Im letzen Beitrag habe ich euch den ionas Server Home vorgestellt. Heute hab ich ein Interview mit dem technischen Geschäftsführer Christoph Dyllick-Brenzinger von ionas.
Wie kam es zu ionas – Ihr Online Assistent?
Die Idee stammt eigentlich nicht von mir, sondern von meinem Bruder Ralf. Er war während der Endphase seiner Doktorarbeit häufig bei unseren Eltern und wurde fast täglich mit irgendwelchen Computerproblemen bombardiert und so von der Doktorarbeit abgehalten. Also hat er sich auf die Suche nach einem Anbieter für Computerhilfe in Freiburg umgesehen, der die zwei zentralen Anforderungen für unsere Eltern erfüllt. Der Anbieter sollte
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jederzeit verfügbar sein und
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die Sprache meiner Eltern sprechen.
Aufgrund der ständigen Erreichbarkeit hat er sich zuerst die ganzen telefonischen Beratungen angesehen und ein Paar auch getestet. Die Erlebnisse waren aber echt niederschmetternd. Manche Anbieter verlangten horrende Vorauskasse, ohne etwas zu leisten. Andere versprachen 24 Std. Erreichbarkeit ohne es zu halten…
Am Ende löste er die Probleme unserer Eltern selbst, aber es keimte der Gedanke, sich mit einer professionellen Computerhilfehotline selbstständig zu machen. Und so kam es ja schließlich dann auch. Mit ionas – Ihr Online Assistent bieten wir 365 Tage im Jahr Computerhilfe per Telefon und Fernwartung und unsere ionas-Server sind innovative private Cloud Lösungen für Privatpersonen, Selbstständige, Gründer und kleine Unternehmen.
Wieso verwendet ihr noch den Raspberry Pi 1 B+ und nicht den Raspberry Pi 2 B?
Als wir den ionas-Server Home konzipiert haben, gab es den Raspberry Pi 2 B noch nicht. Deshalb haben wir am Anfang den Raspberry Pi 1 B+ verwendet. Als dann der Raspberry Pi 2 B rauskam, haben wir natürlich überlegt, unsere Hardwarebasis zu aktualisieren. Doch wir haben uns am Ende dagegen entschieden. Der zentrale Flaschenhals des Raspberry Pis beim Einsatz als public- oder private Cloud ist die Netzwerkschnittstelle und dieser Flaschenhals wird durch den Rpi 2 B nicht behoben. Der zusätzliche Arbeitsspeicher und der schnellere Prozessor bringen keinen wirklichen Mehrwert, solange die Datenübertragungsrate nicht steigt.
Deshalb planen wir in 2016 den Umstieg vom Raspberry Pi auf einen Banana Pi.
Aus welchem Grund ist Seafile als Clouddienst vorinstalliert?
Seafile bildet das Herz unseres Cloud-Servers, da der Dienst sehr ressourcensparend und unglaublich zuverlässig arbeitet. Ich nutze Seafile privat schon seit knapp 4 Jahren und habe noch nie irgendwelche Synchronisations- oder Updateprobleme gehabt. Mit der Johannes Gutenberg Uni bei uns in Mainz und der Humboldt Universität zu Berlin haben aus demselben Grund auch zwei nicht unbedeutende Unis in der letzten Zeit den Open Source Dienst in den produktiven Einsatz übernommen.
Wäre ownCloud eine Alternative?
Ich kann ehrlich gesagt den Hype um ownCloud nicht verstehen. Ich habe ownCloud in den Versionen 4, 5 und 7 getestet und hatte immer Probleme damit. Ich hatte viel eher das Gefühl, dass ownCloud mit jeder neuen Version zwar tolle neue Features dazubekommt, die Basisfunktionen aber nicht zuverlässig laufen. Ich konnte mich auf die Synchronisation nie verlassen und einmal wurde durch ein Update meine komplette Datenbank zerschossen. Deshalb stand es nie ernsthaft zur Diskussion, ownCloud auf dem ionas-Server zu verwenden.
Ihr richtet eure Produkte mit den Kunden zusammen via TeamViewer ein. Wie kam es zu der Idee das so zu handhaben?
