Mammut-Experte Dick Mol (rechts mit blauer Krawatte) und links neben ihm Evangelos Ch. Vlachos, Geologe und Kurator des "Mammoth-Museum"
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Interview mit dem international renommierten Mammut-Experten Dick Mol aus Hoofddorp (Niederlande)
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Frage: Herr Mol, Sie haben zusammen mit Frau Professor Dr. Evangelia Tsoukala an der feierlichen Eröffnung des neuen „Mammoth-Museum“ („Mammut-Museum“) in Thessaloniki (Griechenland) teilgenommen. Was zeigt dieses Museum?
Antwort: Am Samstag, dem 19. Dezember 2009, wurde das „Mammoth-Museum“ in Thessaloniki eröffnet. In diesem Museum wird anhand von Funden eiszeitlicher Säugetiere vom Nordseeboden, vor allem des Wollhaar-Mammuts (Mammuthus primigenius), gezeigt, dass die Nordsee zwischen den Britischen Inseln und dem europäischen Kontinent in der letzten Eiszeit eine trockene und kalte Steppe gewesen ist. Man konnte zwischen etwa 100.000 und 11.500 Jahren vor heute in der Weichsel-Eiszeit von Holland nach England wandern, ohne nasse Füsse zu bekommen! Es war damals ein Paradies für Tiere wie das Wollhaar-Mammut, Fellnashorn, den Steppen-Wisent, aber auch Raubtiere wie Löwe, Bär, Hyäne und sogar die Säbelzahnkatze Homotherium. Das Museum gehört zum Dino-Park von Thessaloniki (Mazedonien) in Griechenland und ist sehr geschmackvoll eingerichtet von Studenten der Paläontologie und Geologie der Aristoteles-Universität in Thessaloniki. Viele große Bilder von Fischkuttern, Aktivitäten an Bord der Kutter sowie vom Fisch- und Fossilienfang erläutern die interessante Geschichte der heutigen Nordsee.
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Professor Evangelia Tsoukala von der Aristoteles-Universität in Thessaloniki
Frage: Wer hatte die Idee für das „Mammoth-Museum“?
Antwort: Im Juni 2009 kam meine Freundin, Professor Evangelia Tsoukala von der Aristoteles-Universität in Thessaloniki, zu Besuch in die Niederlande. Seit einigen Jahren arbeiten wir intensiv zusammen. Wir graben eine Fauna aus dem Pliozän mit Mastodonten wie Mammut borsoni (Europäischer Mastodont) und Anancus arvernensis (Mastodont der Auvergne) aus und haben in Milia, in der Nähe von Grevena (Westliches Mazedonien, Griechenland) ein kleines Museum eingerichtet. Es wird jetzt ein sehr großes Zentrum für Paläontologie in Milia geplant. Dazu führten wir viele Gespräche. Natürlich habe ich Frau Tsoukala die Funde der Nordsee gezeigt. Sie war sehr beeindruckt, nicht nur von der Qualität, sondern auch von der großen Menge der Funde, die jede Woche von den Fischern an Land gebracht wird. Sofort hat Frau Tsoukala vorgeschlagen, ein Museum über die Fossilien aus der Nordsee in Thessaloniki (das auch am Meer liegt) einzurichten, natürlich mit Originalfunden. Das „Mammoth-Museum“ wurde gebaut von Vassilis Michailidis, dem Eigentümer des „Hotel Nouvelle“ und des Dino-Park in Thessaloniki.
Vassilis Michailidis (links), Hotelier und Eigentümer des "Mammoth-Museum", mit Dick Mol
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Frage: Wer ist verantwortlich für das „Mammoth-Museum“?
Antwort: Verantwortlich für das „Mammoth-Museum“ ist Evangelos Ch. Vlachos, ein griechischer Geologe und Student von Evangelia Tsoukala. Er ist Kurator des „Mammoth-Museum“, hat die meiste Arbeit beim Aufbau geleistet und eine Broschüre über das Museum verfasst.
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Frage: Sind im „Mammoth-Museum“ besonders eindrucksvolle Originalfunde zu bewundern?
Antwort: Ja, es gibt einige sehr schöne und spektakuläre Stücke wie einen Mammutschädel mitsamt Oberkiefer, Backenzähnen und Stoßzähnen. Leider nicht komplett, aber sehr gross und eindrucksvoll. Auch einige Extremitäten, wie Oberschenkelknochen, Schienbeinknochen und so weiter sind zu bewundern. Auch möchte ich gerne hinweisen auf das Display über den Zahnwechsel der Mammute. Fasst alle Gebisselemente von Ober- und Unterkiefer sind ausgestellt. Auch der Horizontalwechsel der Zähne wird erklärt und dass man anhand von einem Backenzahn das individuelle Alter des Mammuts bestimmen kann. Das ist meines Ermessens einmalig in der Welt.
