Interview mit einer Alkoholikerin

Von Petrabelschner

Interview mit PETRA Belschner   27.11.2015

Danke für die Fragen.

Frage:

Sie sind eine trockene Alkoholikerin. Ihre Mutter war es auch. Sie wollten nie werden wie Ihre Mutter – nicht bewusst. Trotzdem wurden Sie alkoholabhängig. Wie kam es?

PETRA Belschner:

Zuerst möchte ich sagen, dass ES nicht kam, es war schon immer da, sonst hätte ES nicht kommen können. Meine Mutter ist auch das, was die Medizin eine „trockene Alkoholikerin“ nennt oder nennen würde.

Wir Menschen sind so programmiert, dass wir uns bedauerlicherweise IMMER auf das konzentrieren, was wir NICHT wollen. So auch ich. Ich wollte natürlich NIE so werden wie meine Mutter. Da die Energie immer der Aufmerksamkeit folgt, das worauf ich mich konzentriere, zu meiner Realität wird, ist es natürlich willkürlich zu einem 100% igen Ergebnis gekommen: nämlich – dass ich so wurde wie meine Mutter! Die Wünsche werden hier immer zu 100% erledigt, auch wenn wir uns das oft nicht vorstellen können, da unser Geist sich überhaupt nicht vorstellen kann, was es bedeutet, einen Wunsch erfüllt zu bekommen.

Kinder kopieren im Alter von 2-6 Jahren alles was in der Umwelt und im Umfeld gesprochen, gelebt, geträumt, vorgelebt wird und übernehmen das 1:1. So auch ich.

Ich habe das Verhalten der Eltern, hier speziell der Mutter, kopiert, wie sie in bestimmten Situationen Alkohol getrunken hat und es für richtig empfunden. Aus diesem Grund habe ich angefangen, sie nach zu machen, es ihr gleich zu tun.

DA ich von der Grundprogrammierung der Kindheit her dieselben Anlagen hatte wie meine Mutter, musste es automatisch auch zu demselben Ergebnis kommen, nämlich der Alkoholsucht.

Eine Sucht folgt, wie jede Krankheit, einem Programm. Einem Auto-Programm. So war ich auch weder in der Lage, rechtzeitig zu erkennen, dass ich in dieselbe Problematik rutschte wie meine Mutter, noch konnte ich das Programm rechtzeitig stoppen. Als es lief, war es schon zu spät.

Bewusste Gedanken bringen hier übrigens keine Heilung, sonst würden viel mehr Menschen gesund werden und glückliche Alkoholiker sein – so wie ich. Die meisten trockenen Alkoholiker, die ich kenne – und das sind viele – sind trocken, so wie der Name das sagt. Ein trockenes Leben in der Vermeidungsstrategie, in der Beobachtung, in der ständigen Beobachtung ihrer selbst und eventueller Probleme, die eine Trinkorgie erneut auslösen könnten.

Im ungünstigsten Fall haben sie eine Ersatzsucht programmiert, wir nennen das Suchtverlagerung.

Frage:

Können Sie unseren Lesern etwas über Ihren absoluten Tiefpunkt in Ihrer Alkoholkarriere berichten?

PETRA Belschner:

Kann ich, wo soll ich anfangen. Ich zeige ihnen hier die markantesten Punkte

  1. 5 Tage auf der Straße in Hamburg am Hauptbahnhof, bis ich endlich wieder den Weg nach Hause finden durfte.
  2. 3 Tage ohne Erinnerung in der Nähe von Göttingen, aufgegabelt von der Polizei mit 4,7 Promille. 3 Stunden später abgehauen, oder besser, durch offene Türen der geschlossenen Psychiatrie in der Uniklinik Göttingen gegangen, einen Engel getroffen und heimgefahren.
  3. 5 Tage Alkoholkoma in der Uniklinik Eppendorf. Gott getroffen, kennen gelernt, ihn gebeten, mich zu behalten. Er hat mich mit einem Auftrag, bzw. mehreren Aufträgen wieder zurückgeschickt.

Frage:

Sie wollen einen neuen Ansatz in der Alkoholismustherapie präsentieren – wie lautet der?

PETRA Belschner:

Das ist ganz einfach. Wie bei allen Krankheiten ist hier die Medizin schon lange an ihre Grenzen gestoßen. Die Menschen werden – auch in der Sucht – und im Gesund werden alle gleich behandelt. In Therapieeinrichtungen, in Selbsthilfegruppen, werden immer nur die Ursachen der Probleme zerlegt, diskutiert, manchmal auch mit Medikamenten Erleichterung verschafft (was vielleicht auch ganz gut ist, ich kenne diese Wege nicht), dann wird oder werden Schuldige gesucht und dann wird geschaut, dass der, die, das mit dem Schuldigen und den Ursachen klar kommen.

