Seit einem Jahr hat die Initiative Energieeffizienz-Netzwerke eine Geschäftsstelle, die bei der dena angesiedelt ist. Das ist ein guter Zeitpunkt für mich mal ein paar Fragen für ein Interview zu stellen. Der Leiter der Geschäftsstelle, Steffen Joest, hat sich bereit erklärt einige Fragen zu der Arbeit der Geschäftsstelle, den Aktivitäten der Verbände für die Gründung neuer Netzwerke und zu den Zielen der Initiative zu beantworten. So erhalten wir als Außenstehende einen kleinen Einblick in die Aktivitäten der Initiative der Industrie. Schließlich sind die Energieeffizienz-Netzwerke ein hervorragendes Instrument um Industrie und Gewerbe in Klimaschutz und Energiewende einzubeziehen. Für einen weiteren Einblick werde ich auch noch in den nächsten Tagen ein Interview mit einigen Verbänden aus der Initiative veröffentlichen.
Über die Initiative Energieeffizienz-Netzwerke
Die Initiative Energieeffizienz-Netzwerke unterstützt Unternehmen dabei, sich branchenübergreifend, branchenintern oder unternehmensintern in Netzwerken zum Thema Energieeffizienz auszutauschen und dabei eigenverantwortlich Einsparziele festzulegen. Ziel der Initiative ist es, von Dezember 2014 bis zum Jahr 2020 rund 500 neue Energieeffizienz-Netzwerke zu etablieren und damit einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz und zur Steigerung der Energieeffizienz in Industrie, Handwerk, Handel, Gewerbe und Energiewirtschaft zu leisten. Initiatoren der Initiative sind die Bundesregierung sowie mehr als 20 Verbände und Organisationen der Wirtschaft. Die Geschäftsstelle der Initiative wird seit Januar 2016 von der Deutschen Energie-Agentur (dena) geleitet.
Interview mit der Geschäftsstelle der Initiative Energieeffizienz-Netzwerke
Die Fragen beantwortet Steffen Joest, Leiter der Geschäftsstelle der Initiative Energieeffizienz-Netzwerke.
Wie beurteilen Sie die Entwicklung der Energieeffizienz-Netzwerke?
Die Idee der Energieeffizienz-Netzwerke ist vor ca. 15 Jahren in Deutschland angekommen. Zwischen 2009 und 2013 wurde das Projekt 30 Pilot-Netzwerke mit Förderung des Bundesumweltministeriums durchgeführt. Seit dem Start der Initiative Energieeffizienz-Netzwerke im Dezember 2014 haben die Aktivitäten in diesem Themenfeld in Deutschland deutlich zugenommen. Dies zeigt z. B. die erste Jahresveranstaltung der Initiative Energieeffizienz-Netzwerke, die im September 2016 mit über 200 Teilnehmern und mit Beteiligung von u. a. Bundesumweltministerin Hendricks und BDI-Präsident Grillo stattgefunden hat.
Auch der Start der regionalen Koordinatoren als zusätzliche Ansprechpartner für die Netzwerke in der Fläche ist ein Beleg für diese Entwicklung. Außerdem ist die Zahl der Netzwerkgründungen ebenfalls deutlich gestiegen. Im ersten Jahr der Initiative wurden knapp 30 Netzwerke bei der Initiative angemeldet. Im zweiten Jahr waren es schon mehr als doppelt so viele. Aktuell sind bereits mehr als 100 Netzwerke bei der Initiative angemeldet.
So wirkt das Ziel von 500 Netzwerken bis Ende 2020 zwar weiterhin anspruchsvoll, aber nicht völlig unrealistisch. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich die Initiative und auch das Interesse an Energieeffizienz-Netzwerken seit dem Start sehr positiv entwickelt haben. Die Neugründungen von Netzwerken sind allerdings noch keine „Selbstläufer“. Hier ist weiterhin intensive Kommunikations- und Überzeugungsarbeit – von allen bisher in dem Thema Engagierten, aber auch von neuen Akteuren – notwendig, um den Unternehmen die Vorteile der Netzwerke aufzuzeigen und sie von einer Teilnahme zu überzeugen. Denn unsere Erfahrung zeigt: Wer einmal dabei ist, bleibt meist lange und mit großer Überzeugung im Netzwerk.
Welche Aktivitäten werden aktuell unternommen, um weitere Netzwerke zu gründen?
Eine wichtige Aufgabe der Initiative besteht darin, Unternehmen durch gezielte Kommunikations- und Öffentlichkeitsarbeit über die Chancen von Energieeffizienz-Netzwerken zu informieren. Dazu hat die Initiative in diesem Jahr z. B. einen Motivationsflyer veröffentlicht, den Unternehmen über die Partner und die Geschäftsstelle erhalten können. Außerdem bietet die Initiative auf ihrer Webseite seit kurzem eine interaktive Netzwerkkarte an, die einen Überblick über die bestehenden Netzwerke und die weiteren Akteure und Ansprechpartner verschafft. Des Weiteren ist die Initiative auch 2017 wieder auf diversen Messen (z. B. der E-World und der Hannover Messe) und Veranstaltungen vertreten, um Unternehmen anzusprechen.
