Interview mit David Hunt von Hyperion Executive Search

Von Energystar @energynet

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David Hunt, Hyperion Executive Search, über die Aktivitäten in Deutschland

Ein Beitrag im Auftrag von Hyperion Executive Search,  Experten für die Vermittlung von Führungskräften im Bereich der erneuerbaren Energien. Der Anlass ist die Verstärkung der Aktivitäten in Deutschland. Das Unternehmen hat seinen Hauptsitz in Liverpool. Das Interview ist im Original veröffentlicht bei hyperionsearch.de, die Fragen und die Übersetzung auf Deutsch stammt von energynet.de.

David Hunt, Sie eröffnen ein Büro in Berlin. Mit welcher Motivation kommen Sie nach Deutschland?

Wir arbeiten in Deutschland schon seit über 18 Monaten. Tatsächlich sind sogar schon mehr als 80% der Such-Aufträge aus Deutschland, von deutschen Unternehmen oder von Unternehmen aus dem Ausland die eine europäische Zentrale in Berlin etablieren oder eröffnen möchten. Wir bauen aktuell unser Deutschland-Team auf, einmal in der Zentrale in Liverpool und natürlich auch in Deutschland. Zur Motivation, neben dem Markt der uns herführt, die Energiewende war meine Einführung in den Bereich der Erneuerbaren Energien. Es war meine wichtigste Informationsquelle bevor ich mein erstes Erneuerbare Energien Unternehmen in 2007 gegründet habe, ein Installationsbetrieb für Photovoltaik und Kleinwind-Kraftwerke. Seitdem habe ich eine starke Verbindung mit Deutschland, viele unserer Zulieferer damals sind heute Kunden, wie SMA und Q-Cells. Ich genieße meine Zeit hier sehr.

Es gibt aktuell einige britische Unternehmen aus dem Cleantech-Sektor, die eine Niederlassung in Deutschland eröffnen. Liegt es an der Politik oder ist der deutsche Markt so interessant?

Ich denke das liegt daran, dass der deutsche Markt weiter entwickelt und daher interessanter ist. Als Beispiel kann ich sagen, dass wir viele unserer Geschäfte im Bereich der Energiespeicher machen. Während der Markt in UK jetzt interessant wird, ist er in Deutschland schon viel länger aktiv. Im letzten Jahr waren die meisten unserer Platzierungen mit deutschen Unternehmen wie Sonnen, oder mit den deutschen Niederlassungen von globalen Konzernen wie LG Chem. Besonders Berlin hat eine sehr lebendige Startup-Kultur, viele davon rund um den Bereich “clean energy” und der Digitalisierung der Energiewirtschaft. Damit ist Berlin ein attraktiver Ort für unsere erste Niederlassung im Ausland. Natürlich ist auch der Brexit ein großer Faktor. Ich denke Deutschland wird auf unterschiedlichen Wegen vom Brexit profitieren während UK deutlich darunter leiden wird. Es war ein sehr trauriger Tag. Ich war in München auf der Intersolar als das Ergebnis der Abstimmung bekannt gegeben wurde. Es war ein großer Schock. Die Gründung einer GmbH und Vergrößerung des Teams macht für uns großen Sinn, wie auch für viele andere britische Unternehmen.

Fachwissen und Erfahrung im Bereich Erneuerbare Energien sind stark nachgefragt

Der Energiesektor verändert sich heute schnell. Welche Fähigkeiten sind besonders wichtig für Bewerber, die in dieser Branche arbeiten möchten?

Anpassungsfähigkeit! Ich denke Sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen, der Markt bewegt sich mit einer erstaunlichen Geschwindigkeit. Schauen Sie nur auf den Markt für das Laden von Elektroautos, wir erwarten einen deutlichen Schub für uns in 2018, obwohl wir schon sehr aktiv waren in den letzten 3-4 Monaten. Fachwissen und Erfahrung im Bereich saubere Energie sind stark nachgefragt, wie auch Leute, die sich angepasst haben und Erfahrungen oder Qualifikationen in Solar- oder Batteriespeicher-Technologien haben. Verkäufer sind in neuen Märkten oder bei neuen Marktteilnehmern immer gefragt. Ein gutes Verständnis der deutschen Energiewirtschaft ist wertvoll. Natürlich sind heute bei der zunehmenden Digitalisierung der Energiewelt IT-Kenntnisse für technische und operative Aufgaben unerlässlich. Die STEM-Studienfächer (in Deutschland MINT: Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) sind in UK deutlich unterrepräsentiert, in Deutschland vermutlich auch. (Anmerkung Andreas Kühl: ja, hier ist es genauso). Dies hat zur Folge, dass diejenigen mit Kenntnissen in diesen Bereichen sehr gefragt sind. Der Krieg um Talente ist sehr real, ein Glück für uns.

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In Listen mit attraktiven Arbeitgebern tauchen keine Unternehmen aus dem Bereich der Energiewende auf. Ist der Energiesektor nicht attraktiv genug für junge Talente?

