Interview mit David Füleki!

Heute stellen wir euch David Füleki vor! Wir hatten die Gelegenheit ihn zu treffen und zu erfahren, was er über das Leben als Comiczeichner und seines Werdegangs zu erzählen hat!

JPC: Hallo David! Es ist toll, dass du dir für uns Zeit nehmen konntest! Ich glaube, zuerst wäre es hilfreich, wenn du dich unseren Lesern kurz vorstellst. Also, wer bist du?

David: Ich bin David Füleki und ein Comiczeichner, von mir aus auch Manga-Zeichner, wenn man es so nennen mag. Ich bin gerade hier in Osnabrück wegen eines Manga-Workshops, komme aber eigentlich aus dem Erzgebirge. Unter anderem zeichne ich für Tokyopop und habe einen eigenen Verlag: Delfinium Prints.

Ansonsten bin ich gelernter Medienwissenschaftler und mache das jetzt seit zwölf Jahren beruflich bzw. hauptberuflich. Aktuell arbeite ich an dem Projekt Demon Mind Game und vielen anderen Projekten nebenbei, aber davon wird das Publikum ziemlich wenig mitbekommen.

JPC: Wieso ist das denn so?

David: Weil ich viele verschiedene Kanäle bediene, deswegen sage ich auch immer ich bin eher ein Comiczeichner als ein Manga-Zeichner, weil ich hauptsächlich Sachen mache, welche ich nicht als Manga bezeichnen würde. Das Projekt, an welchem ich hauptsächlich arbeite, ist ein Kindercomic im franko-belgischen Stil. Dieser erscheint überwiegend in Hessen.

JPC: Wann hast du denn ungefähr mit dem Zeichnen angefangen? Jeder hat da wahrscheinlich immer seine eigenen Anfänge und hat irgendwann den erleuchtenden Moment, dass Zeichnen für einen das Richtige ist. Wie war das bei dir?

David: Bei mir gab es nie die Frage, ob Zeichnen geil ist, ich habe es einfach gemacht! Damals war das ein Kosten-Nutzen-Ding. Als ich noch klein war, da war es einfach das Einfachste, mich mit Papier und Stift zu beschäftigen, denn so krasses Spielzeug wie heutzutage hatte ich früher nicht.

Die Erleuchtung hatte ich dann ungefähr in den 90er Jahren, als ich das erste Mal Zugriff auf amerikanische Comics hatte. Und da hab ich dann gemerkt: Ey, ich mach jetzt auch sowas. Danach gab es dann immer wieder Meilensteine und als der Manga-Boom kam, habe ich gemerkt, dass das der Stil ist, der mir am meisten Spaß macht.

Da hab ich das erste Mal, so mit 15 oder 16 Jahren, für mich gesagt, dass ich Mangazeichner werde.

JPC: Also stand an diesem Punkt für dich fest, dass du das beruflich machen willst?

David: Ja, ich habe es damals ein wenig unrealistisch betrachtet, weil ich mir einfach dachte: „Ja, ich mach das einfach jetzt und dann kommt so in einem Jahr ein Buch von mir heraus. Und dann verdiene ich so viel wie Akira Toriyama." Es hat noch lang gedauert, sehr lang.

Und bis heute kann ich nicht nur von Manga leben. Es ist in Deutschland nicht so sinnvoll, sich ganz darauf zu konzentrieren, aber gegen Ende der Schulzeit dachte ich mir: „Ich mach jetzt nur noch mein Abitur fertig, aber dann starte ich als Mangaka durch."

Aber es gab immer noch andere Dinge, welche ich für ein paar Jahre dazwischen schieben musste. „Ich mach jetzt noch den Zivildienst, aber dann, dann werde ich Mangaka." Dann kommt das Studium und man sagt sich „Nur noch den Bachelor, dann bin ich Mangaka." Dann habe ich noch den Master gemacht. Es hat also nicht so ganz geklappt, wie ich es mir vorgestellt habe.

Wäre es nach mir gegangen, hätte ich direkt die Schule mit 15 oder 16 sausen lassen, um Mangaka zu werden. Dafür bin ich jetzt super gebildet, aber immer noch kein richtiger Mangaka.

JPC: Trotzdem hast du ja auch recht viele Preise abgestaubt. Gibt es denn da einen Preis, auf den du ganz besonders stolz bist?