Außerdem wird die Initiative in unterschiedlichen Formen beworben, z. B. im Rahmen der BMWi-Kommunikationskampagne „Deutschland macht`s effizient“. Mit dem Einsatz von regionalen Koordinatoren versucht die Initiative aktuell, die Unternehmensansprache zum Thema Energieeffizienz-Netzwerke auf regionaler Ebene zu verstärken. Außerdem steht die Initiative im Austausch mit den Bundesländern, um abgestimmte Maßnahmen umzusetzen, um die Netzwerkgründungen zu fördern.
So gibt es bereits einige ergänzende Landesinitiativen Und nicht zuletzt bemühen sich viele der Trägerverbände mit großem Aufwand, Engagement und vielfältigen Aktivitäten darum, dass sich ihre Mitglieder neuen Energieeffizienz-Netzwerken anschließen.
Wie beurteilen Sie die Aktivitäten der Verbände?
Die Partnerverbände und -organisationen aus der Wirtschaft sind von ihrer Struktur und Größe her sehr unterschiedlich. Einige sind in der Fläche vertreten, andere nur mit einem Standort. Einige sind sehr groß und mitgliederstark, andere haben wenige Mitarbeiter und eine geringe Zahl an Mitgliedern.
Daher fallen die Aktivitäten und das Engagement der Partner auch in Abhängigkeit der Ressourcen und Möglichkeiten sehr unterschiedlich aus. Aktuell gibt es zwei Gruppen von Partnern: diejenigen, die sich sehr aktiv beteiligen und sehr tief im Thema Energieeffizienz-Netzwerke stecken und diejenigen, die dabei sind, Wege zu finden, um ihre Beteiligung zu erhöhen.
Eine interessante Zahl ist, dass 4 der 21 Partner der Initiative bisher an der Initiierung bzw. Anmeldung von ca. 60 Prozent der Netzwerke beteiligt waren. Auf Ebene der Dachverbände und -organisationen ist die Beteiligung in Summe gut. Allerdings berichten regionale Akteure, dass es bei der Beteiligung der regionalen Repräsentanzen der Verbände noch viel Verbesserungspotenzial gibt. Besonderes Ausbaupotenzial besteht naturgemäß bei den Verbänden, für deren Mitglieder Energie ein größeres Thema ist – sei es als Kostenfaktor oder als Produkt bzw. Dienstleistung.
Wo liegen die größten Hindernisse in der Gründung neuer Netzwerke?
Eine besondere Herausforderung ist der hohe Aufwand für die Akquise neuer Netzwerke. Dieser wird auf ca. 2 bis 3 Arbeitstage pro Unternehmen abgeschätzt. Hier stellt die Initiative den Netzwerkträgern unterschiedliche Werkzeuge und Arbeitshilfen (z. B. Akquisepräsentation, Leitfaden, Motivationsflyer, Vertragsvorlagen) zur Verfügung, um die Arbeit zu erleichtern. Eine weitere Herausforderung ist, dass das Thema erklärungsbedürftig ist und eine Dienstleistung darstellt, deren Qualität nicht auf den ersten Blick erkennbar ist. Hier ist persönlicher Kontakt und Vertrauen wichtig, obwohl das Thema Energieeffizienz-Netzwerke bereits vor ca. 15 Jahren in Deutschland angekommen ist, wissen die meisten Unternehmen nicht wirklich viel darüber. Hier versucht die Initiative, die Vorteile der Netzwerkteilnahme auf unterschiedlichen Kanälen zu erläutern und zu bewerben. Dafür sollen auch begeisterte Netzwerkteilnehmer als Multiplikatoren verstärkt zu Wort kommen.
Wird die Initiative Energieeffizienz-Netzwerke die angestrebten Ziele erreichen?
Laut der Vereinbarung der Initiative ist das gemeinsame Ziel die Initiierung und Durchführung von rund 500 neuen Energieeffizienz-Netzwerken bis zum Ende des Jahres 2020. Wie bereits ausgeführt, hat sich die Anzahl der neuen Netzwerkgründungen im zweiten Jahr der Initiative gegenüber dem ersten mehr als verdoppelt. Wenn diese Entwicklung anhält, erscheint die Erreichung des Zieles gut möglich. Es wird oft kommuniziert, dass die Einsparungen von 75 Petajoule und 5 Mio. Tonnen Treibhausgasemissionen Ziele der Initiative sind. Hier ist vielleicht wichtig zu präzisieren, dass es sich bei diesen Werten um eine Wirkungsabschätzung handelt, nicht um eine konkrete Zielsetzung. Erste Hochrechnungen der Geschäftsstelle zeigen aber, dass diese Effekte durchaus realistisch sind, wenn die Zielzahl von 500 Netzwerken erreicht wird.
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