber ich werde mich hier nicht darüber auslassen. Das verstehst du doch sicher.
Du liest sehr viel, was ist die stärkste Frauenfigur, die du kennst und was die beeindruckendste Männerfigur?
Es gibt natürlich sehr viele ›starke‹ Figuren in der Weltliteratur. Sowohl Frauen als auch Männer.
Mir fällt es schwer, Einzelne besonders hervorzuheben, weil viele Figuren in ihrem Kontext stark gezeichnet sind.
Ich möchte dir die Antwort aber nicht schuldig bleiben. Deshalb hier meine unkonventionellen Antworten:
eine starke Frau: Die Schwester aus dem Märchen »Die sieben Raben«
ein starker Mann: Der Bär/Prinz aus dem Märchen »Das singende, klingende Bäumchen«
Menschen sind entweder tag- oder nachtaktiv. Zu welcher Tageszeit schreibst du und warum?
Ich kann zu jeder Tages- oder Nachtzeit kreativ sein. Es kommt bei mir weder auf eine Zeit noch auf einen Ort an.
Gibt es einen Ort, an dem du am liebsten schreibst?
Dort, wo ich mich wohlfühle, schreibe ich am liebsten.
Wie entstehen deine Geschichten, gibt es einen festgelegten Entstehungsprozess oder lässt du Sie einfach auf dich zukommen?
Es klingt sicher erstaunlich bei einer solch komplexen Geschichte wie der meinen. Aber es ist wahrhaftig so, dass ich nur einen groben »Fahrplan« habe. Alles andere kommt auf mich zu. Ich schreibe aus dem Herzen.
Man kann Menschen in 2 Kategorien stecken. Katze oder Hund. Welcher Typ bist du?
*lacht* Eindeutig Katze!
Durch die Arbeit als Lektor und das eigene veröffentlichte Buch hast du viel Erfahrung sammeln können. Welchen Tipp hast du für angehende Autoren?
Lest, lest, lest! Es gab noch keinen guten Schriftsteller, der nicht viel gelesen hat.
Übt, übt, übt und probiert euch aus. Niemand wurde und wird mit seinem allerersten Text erfolgreich. Das klappt nur, wenn man seinen eigenen Stil gefunden hat. Der entsteht nur durch permanentes Üben und Ausprobieren.
Lasst euch nicht entmutigen! Von niemandem! Verfolgt beharrlich euer Ziel! Wenn ihr wirklich etwas zu sagen habt, wird eure Geschichte gut und erfolgreich werden.
Nehmt euch ein Beispiel an den ganz großen Autoren! Seht nach, wie sie schreiben, analysiert ihren Stil und versucht, das für euren Stil zu übernehmen, das euch am meisten beeindruckt. Aber versucht niemals, einen anderen Autor zu kopieren! Das klappt keinesfalls.
Wo siehst du dich in 10 Jahren?
Im Kreise meiner Familie und vieler treuer und begeisterter Leser.
Die Familie gibt mir den Rückhalt und die Inspiration für meine Arbeit. Meine Leser tragen meine Botschaft in die Welt hinaus und geben sie an ihre Nachkommen weiter. Damit erfüllen sie meinen sehnlichsten Wunsch.
Vielen Dank lieber Jörg, dass du dir die Zeit genommen hast, meine Fragen zu beantworten.
Ich wünsche dir viel Erfolg mit deinem Buch und hoffe, dass Märchen wieder einen größeren Stellenwert in der Gesellschaft einnehmen.
Eure