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Logo des „Mammoth-Museum“
Frage: Wo findet man das „Mammoth-Museum“?
Antwort:
Multispace Nouvelle, 70 KM, Thessaloniki – Oreokastro.
P.O. 57013, Thessaloniki, Telefon: 2310-686544-5,
Fax: 2310 686546, Mobil: 6976432675
http://www.mouseiomamouth.gr
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Frage: Kann man sich über das „Mammuthus-Museum“ im Internet informieren?
Anwort: Unter den Internetadressen http://www.mouseiomamouth.gr und bald auch http://www.mammothmuseum.gr - zur Zeit nur in griechischer Sprache, aber bald auch in englischer Sprache.
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Überreichung des Zertifikates für den "Guinness World Record" (längste Stoßzähne der Welt) an den Präfekten von Grevena
Frage: Wann und wie hat Ihre Zusammenarbeit mit Frau Professor Dr. Evangelia Tsoukala begonnen?
Antwort: Ich kannte Frau Evangelia Tsoukala von ihren wissenschaftlichen Arbeiten über pliozäne und pleistozäne Säugetiere seit vielen Jahren. 2006 habe ich sie das erste Mal besucht. Dann hat sie mir die reichhaltigen Sammlungen gezeigt, vor allem die Mastodonten-Überreste aus der Umgebung von Grevena. 2007 haben wir zusammen die Ausgrabung geleitet in der Sandgrube von Milia, wo wir ein Teilskelett von Mammut borsoni ausgegraben haben. Das war ein Erlebnis, das ich nie vergessen werde. Es war im Sommer, es war sehr heiß, 46 Grad Celsius. Ich war damals eher gewohnt, in der Kälte des arktischen Sibirien zu arbeiten. Aber der Mastodont von Milia war etwas ganz Besonderes: Wahnsinnig groß (3,50 Meter Schulterhöhe) und Stoßzähne mit einer Länge von 5 Metern und 2 Zentimetern! Es sind die längsten Stoßzähne der Welt, die man kennt! Im Sommer 2007 wurde dies als „Guinness World Record“ (GWR) anerkannt und ein Zertifikat von GWR an Professor Tsoukala und den Präfekt von Grevena überreicht. Professor Tsoukala und ich sind befreundet, wir haben seit 2006 schon sehr viele Projekte gemeinsam durchgeführt: zum Beispiel am Fundort Milia 5 das Teilskelett von Mammut borsoni ausgegraben, in Kaloneri den Waldelefanten von Kaloneri geborgen, ein pliozänes Nashorn freigelegt, ein Projekt in Siatista angefangen und jetzt das „Mammoth-Museum“ in Thessaloniki. Verschiedene wissenschaftliche Publikationen sind zur Zeit in Druck.
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Frage: War 2009 für Sie als Mammut-Experte ein erfolgreiches Jahr?
Anwort: Ja, 2009 war sehr erfolgreich. Ich habe mehrere erfolgreiche Expeditionen auf der Nordsee durchgeführt. Ich war in Weimar bei Herrn Dr. Ralf-Dietrich Kahlke (Forschungsstation für Quartär-Paläontologie), sechs Mal war ich in Griechenland, ein Mal in Rumänien und dort habe ich die Fundstelle des Racos-Mastodonten (Anancus arvernensis) besucht und war dabei, als die letzten Reste geborgen wurden. Ich habe den Racos-Mastodonten vermessen und mit einer Studie darüber angefangen. In Bulgarien habe ich viele wichtige paläontologische Sammlungen besucht und in Serbien (Kostolac) das Steppenmammut (Mammuthus trogontherii), das 2009 entdeckt wurde, studiert und bestimmen können: ein männliches Tier, ein Bulle, im hohem Alter (anhand der letzten Backenzähne, die schon weit abgekaut sind). Und in Frankreich habe ich mit Herrn Dr. Frédéric Lacombat (Paläontologe am Musée Crozatier, Le Puy-en-Velay) unsere Arbeiten am Steppenmammut von Nolhac (Auvergne) durchgeführt. Auch haben wir weitergearbeitet am Programm für die internationale Konferenz „Mammoths and their Relatives“ die nächstes Jahr in Le Puy-en-Velay in der Auvergne stattfinden wird. Es haben sich jetzt schon 130 Wissenschaftler, Experten auf dem Gebiet der rezenten und fossilen Rüsseltiere, aus der ganzen Welt angemeldet. Auch war ich in Italien, um in der Umgebung von Turin Mastodonten zu studieren und einige klassische Fundstellen im Piemont zu besuchen. Im Dezember dieses Jahres war ich in Eppelsheim, um dort das wunderschöne Dinotherium-Museum zu besuchen und am nächsten Tag das Paläontologische Museum in Nierstein. Da war ich zuvor noch nicht gewesen, obwohl ich oft in der Umgebung von Mainz bin, und ich muss sagen, dass es ein sehr gutes und eindrucksvolles Museum ist von Vater Arnulf Stapf und Sohn Harald Stapf. Die Skelette von Seekühen aus dem Mainzer Becken haben mich sehr beeindruckt. Was für Prachtexemplare dort ausgestellt sind. Ich habe das wirklich genossen! Im Mai 2009 kam das Buch „De Groote Wielen, wie woonden er in de Groote Wielen in de ijstijd?“ in niederländischer Sprache heraus. Das Buch habe ich zusammen mit meinem Freund, Anton Verhagen aus ‘s-Hertogenbosch, verfasst. Das Buch, reich bebildert, ist meines Ermessens sehr gut gelungen. Es wurden viele Tausende von Exemplaren verkauft.