Kurz gesagt: Problembehandlungen und Vermeidungsstrategien, die für alle gleiche Gültigkeit haben, Hier steckt der Teufel schon im Wort – „gleiche Gültigkeit“ – = Gleichgültigkeit. Jede Seele ist einzigartig. Jeder Mensch ist eine einzigartige Manifestation einer Seele, einer Seeleneinheit. Es gibt keine einzige identische Seele, keine einzige identische Aura, keinen einzigen Menschen mit einem völlig identischen Energiefeld. Im Energiefeld, auch Aura genannt, finden wir unsere unterbewussten Programm, die uns „leben lassen“. Wir leben zu 95% unbewusst, gesteuert durch Programme, die wir im Alter von 0-12 Jahren übernommen haben. Wir leben das Leben der Anderen.

Frage:

Sie meinen, auch Alkoholabhängige können ab und zu wieder ein Schlückchen Alkohol zu sich nehmen, wenn sie denn trocken sind. Das ist ja genau gegen die landläufige Meinung, die da lautet: Schon ein Tropfen Alkohol bringt einen Rückfall. Wie begründen Sie dies?

PETRA Belschner:

Meine Idee: Die Programme finden, den roten Knopf finden, der mich zur Flasche greifen lässt, auflösen, umprogrammieren, Verantwortung übernehmen und beginnen, ein bewusstes Leben zu leben.

Dann kann ich auch wieder trinken. Das Geschenk, das Wunder hierbei ist, ich muss nicht mehr, ich habe kein Verlangen mehr. Ich kann hier nur aus Erfahrung meiner Praxis, der meiner Mutter und den Klienten in meiner Akademie berichten, die bereits nach 1 Sitzung aufgehört haben zu trinken, nicht alle, aber viele und heute auch glücklich sind. Wenn sie mal einen Schluck „aus Versehen“ oder auch absichtlich erwischen, gibt es keinen Rückfall, denn die Programme, der rote Knopf, sind und ist nicht mehr vorhanden, der die Sucht, das Trinken auslöst.

Ich warne allerdings davor, dies zu tun, wenn ich nicht meine Programme und meinen red button kenne. Dann kann es natürlich und wird und muss es auch, in einen Rückfall führen. Davor möchte ich auch unbedingt Abstand nehmen.

Frage:

Einen Alkoholiker bezeichnen Sie nicht als krank – warum nicht?

PETRA Belschner:

Wir unterscheiden in Gesundheit und Krankheiten. Schon hier liegt wieder der Fehler in der Betrachtung. Es gibt nur eine Gesundheit und es gibt nur eine Krankheit. Wir reden nie von Gesundheiten, aber wir reden von Krankheiten.

Krank bin ich in Abwesenheit von Gesundheit. Ich bin gesund und das auf allen Ebenen des Seins. Wir Menschen beziehen Gesundheit auf unseren physischen Körper. Das reicht nicht aus. Mittlerweile wissen wir auch aus der Quantenphysik, dass der physische Körper, also derjenige Körper, in den wir den Alkohol hineingießen, nur 5-7 % unserer Energiekörper hier auf Erden ausmacht. Was ist mit den restlichen 93-95%? Auch hier muss Genesung und Gesundung stattfinden. Habe ich hier diese Felder geheilt, dann bin ich gesund.

Gesundheit ist ein Bewusstseinszustand, kein Zustand der physischen Körpers. Denn Heilung findet auf völlig anderen Wegen statt, als es uns die Schulmedizin glauben lässt. Und dies betrifft übrigens nicht nur die Bereiche der Süchte und Abhängigkeiten.

Heilung hat mit „heil sein“ auf allen Ebenen zu tun. Und heil kommt von heilig. Da reicht es nicht, sich nur mit dem mentalen Bereich oder dem emotionalen Bereich und meinen Familiengeschichten und der Kindheit zu befassen, das erste Glas stehen zu lassen, auf sämtliche Verpackungen im Supermarkt zu achten und sein Leben zu einer einzigen „trockenen“ Hölle zu machen. Denn so wird es sein, das „Trockene Leben.“

ICH BIN niemals „Alkohol-krank“ gewesen, noch werde ich jemals wieder krank sein. Krank sein bedeutet etwas Umfassendes, etwas Perspektivloses.

Die Medizin spricht immer von Krankheiten und von Gesundheit. Du merkst schon, das eine ist im Plural gehalten, das andere im Singular. Welches davon ist jetzt richtig? Der Singular ist richtig.  Wir müssen beginnen, umzudenken. Wir reden von Krankheit und Gesundheit und dies beschreibt nicht irgendwelche Körperbereiche oder Seelenbereiche sondern hier wird die Ganzheit des Menschen erfasst.

