Interview: Maid Café Hanami/Maido no Kisetsu

Im heutigen Interview stellen wir euch daher das Team von Maido no Kisetsu vor. Das Projekt wurde vor zehn Jahren von Jennifer Köhl (Anie) gegründet und wird noch heute von ihr geleitet. Mittlerweile ist das Team auf gut 98 Maids und Hosts aus ganz Deutschland angewachsen.

1. Wie kamst du dazu, ein deutsches Maid Café zu gründen?

Anie: Ich war auf einer Convention und eine Gruppe hatte ein Maid Café geplant. Es lief gar nicht so gut und da habe ich spontan ausgeholfen. Das kam so gut an, dass ich dann mit einer Freundin auf die Idee kam, ein eigenes Maid Café zu gründen.

2. Wie konntest du das Ganze auf die Beine stellen? Hattest du Hilfe?

Anie: Am Anfang konnte ich das Ganze natürlich nicht alleine stemmen. Ich habe vor allem Hilfe von Veranstaltern bekommen, als erstes von der J-Con und dann von der Hanami. Sie stellten mir u. a. Budgets für Kleider und andere Materialien zur Verfügung. Daraufhin habe ich dann 2008 mein erstes Maid Café auf der Hanami veranstaltet. Damals noch mit nur fünf Leuten, drei Maids und zwei Gentlemen. 2009 haben wir dann ein Jahr Auszeit gemacht und die Hanami hat noch einmal ein eigenes Café veranstaltet und in dem Jahr haben wir angefangen, die Pläne für 2010 und das Maido No Kisetsu zu schmieden. Ich habe dann eine Schneiderin mit an Bord genommen. Mit ihr haben wir dann die Schnitte erstellt und ich habe mit ihr zusammen die Kleider genäht und wir haben das Konzept zusammen erstellt. Im ersten Jahr haben wir mit einem Caterer zusammengearbeitet, sodass wir die Probleme mit der Küchenbesetzung nicht hatten.
Und das Jahr danach haben wir uns überlegt, dass das mit dem Caterer zwar gut war, es aber noch besser wäre, wenn wir den Kuchen selbst verkaufen. Und dann kam die Gentlemen's-League, also unsere Herren von der Kisetsu League mit dazu, die zum größten Teil die Küche machen. Also das sind unsere „Spül- und Putzfeen", wenn man so möchte, die aber inzwischen auch den Service mit den Gästen übernehmen. Damit wurde das Team von Jahr zu Jahr größer, sodass wir damals mit einer Person gestartet sind, im zweiten Jahr bei fünf Personen waren und jetzt sind wir bei 98 Helfern.

3. Wie viele helfen bei der Frankfurter Buchmesse aus?

Anie: Hier auf der Messe sind wir mit 53 Personen vertreten, aber wir könnten auch ein bisschen mehr. Man braucht diese Menge an Maids und Gentlemen auch. Denn es ist ja so: Pro Tisch muss eine Maid oder ein Gentleman anwesend sein. Dementsprechend braucht man meist ein Zweischichtensystem, damit die Leute im Service sich auch einmal erholen können. Es ist extrem anstrengend, die ganze Zeit voll für die Kunden da zu sein und sich vier Stunden lang mit den Gästen zu unterhalten. Dementsprechend braucht man dann meistens eine doppelte Schicht. Und in der Küche werden viele Helfer benötigt, da wir vieles in der Küche selbst herstellen. Wir haben viele Milchshakes und Cocktails, die wir anbieten und für die wir auch bekannt sind. Und dafür benötigt man Personal, zum Spülen, Vorbereiten, Aufschneiden von Kuchen und Zubereiten von anderen Speisen.

