Interview mit Inga Steinmetz

Interview mit Inga Steinmetz Passend zur Manga-Comic-Con durften wir ein Interview mit der netten Mangaka - Inga Steinmetz - aus Berlin führen. Wusstet ihr schon, was es mit „Schneeballen" auf sich hat?

Fett hervorgehoben findet ihr unsere Fragen und darunter dann jeweils die passende Antwort von Inga Steinmetz. Wir hoffen die Fragen findet ihr alle genauso interessant, wie wir diese empfunden haben.

Japaniac: Woher nimmst du die Ideen für deine Manga?

Inga Steinmetz: Das ist sehr unterschiedlich. Manchmal gibt es ein bestimmtes Thema über das ich schreiben möchte. Ein anderes Mal will ich einfach Neues ausprobieren und wechsle ganz bewusst Stil und Genre. Nicht jeder meiner Manga muss eine tiefgreifende Botschaft für den Leser haben, vielmehr spiegelt er das wieder, was mich zu dem Zeitpunkt fasziniert oder beschäftigt hat. Ob das nun Erlebnisse, Reisen, Fotos oder nur Nebensätze in einer Zeitung waren. Für mich lauert die Inspiration überall!

Japaniac: Auf welche Schwierigkeiten bist du bei deiner Arbeit schonJapaniac: Woher genau kommt der Name „Schneeballen"? gestoßen? Japaniac: Planst du weitere Bände der Schneeballen-Reihe?

Inga Steinmetz: Je komplexer die Story, je mehr Handlungsstränge es gibt, desto sorgfältiger muss ich mit meiner Planung sein. Da ist es manchmal schwer, den Überblick zu behalten. Für mein aktuelles Projekt habe ich mehrere Worddokumente, u.a. einen Zeitstrahl, um mich nicht in eine Sackgasse zu schreiben.
Ansonsten natürlich die gute alte Optik: Was einem vor zwei Monaten noch gefiel, sieht jetzt unbeholfen aus. Aber ich sage mir dann, dass es zu dem Zeitpunkt das Beste war, was ich geben konnte und das hilft etwas.

Japaniac: Woher kam die Inspiration Mangaka zu werden?

Inga Steinmetz: Als ich 2013 in Korea war, trug ich oft einen Haarknödel auf dem Kopf. Und die Koreaner lieben ein deutsches Gebäck namens „Schneeballen". Ich kannte diese Schneeballen zu dem Zeitpunkt gar nicht (große Verwunderung bei den Koreanern). Sie stammen ursprünglich aus Rothenburg ob der Tauber und sind eine Art große Kugel aus gefaltetem Teig mit Glasur oder Füllung. Und da sie aussehen, wie ein Haarknödel, bekam ich bzw. mein Maskottchen diesen Spitznamen.

Japaniac: Was würdest du Nachwuchs-Mangaka empfehlen?

Inga Steinmetz: Ich würde weitere Bücher nicht ausschließen. Die Welt ist groß und es gibt noch viele interessante Länder zu bereisen.

  1. Abzeichnen und Studien aus der Realität. Auf lange Sicht ist das immer sinnvoller, besonders, wenn man einen „eigenen" Stil anstrebt.
  2. Nie aufhören an sich zu arbeiten. Stete Übung ist auch bei weniger Talent immer ein Weg zum Erfolg.
  3. Gleichgesinnte oder „Lehrer" suchen. Mit Unterstützung wird man oft schneller besser, als wenn man sich alles alleine beibringt.
Japaniac: Wie lange arbeitest du im Schnitt an einem Manga?

Inga Steinmetz: Ich hatte bereits als Kind ständig den Drang zu zeichnen. Als die ersten Anime im Fernsehen liefen, faszinierten mich deren lange, zusammenhängende Geschichten, die teilweise sogar Mädchen in den Hauptrollen hatten (absolute Ausnahme zu der Zeit). Also habe ich auch angefangen in diesem coolen Stil zu zeichnen.

Japaniac: Gab es schon Momente, in denen du am liebsten alles hingeworfen hättest?

Inga Steinmetz: Kurz gefasst:

Japaniac: Was findest du persönlich wichtiger: die Story oder die Zeichnungen bei einem Manga?

Inga Steinmetz: Meine schnellste Arbeitszeit war ein Kapitel (24 Seiten) pro Monat bzw. sechs Monate für einen Manga. Ich habe mir aber auch schon einmal für ein Privatprojekt drei Monate für 50 Seiten genommen.