Ich würde sagen das Gegenteil ist der Fall. Wir werden regelmäßig angefragt von jungen Universitätsabsolventen, die daran interessiert sind in diesem Bereich zu arbeiten, wie auch von erfahrenen Bewerbern, die von etablierten Branchen wie Telekommunikation oder von der alten Energiewirtschaft wechseln wollen. Vermutlich ist es auch in anderen europäischen Ländern so wie in UK, reine Internet-Unternehmen erhalten viel Aufmerksamkeit und haben eine hohe Zugkraft für Bewerber, sie haben viele Schlagzeilen. Dies bedeutet, im Bereich saubere Energie haben wir keine Schwierigkeiten Bewerber zu finden, die sich für die Aufgaben interessieren die wir zu vergeben haben, wir sind für gewöhnlich stärker nachgefragt, das Problem ist häufig das Fehlen von relevanten Fähigkeiten oder Qualifikationen, sowie Erfahrung in diesem Bereich.

Ist es leichter in Deutschland gute Fachleute für den Bereich “Clean energy” zu finden als in UK?

Es ist leichter in dem Sinne, dass es dort mehr davon gibt. Deutschland ist schon länger dabei die Wende zu sauberer Energie zu vollziehen als die meisten anderen Länder, daher gibt es dort auch mehr erfahrene Bewerber oder Experten. Der Rekrutierungsmarkt ist dennoch sehr unterschiedlich in Deutschland, wie und wann Menschen den Arbeitsplatz wechseln und aus welchen Gründen unterscheidet sich deutlich von den in UK oder den in USA. Ich spreche sehr oft mit Bewerbern oder Kontakten in Deutschland, die von Headhuntern aus UK angeworben wurden. Unweigerlich wissen sie nichts von dem Sektor in dem sie Experten sind, oder über das Land von dem sie diese Woche angesprochen wurden. Aus diesem Grund ist es für uns wichtig selbst Experte in unserem Marktwissen zu sein als auch deutsche Mitarbeiter in unser Team einzubinden, um die Branche und die Kultur des Arbeitsplatzwechsels hier vollständig kennenzulernen. Ich habe über zehn Jahre Erfahrung in der Zusammenarbeit mit deutschen Technologie-Unternehmen und den Menschen, die für sie arbeiten.

Deutschland ist gesegnet mit talentierten Menschen, die alles tun um die Energiewende voran zu treiben

Können wir noch optimistisch sein in der Erreichung der Klimaziele mit einer verlangsamten Energiewende in Deutschland?

Ich denke, dass Optimismus das eine große Ding ist, das den “Clean Energy Sector” am laufen hält, Du musst daran glauben, was wir tun und, dass das Unmögliche möglich ist. Als ich mein Solar-Installations-Unternehmen aufgebaut habe in UK in 2007 gab es keine Einspeisevergütung, keine staatliche Unterstützung und Solarmodule kosteten noch über 3 Euro pro Watt. Ich denke der große Vorteil den Ihr in Deutschland habt, ist dass die Energiewende-Bewegung von unten, von der Basis her kommt. Ich lese und rede sehr gerne mit Arne Jungjohann, Energie-Analyst und Autor des Buches „Energy Democracy – Germany’s Energiewende to Renewables“. Menschen treiben die Politik voran. Aus unserer Erfahrung ist Deutschland gesegnet mit einigen sehr talentierten und engagierten Menschen, die alles tun was sie können die Energiewende voran zu treiben und zu schaffen.

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Solarworld hat Insolvenz angemeldet und frühere deutsche Modul-Hersteller sind vom Markt verschwunden. Warum sollten wir nach wie vor optimistisch sein für die Solarindustrie in Deutschland?

Ich denke es wird schwer für eine rentable Modulfertigung in Deutschland. Die Größe und die globale Reichweite der Top-Unternehmen macht dies praktisch unmöglich, selbst Hanwha hat dies mit Q-Cells nicht geschafft. Auf der anderen Seite sehen wir SMA, die angesichts der Ressourcen von Sungrow und Huawei nach wie vor Weltmarktführer sind. Andere Teile der globalen Lieferkette sind immer noch stark in Deutschland, wie die Montagesysteme, Zubehör, O&M, Projektentwicklung und, nicht zu vergessen, die Maschinen für díe Modul-Fertigung. Wie wir bereits erwähnt hatten, viele globale Konzerne wählen Deutschland aus für den Sitz ihrer Europazentrale. Wir arbeiten immer noch mit vielen dieser Unternehmen um in Deutschland zu starten oder das Geschäft dort auszubauen. Geographisch, politisch, wirtschaftlich und durch den Reichtum an Talenten und Erfahrung, macht es absolut Sinn diesen Weg zu gehen. Wir werden weiterhin großartige Kandidaten im Solarsektor, wie auch bei Energiespeicher und in der Mobilität, unterbringen.