David: Der Preis auf den ich am stolzesten bin, den habe ich gar nicht abgestaubt. Aber ich wurde nominiert für den Max-und-Moritz-Preis. Und ich habe ein großes Ziel: Es gibt vier große Comic-Preise in Deutschland, von denen ich bereits drei gewinnen konnte. Der Max-und-Moritz-Preis, der alle zwei Jahre durch eine Jury vergeben wird, fehlt aber noch. Bereits als Kind schaute ich zu den Preisträgern auf und irgendwann fehlte dann gar nicht mehr viel...

Für mich ist das auch ganz wichtig, dass das nicht nur ein Publikumspreis ist, sondern dass da auch Fachleute, sprich andere Comiczeichner bzw. preisgekrönte Comiczeichner, Wissenschaftler, Journalisten mal für sich sagten „das Ding ist gut", und mich dann nominiert haben. Ich habe zwar knapp nicht gewonnen, aber trotzdem bin ich sehr stolz auf diese Nominierung.

Das hat mir wiederum ein paar Türen geöffnet, wodurch ich dann ein bisschen anders wahrgenommen wurde. Der Comic, für den ich nominiert wurde, den gab es bestimmt schon seit acht Jahren. Der wurde immer als Trash abgestempelt. Der hatte zwar auch viele Fans, aber es hieß oft, dass es nur ein dummer, alberner Gag-Comic sei.

Doch dies war nicht mein Anliegen. Dieser Comic hatte viele Sub- und Meta-Ebenen und es hat mich echt geärgert, dass der Comic immer so abgestempelt wurde. Aber mit der Nominierung war das ein Gefühl der Anerkennung, dass er auch kulturelle Ebenen hat und besagte Sub- und Meta-Ebenen entdeckt wurden.

Dadurch wurden mir auch außerhalb der Manga-Szene ein paar Türen geöffnet, denn es ist wichtig, dass du auf vielen Hochzeiten tanzt und dich nicht nur auf der Manga-Szene ausruhst.

JPC: Da hast du dann wahrscheinlich auch viele Emotionen erlebt. Thema Emotion: Wie war das Gefühl, als du das erste Mal ein Werk von dir im Regal gesehen hast? Nicht jeder kommt an einen Verlag und für die, die wirklich angenommen werden, ist das doch ein harter Weg.

David: Meine erste Veröffentlichung, das war 1997, war echt nur in einem Werbeprospekt einer Supermarktkette, welche es schon nicht mehr gibt. Aber das war eine nationale Veröffentlichung und da war ich stolz. Das war zwar nur so ein Werbeprospekt, das man nicht so für voll genommen hat, aber von da an hat das Gefühl irgendwie abgenommen. Später war ich in einem Sparkassenkalender drin, hab hier und da mal einen Wettbewerb gewonnen, wo das Gewinnermotiv abgedruckt wurde.

Die erste Manga-Veröffentlichung war 2001 in der BANZAI!, falls das jemand kennt. Das waren damals nur vier Panel, wo Kot drin vorkam. Es ist ganz peinlich gewesen, ich wusste nicht, dass das dann anschließend über 120 000 Leute lesen. Ich dachte, ich reich einfach irgendwas ein, die BANZAI! war damals noch ganz neu und ich dachte mir, das lesen nur 100 Leute.

Hab dann gewonnen, es wurde veröffentlicht, aber ich habe mich schon gleichzeitig geschämt, weil es so ein dummer Comic war. Trotzdem war ich richtig stolz über diese große Veröffentlichung. Es waren zwar nur vier Panel, aber ich glaube, da habe ich emotional mehr rein investiert, als in Demon Mind Game.

Obwohl das ein 200-Seiten-Taschenbuch ist, das bei Tokyopop erschien, kann es nicht das Gefühl reproduzieren, dass das Manga-Debüt hervorruft. Was natürlich schade ist.

JPC: Man merkt, du macht das echt schon sehr lange und hast folglich auch viel Erfahrung gesammelt. Wie ist es vom Technischen her, bevorzugst du noch klassisch Papier oder steigst du auch schon komplett auf digital um?

David: Schon noch Papier, es liegt vielleicht auch einfach an der Haptik. Und ich bin ja schon alt, ich kenne mich nicht gut aus mit moderner Technik. Es stimmt wirklich, ich hab gerade so ein Touchscreen-Teil am Bahnhof gecrasht. Papier gibt mir das Gefühl, dass ich die Kontrolle darüber habe, die ich dafür brauche. Ich habe einen riesen Respekt vor diesen ganzen Kids, die das alles komplett digital zeichnen können.

Ich bin, glaube ich, mit meinem Verständnis für moderne Medien nicht fein genug, aber ich bin zumindest, was die Nachbearbeitung anbelangt, (wie die Koloration) nicht abgeneigt, denn es ist ja auch kosten- und zeitsparend.


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