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Interview mit der Psychotherapeutin, Ethnologin und Autorin Gerda Blechner
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Frage: Frau Blechner, wenn man im Internet über Sie recherchiert, findet man vor allem Sachbücher aus dem Themenbereich Psychologie aus Ihrer Feder. Was hat Sie bewogen, den Roman „Veilchenzeit“ zu schreiben?
Antwort: Ganz aus dem Rahmen fällt der Roman "Veilchenzeit" nicht, denn alle meine Bücher haben mit kritischem Hinterfragen zu tun.
Der akute Anlass dafür war jedoch Sommer 2008, bei einer 85-er Geburtstagsfeier im großen Stil. Ich saß an einem 5-er Tisch mit vier rüstigen alten Damen (alle über 80). Alterstypisch redeten sie gegen Nachmittag über die gute alte Zeit. Dabei stellte sich heraus, dass drei Frauen frühere BDM-Führerinnen waren und eine, wegen dem Euthanasietod eines Onkels, eine fanatische Nazigegnerin.
Das Trio versuchte, sofort jede Kritik abzublocken, als ich negative Beispiele aus der Nazi- und Nachkriegszeit anführte. Daraufhin geriet die vierte Frau so in Wut, dass sie anfing zu brüllen "Nazi-Idiotinnen, euch müsste man mundtot schreiben. Die Initialzündung ... plus Erfahrung, plus Erkenntnis wie psychisch Kranke auch heute noch ausgegrenzt werden.
Zusammen genommen der Versuch, diese Mauer zu durchlöchern, denn ganz abzubauen wird wohl kaum möglich sein.
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Frage: Wovon handelt Ihr Roman „Veilchenzeit“?
Antwort: Nach dem Holocaust trifft das Kind Lena seine Tante Sara in einem DP-Lager wieder. Doch Sara ist nun schwer traumatisiert (psychisch krank). Bald finden die Beiden in der Schweiz eine liebevolle, neue Heimat. Kurz, viel zu kurz. Denn Saras Krankheit treibt sie zurück nach Deutschland, wo sie nicht willkommen sind, abgelehnt werden. Durch die Vernichtung "unwerten Lebens" in der Nazizeit und ihrer Ideologie können die Menschen nicht mit Saras Krankheit umgehen. Wie Lena dennoch für sich und ihre kranke Tante Lebensraum schafft mit Mut, Kreativität, Neugier, Hinterfragen, Liebe wird dann plastisch und berührend, ohne sentimental zu werden, in gutem Stil erzählt.
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Frage: Wollen Sie mit Ihrem Roman „nur“ unterhalten oder verfolgen Sie damit auch andere Ziele?
Antwort: Ich würde mir wünschen, dass das Geschriebene über sich hinausweisen möge und die Leser nachdenklich und bereichernd machen könnte. Aber Literatur ist natürlich ein Angebot ohne Verpflichtung. Der Leser kann etwas für sich annehmen oder zurückweisen, die Ansicht des Autors teilen und in sein Leben integrieren oder auch nicht. So offen muss Literatur sein.
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Frage: Jeder Autor bzw. jede Autorin hat eine andere Arbeitsweise? Wie ist die Ihre?
Antwort: Grundsätzlich arbeite ich immer nur vormittags geistig, d.h. nicht nur schreiben, auch lesen, recherchierern ... Nachmittags dann körperlich (Wohnung, Garten, Reparaturen, sportliche Betätigungen ...).
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Frage: Wo kann man Ihren Roman „Veilchenzeit“ erwerben?
Antwort: Bei amazon unter der Internetadresse
http://www.amazon.de/Veilchenzeit-Gerda-Blechner/dp/3939948195/ref=sr_1_1?ie=UTF8&s;=books&qid;=1254141329&sr;=8-1 sowie beim Verlag oder im Buchhandel auf Bestellung.
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Frage: Welche Ihrer Sachbücher sind noch im Buchhandel erhältlich?
Antwort: Alle, aber nur auf Bestellung.
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Frage: Legen Sie nach dem Roman eine Schreibpause ein oder planen Sie bereits ein neues Buch?
Antwort: Das hängt davon ab, ob sich eine zum Schreiben zwingende Situation ergibt.
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Leseprobe aus dem Roman „Veilchenzeit“:
DP-Lager (displaced persons = heimatlose Menschen) nannte man Lager, in dem Überlebende aus den Konzentrationslagern untergebracht waren, bevor sie auswanderten.
In einem solchen Lager trafen sich Sara und Lena wieder.
Nein, das war nicht ganz richtig. Nach der Befreiung durch die Alliierten mussten Lena und Sara in verschiedenen Lagern medizinisch betreut werden, da sie beide unter schwerem Durchfall litten. Durch die Registrierung dort konnten sie später zusammengeführt werden.
Die inzwischen 21-jährige Sara hatte als Einzige der großen jüdischen Familie überlebt, die nun 8-jährige Lena als einziger Nachkömmling. Wie alle Menschen hier freuten sie sich über die Freiheit, die Erlösung aus einer Zeit unvorstellbarer Grausamkeiten und natürlich auch über das Zusammentreffen.
Aber Sara war nicht mehr die Sara von früher, Lena nicht mehr das unbeschwerte Kind von einst. Der Rhythmus von Leben und Tod hatte für sie auf einer intensiveren Trommel geschlagen.
Lena fragte sich immer wieder, warum sie überlebt hatte. Vielleicht wegen der übergeschnappten Aufseherin, die keine Kinder bekommen konnte, sich aber sehnlich welche wünschte, dabei Wunsch und Wirklichkeit verwechselte und die blond gelockte, blauäugige Lena vom ersten Augenblick an als ihr Eigentum betrachtete. Vielleicht, weil sie in der Fantasie immer wieder in eine andere Welt floh, wo ihr das Böse nichts anhaben konnte, wo sie zur übermächtigen Gestalt wurde und die Nazis zu erbärmlichen Mini-Kreaturen, die sie wie Ungeziefer am Boden zertrat.
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Bestellungen des Romans "Veilchenzeit" bei:
http://www.tordenfjord.de/buecher/veilchenzeit.html