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Gemälde des Künstlers Remie Bakker von Mammut borsoni
Frage: Werden Sie von Kindern oder Erwachsenen manchmal gefragt, wie man Mammut-Experte werden kann?
Antwort: Ja, ich halte viele Vorträge über eiszeitliche Säugetiere und auch über das Wollhaar-Mammut und meine Expeditionen. Diese Vorträge sind für Jung und Alt bestimmt. Und immer wieder muss ich dann erzählen, dass ich von Beruf Zollbeamter am Flughafen von Amsterdam bin und mein Geld nicht als Paläontologe verdiene. Obwohl ich ehrenamtlicher wissenschaftlicher Mitarbeiter von zwei Museen bin: eines davon ist das Naturhistorische Museum in Rotterdam und das andere ist das Musée Crozatier in Le Puy-en-Velay in Frankreich. In Le Puy gibt es sehr interessante und alte Sammlungen mit frühpleistozänen Säugetierresten aus der Auvergne. Die Franzosen Jean-Baptiste Croizet und Antoine Claude Gabriel Jobert haben dort geforscht und 1828 Anancus arvernensis (damals Mastodon arvernensis) erstmals beschrieben. Solche Informationen werden von den Zuhörern sehr geschätzt, glaube ich.
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Gemälde eines Mammuts von Remie Bakker für das Titelbild des Buches „De Groote Wielen, wie woonden er in de Groote Wielen in de ijstijd?“
Frage: Wissen Sie angesichts ihres Schreibfleißes überhaupt noch, wie viele Bücher Sie bereits geschrieben und veröffentlicht haben?
Antwort: Ich habe von meinen Eltern gelernt, dass man alles teilen muss. Ich habe einige Kenntnisse über eiszeitliche Säugetiere im weitenste Sinne. Diese Kenntnisse teile ich gerne, nicht nur mit professionellen Paläontologen, sondern auch mit Laien. Nicht nur in Büchern, sondern auch in kleineren Aufsätzen und Museen. Ich habe im Laufe der letzten 40 Jahre Hunderte von Publikationen veröffentlicht, darunter verschiedene Bücher, oft mit Gleichgesinnten zusammen. Wie viele Bücher genau, müsste ich nachsehen. Aber ich glaube, die wichtigsten Werke kann man im Internet finden.
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Modell des Mastodons der Auvergne namens Anancus arvernensis von Remie Bakker und Dick Mol
Frage: Haben Sie sich für das neue Jahr 2010 als Mammut-Experte etwas Besonderes vorgenommen?
Antwort: Das Jahr 2010 wird ein echtes Mammut-Jahr. Die erwähnte Mammutkonferenz wird stattfinden. Gleichzeitig ist in Le Puy-en-Velay eine grosse Ausstellung „Mammoths & Cie“ geplant. Für diese Ausstellung bauen der Künstler Remie Bakker aus Rotterdam und ich zur Zeit ein lebensechtes Model von Anancus arvernensis, des Mastodons der Auvergne. Es ist fast fertig, leider kann ich noch nicht zeigen, wie es aussieht, aber ich kann sagen dass es wirklich sehr spektakulär ist! Ein Model im Maßstab 1:10 zeige ich hier gerne. Und ich bin davon überzeugt, dass das „Mammoth-Museum“ in Thessaloniki sehr gut besucht wird. Es ist ein originelles Museum mit einer besonderen Geschichte, nämlich über dramatische Klimaänderungen, die auch heute noch sehr aktuell sind! Im „Mammoth-Museum“ können die Besucher viel lernen über die Eiszeiten, über das Klima und die damalige Tierwelt, eine ausgestorbene Tierwelt. Jeder Besucher wird im „Mammoth-Museum“ von Studenten der Aristoteles-Universität geführt. Ja, das sind Studenten von Professor Dr. Evangelia Tsoukala.
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Die Fragen für das Interview stellte der Wiesbadener Wissenschaftsautor Ernst Probst, der das Weblog „Mammut-Zeitung“ http://mammut-zeitung.blogspot.com betreibt und 2009 die Bücher „Der Ur-Rhein“; „Höhlenlöwen“, „Säbelzahnkatzen“ und „Der Höhlenbär“ veröffentlichte.