Dies liegt an der Entstehungsgeschichte von ionas. Gestartet sind wir im September 2014 als reine Computerhilfehotline. Erst ein paar Monate später kam die Idee für den ionas-Server, weil wir gemerkt haben, dass unsere Kunden nach zuverlässigen Backuplösungen gefragt haben und wir eigentlich keine empfehlen konnten. Lieschen Müller will halt kein NAS selbst einrichten oder sich ownCloud installieren. Dropbox findet Sie suspekt bzw. hat durch die Berichterstattung nach Edward Snowden irgendwie Hemmungen, die eigenen Daten einem Dienstleister anzuvertrauen. Wir dachten, wir könnten hier ein Produkt entwickeln, was wir auch technisch unerfahrenen Benutzern einrichten können und die den Funktionsumfang zu schätzen wissen.
Ihr habt die Weboberfläche eurer Produkte selbst entwickelt. Wie kam es dazu?
Ursprünglich wurde der ionas-Server per Kommandozeile administriert. Natürlich hatten wir ein paar Scripte vorbereitet, aber die Einrichtung und Administration war noch mit viel manueller Konfiguration verbunden. Dies bemängelte auch Dr. Oliver Diedrich von der c’t, der unser Gerät kurz nach dem Verkaufsstart getestet hat. Der Chefredakteur für den Linux-Bereich schrieb, dass unser Produkt und unsere Idee zwar sehr spannend seien, aber man das Gerät eben nur schwer selbst administrieren kann. Deshalb war klar, dass wir die Administration einfacher machen mussten und so begannen wir mit der Entwicklung des Cockpits.
Wäre ein Banana Pro eine Alternative zum Raspberry Pi?
Definitiv. Wie schon gesagt, planen wir einen Wechsel der Hardware in 2016. Aktuell liegt unser Fokus auf dem ionas-Server Small Business. Also einem Rundum-Sorglos-Paket für Gründer, Selbstständige und kleine Unternehmen. Der Small Business Server ist sozusagen der große Bruder vom ionas-Server Home, da er viel mehr Leistung und noch mehr Features mitbringt. So ist ein Projektplanungstool, eine VoIP-Telefonanlage und ein Customer Relationship Management Tool (CRM) integriert. Besonders stolz sind wir auf die werksseitige Verknüpfung von Telefon und CRM-System. Klingt nach Standard, ist es aber nicht. Denn wo kriegt man das schon?
Wieso liefert ihr nur eine 1 TB-Festplatte mit? Andere Alternativen bieten mehr Speicherplatz für einen günstigeren Preis.
Den ionas-Server Home gibt es mit einer 1 TB und einer 2 TB Festplatte. Wenn man mehr Speicherplatz benötigt, gibt es noch unseren Small Business Server mit 3, 5 oder 10 Terabyte (jeweils in einem RAID 1 oder RAID 10).
Wenn man den Preis pro Terabyte mit anderen Produkten vergleicht, erscheinen wir natürlich teuer, dafür ist bei uns eben die Einrichtungspauschale durch eine 365 Tage im Jahr erreichbare Expertenhotline bereits im Kaufpreis enthalten.
Die Software eurer Produkte ist perfekt gewählt, da es für fast jede Anwendung einen Client für alle Betriebssysteme gibt. Wie kam es zu der Auswahl der Software?
Vielen Dank für dieses Lob. Bei einigen Lösungen konnte ich auf private Erfahrungen zurückgreifen. Bei anderen mussten wir testen, welche am besten zu unserem Server passt. Am Ende stellten wir uns jedoch immer die Frage: „kann man die Software sinnvoll nutzen und ist sie plattformübergreifend nutzbar?“
So kommt es auch, dass unsere eigene Firmen-IT bei ionas komplett durch einen ionas-Server Small Business abgedeckt wird. Wir nutzen die gleiche Telefonanlage und das gleiche CRM, wie sie auch mit unseren Servern mit verkauft wird.
Welches Betriebssystem verwendet ihr für eure Produkte?
Auf dem ionas-Server Home läuft ein Raspbian und auf dem ionas-Server Small Business ein Ubuntu Server 14.04 LTS.