Japaniac: Gibt es etwas, dass dir bei der zeichnerischen Umsetzung besonders schwer fällt? (Emotionen der Charaktere oder Ähnliches?)

Inga Steinmetz: Nein, nie. Aber es gab das Gegenteil: Als auf der Kippe stand, ob ich diesen Beruf weiter verfolgen können würde, fiel ich in ein tiefes Loch und war mehrere Monate seelisch am Ende. Zeichnen und Schreiben ist mein Lebenselixier und das sage ich komplett frei von Ironie oder Übertreibung.

Japaniac: Da die Manga Schneeballen auf deine eigenen Erfahrungen basieren: Ist dir etwas bei der Umsetzung deines Reiseberichtes als Manga schwer gefallen?

Inga Steinmetz: Mir ist die Story einen Tick wichtiger als die Optik. Heißt, mitreißende Charaktere gehen bei mir über Details in der Kleidung (aber nicht über gutes, verständliches Paneling!). In den zwanzig Jahren, in denen ich Manga zeichne, habe ich für mich festgestellt, dass ich mit meinen Kräften haushalten muss, wenn ich Projekte durchziehen will. Mich als Mangaka fast ins Krankenhaus zu zeichnen, schadet nur dem Fortlaufen des Projekts, also mache ich Abstriche, so gut es geht. Aber der eigene Anspruch gewinnt trotzdem oft die Oberhand, haha.

Japaniac: Gibt es zum Abschluss etwas, dass du deinen Fans oder unseren LeserInnen gerne sagen würdest?

Inga Steinmetz: Ich tue mich sehr schwer bei schönen Gesichtern! Besonders, wenn sie von vorne gezeichnet werden. Manchmal doktere ich stundenlang an einem Gesicht herum und das ist natürlich eigentlich Quatsch. Ich will eine Geschichte erzählen, vorankommen, und mich nicht an Stellen aufhängen, die der Leser nur eine Zehntelsekunde betrachtet.

Wir bedanken uns bei Inga Steinmetz für das interessante Interview. Wer einen Blick auf die Werke von ihr werfen will, kann ihr beispielsweise auf Facebook, Twitter , Instagram oder ihrer Webseite einen Besuch abstatten.

Inga Steinmetz: Es war eine andere Art des Schreibens, weil ich reale Momente für Schneeballen aufbereiten musste und nicht fiktive Geschehnisse, wie sonst. Die Schneeballen-Bücher an sich sind immer eine Herausforderung, weil ich mich Situationen meines Lebens stelle, in denen ich sehr gelitten habe. Diese Geschehnisse beim Storyboarden wieder hervorzuholen, ist sehr schmerzhaft, aber es sind eben auch Geschichten, die heraus müssen. Besonders Schneeballens Fall war fast schon eine Tortur. Umso zufriedener bin ich mit dem sehr positiven Echo.

Inga Steinmetz: Sobald ein Manga das eigene Zimmer verlässt und man seine monatelange Arbeit mit der Öffentlichkeit teilt, passiert etwas Seltsames mit dem Zeichner: Es ist ein Wechselspiel zwischen: „Schaut her, hier ist mein Baby, an dem ich monatelang gearbeitet habe! Ich bin so stolz!" und „Oh Gott, ich kenne meine ganzen Fehler, ich bin unwürdig, was hab ich mir dabei gedacht ...". Und die allermeisten Fans, besonders die, die auf Messen persönlich mit dem Zeichner in Kontakt treten, sind so liebevoll. Sie fangen einen auf und begrüßen einen herzlich. Sie kennen den Zeichner eigentlich gar nicht und trotzdem machen sie sich die Mühe und schreiben Reviews, zeichnen FanArts, bringen Geschenke und Süßigkeiten vorbei. Ich finde diese Verbindung fast magisch und wundervoll. Deshalb danke an alle meine Fans, die mir seit Jahren die Treue halten! Ihr seid toll!

Interview mit Inga Steinmetz

Stellvertretender Chefredakteur bei Japaniac. Zuständig für Gewinnspiele oder andere Specials. In meiner Freizeit habe ich nichts gegen eine entspannte Runde an der Konsole. Leidenschaftlicher Anime-Fan und nerdiger Otaku seit mehreren Jahren.


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