Interview mit einer unperfekten Mutter

Von Ori @orizilla
Als Antwort an Katarina, mit mir wäre das Interview ungefähr so gelaufen :-D
"Hi, ich bin die Ori, 36 Jahre alt, Mama vom Zwuggel (3 Jahre alt) und vom Wutz (im September 2 Jahre alt). Zusammen mit dem Mann mit Hut (nicht verheiratet) wohnen wir in einem kleinen Häuschen in Mönchengladbach. Unfreiwillig, nur wegen meines Jobs, eigentlich kommen wir nämlich aus Norddeutschland und finden es da auch viel schöner.
Mein Tag läuft ungefähr so: zwischen 6 und 7 werde ich geweckt. Meistens nicht vom Wecker, sondern von Jannes, der auf mir herumturnt und "Hunta!" und "Au'teeen!" ruft. Also gehen wir zusammen nach unten, wo die Jungs -Achtung!- ein bisschen fernsehen dürfen, damit ich in Ruhe das Frühstück machen kann. Ich koche also Kaffee, decke den Tisch, steige dabei über Spielzeug, dass wir abends einfach nicht mehr weggeräumt haben oder das die Kinder direkt morgens schon wieder aus Schränken und Schubladen gezogen haben. Zum Frühstück gibt es einen großen Kaffee mit viel Milch und eine Scheibe Vollkorntoast für mich. MIT NUTELLA! Schnell ins Bad, ich muss bald los. Wimperntusche reicht als Make up, Haare zum Zopf tüddeln, fertig. 
Jetzt ist Papa Zeit, denn ich muss zur Arbeit. Mit dem Fahrrad. Aber nicht wegen der Umwelt (ist natürlich toll, dass die auch noch etwas davon hat), sondern weil in den Sommerferien mein Bus einfach mal gar nicht fährt und der andere so dämlich, dass ich 40 Minuten bis zum Büro bräuchte. Normalerweise fahre ich nämlich Bus. Finde ich praktisch und günstiger, als jeden Tag Auto zu fahren, einen Parkplatz suchen zu müssen und andauernd tanken zu fahren. Kost' ja Geld und so.  
Beide Jungs bleiben zu Hause beim Papa, fremdbetreut wird der Große erst ab August. Wir hätten sie auch früher in den Kindergarten gelassen, haben aber keinen Platz bekommen. Zum Kindergarten werden die Jungs laufen, der Mann hat nämlich gar keinen Führerschein.Tagsüber wird gespielt, Eisenbahn aufgebaut, das Wohnzimmer verwüstet oder auf den Spielplatz gegangen. Was man halt so macht den ganzen Tag. 
In seiner Mittagspause (wenn die Jungs schlafen) macht der Mann meistens genau das gleiche. Schlafen! In meiner Mittagspause gehe ich tatsächlich ab und zu in ein nettes kleines Bistro und esse dort etwas. Oder zum Baguettemann gegenüber. Manchmal hole ich mir aber auch nur einen abgepackten Salat bei Aldi oder erledige Einkäufe und hole mir nur ein Brötchen beim Bäcker. Voll unstylish! Kaffee gibt's zwischendurch aus dem Automaten in der Küche. 
Wenn ich abends nach Hause komme, spielen wir je nach Wetter drinnen oder draußen, gehen noch eine Runde spazieren oder lesen einfach nur ein paar Bücher vor. Kein Baby-Japanisch, kein Baby-Yoga, keine Latte-Macchiato-Mütter-Runde im Café um die Ecke. Jetzt im Sommer sind wir natürlich draußen, planschen im Planschbecken, buddeln in der Sandkiste oder hopsen durch Matschepfützen. Die Jungs mögen's nämlich dreckig und ich liebe meine dreckigen Jungs. Mit Matschespritzern bis hoch in die Haare, grünen Knien vom ins Gras fallen und ab und zu auch Ratschern an den Beinen, vom Toben und dabei übereinander purzeln. Aus sämtlichen Hosentaschen, Schuhen, Socken und sogar aus den Pampers rieselt der Sand. Dass noch welcher in der Sandkiste ist, grenzt an ein Wunder. Das Wohnzimmer knirscht jetzt (noch mehr), weil beide mal wieder nach drinnen gerannt sind, ohne sich vorher auf der Terrasse ausziehen und entsanden zu lassen. 
Es gibt Abendbrot. Oft Brot mit Tomate und Gurke dazu, manchmal noch ein Salat und wenn es draußen nicht so megaheiß ist wird auch gekocht. Ab und zu dann sogar Bratwürstchen oder Fischstäbchen mit Kartoffelpü aus der Schachtel! (Umgotteswillen!!!!!!) Als Nachtisch gibt's dann noch ein Bonbon, ein Stück Schoki oder einen Keks. Obst gab es tagsüber schon, da darf es jetzt ungesund werden und Tiramisu habe ich eh noch nie selbst gemacht ;-) 
Wenn (ja, wenn... manchmal eben auch eher so gar nicht) die Jungs dann nach dem Sandmännchen und diverser vorgelesener Bücher endlich schlafen, hat weder der Papa noch ich Bock auf Putzen. Wir räumen das Nötigste weg (oder kicken wütend den Legostein, auf den wir gerade barfuß drauf getreten sind, durch das halbe Zimmer) und fallen aufs Sofa. Hobbys haben wir grad gar nicht mehr so wirklich, es sei denn, man zählt "Serien gucken" dazu. Oder "Spiele auf dem Handy spielen". Zu viel zu tun, zu wenig Zeit, da haben wir einfach keine Lust, noch mehr zu machen. Hätte der Tag 48 Stunden, würde der Mann jetzt vielleicht noch ein bisschen Gitarre spielen und ich zum Reiten gehen. Oder Volleyball spielen... oder einfach mal wieder ein paar Bücher lesen." :-) 

Und wenn es gerade keine Pfützen gibt, machen wir uns einfach selbst welche :-)


Zuletzt aktualisiert am 03.07.2015