Der Zustand, die Verfassung des Menschen ist hier gemeint, fern ab von irgendwelchen Diagnosen oder Symptomen.  So kann bei der „Krankheit Alkoholismus!“ niemals von einer einzelnen Krankheit gesprochen werden, sondern auch hier ist der Mensch in seiner Ganzheit zu betrachten.

Wie wir schon gesagt haben, der Geist formt den Körper. Ist der Körper nicht in Harmonie und Gleichklang (wie bei einer sogenannten Krankheit zum Beispiel), dann ist hier immer ein bestimmter Bewusstseinszustand vorgelagert, der das Symptom im Körper verursacht.

Und dies sind wiederum Signale, ein Aufbäumen. Der Körper macht sich bemerkbar.

Er weist durch dieses Symptom uns darauf hin, er ruft uns:  „Hier stimmt etwas nicht mit deinem Bewusstsein!“

Symptome gibt es unendlich viele. Jedoch deuten sie immer auf dasselbe hin: Nämlich auf das was wir Krankheiten nennen.

Alkoholismus ist also auch kein Ereignis, das bei jedem Menschen gleich ist, obwohl das die Schulmedizin bedauerlicherweise (bei allen Krankheiten übrigens) immer noch so sieht.

Alkoholismus entsteht nicht aufgrund irgendwelcher Abläufe, die wir suchen und finden müssen.

Alkoholismus entsteht  – wie alle anderen Krankheiten auch – aufgrund von Unwissenheit.

Frage:

Wie sind Sie den „Fesseln“ des Alkohols entkommen und welche Rolle hat Spiritualität dabei gespielt?

PETRA Belschner:

Oh das ist eine sehr gute Frage, die gefällt mir. Ich habe aufgehört mit dem Trinken, ohne zu wissen, ohne genau zu wissen, warum es mir gerade jetzt gelingt, und nicht schon bei oder nach einem der 50-100 Entzügen. Heute, rückblickend, kann ich sagen, es war eine Spontanheilung, eine geführte Heilung zum Wohle vieler Menschen. Wie ist das zu verstehen? Durch die vielen Schritte bin ich zu einem Ergebnis geführt worden. Hier trifft der Spruch „Der Weg ist das Ziel“ genau ins Schwarze.

Heilung ist nur möglich, wenn ich den Weg finde, auf dem die Krankheit, die sogenannte Krankheit gekommen ist. Ich war schon immer in Kontakt mit der spirituellen Seite in mir, nur habe ich sie nicht wahrgenommen. Nach der Sucht kamen noch viele andere Krankheiten, die mich zu dem was ich heute bin, geführt haben.

Jesus, Gott, die geistige Welt – viele Namen, immer dieselbe Energie.

Besser erklären kann ich es, wenn ich sage, Spiritualität, das „wer-bin-ich“ zu kennen, lässt mich gesund sein, trocken sein, und glücklich.

Ich glaube, dass es keine spirituellen Übungen und Methoden gibt, die uns gesund und heil werden lassen. Es ist immer das Bewusstsein, und das Bewusstwerden.

Heute bin ich „online“, meistens wenigstens – und da spüre ich meine Essenz, mein wer-bin-ich und lebe glücklich mein was-bin-ich.

Ich hoffe, dass ihre Leser mich verstehen.

Frage:

Sie bieten Süchtigen Hilfe an – wie sieht das konkret aus?

PETRA Belschner:

Das ist ganz einfach zu beantworten. Ich liebe sie, so wie ich mich liebe. Ich gebe die Demut und die Dankbarkeit über mein Leben weiter, und ermögliche den Menschen dadurch, wenn sie bereit sind, Mut zu fassen und das was wir Hoffnung nennen. Mit dem Wort Hoffnung allerdings tue ich mich etwas schwer, wobei mir keine bessere Beschreibung einfällt. Hoffen heißt nicht wissen. Und Heilung setzt voraus zu wissen, und das Wissen auch umzusetzen und in Erfahrung zu bringen, damit es zur gelebten Weisheit wird.

Ich lebe vor, ich gehe voraus. Ich bin kein Führer, ich bin eine Gefolgsfrau. Die Menschen können meinem Weg folgen oder es sein lassen. Es ist ihre freie Entscheidung.

Ich danke ihnen für ihren Mut und ihr Einfühlungsvermögen.

Vielen Dank für das Interview. Bitte unbedingt auf die beiden Bücher hinweisen, möglichst mit Foto und Abbildungen der Bücher. Danke

Petra Belschner 2016 – https://alkoholikerinnen.wordpress.com