4. Ist das Personal in der Küche auch verkleidet oder können die ihre „normale" Kleidung anbehalten?

Anie: Unsere Männer tragen traditionell ein schwarzes Hemd mit unserem Sakura Blüten Logo von der Kisetsu League und eine weiße Barschürze. Und unsere Mädels, wenn sie einmal in der Küche helfen, tragen dann tatsächlich auch ihre Maid-Kleider. Sie tragen dann zwar Schürzen zum Schutz, aber ansonsten behalten sie ihre Kostüme an.

5. Ihr habt 2010 den Namen in Maido No Kisetsu geändert. Welche Entwicklung hast du mit dem Projekt durchgemacht, um an den Punkt zu gelangen, an dem ihr heute steht?

Anie: Die Mitgründerin, Yasmin Sänger, spricht fließend japanisch und sie war damals meine beste Freundin, mit der ich das Maid Café gegründet habe. Und wir haben zusammen überlegt, welcher Name könnte passen. Wir wollten das Maido auf jeden Fall mit dabeihaben und wir haben uns dann als Thema überlegt, dass wir zur Jahreszeit unsere Themen abwechseln möchten. Dementsprechend entschieden wir uns für den Namen Maido No Kisetsu, also Jahreszeiten Maid, weil wir eben unsere Themen für die entsprechenden Jahreszeiten umändern.

6. Gab es einen Moment, wo du gedacht hast, das Projekt hinzuwerfen?

Anie: Ja, den gab es. Ich glaube diesen Moment hat jeder einmal, wenn er ein Projekt leitet. Man darf nicht vergessen, dass wir mittlerweile fünf Conventions pro Jahr haben. Und wenn das eine Person allein organisiert, ist das relativ viel. Ich hatte vor zwei Jahren diesen Punkt, wo ich gesagt habe, es geht nicht mehr Leute, ich brauche Hilfe und dann haben wir angefangen, die verschiedenen Conventions zu splitten. D.h. ich hatte zwar immer noch die Hauptorganisation, aber unsere Teammitglieder haben dann angefangen die verschiedenen Conventions selbst zu organisieren. Mittlerweile funktioniert das super und wenn sie fragen haben, können sie auch immer noch fragen, aber es läuft richtig gut und wir bekommen immer mehr Anfragen. Die Veranstalter sind mit uns zufrieden und das ist ja die Hauptsache und jetzt sind wir das erste Mal auf der Frankfurter Buchmesse, also etwas Größeres konnten wir jetzt nicht erreichen, nach der Animagic.

7. Entsteht bei diesem Projekt auch eine finanzielle Belastung?

Anie: Das ist ein Projekt von Fans für Fans, d.h. ich habe auch ganz viel Geld hier reingesteckt. Also wir haben 34 Kleider, die zum Beispiel alle zwischen 80 und 120 Euro kosten. Die haben wir entweder selbst geschneidert, mit einer Schneiderin zusammen gemacht oder angekauft. Besonders die Selbstgeschneiderten sind teuer und das habe ich vor allem privat finanziert und meine ganzen Ersparnisse sind in das Projekt geflossen. Und das ist eben auch das Problem bei Maid Cafés. Wie finanziert man so eine Sache? Wir haben Vereine und Veranstalter im Rücken, die uns immer mal wieder Geld geben, aber wir wollen auch für andere Vereine arbeiten. Dementsprechend versuchen wir meistens die Finanzierung erst einmal selber in die Hand zu nehmen. Zusätzlich gibt es noch einen gewissen Konkurrenzkampf zwischen anderen Maid Café-Anbietern.

8. Ihr erwirtschaftet Geld ja ausschließlich für die Veranstalter oder Partner. Die Kosten versucht ihr über Spenden oder mit Absprache über die Veranstalter zu decken. Habt ihr jemals überlegt, von Ehrenamt zu Kommerz zu wechseln, also selbst damit Geld zu verdienen?

Anie: Überlegt haben wir schon einmal, aber wir brauchen pro Tisch mindestens eine Maid und das bekommt man finanziell nicht gestemmt. Was man da an Geld einnehmen müsste, um die ganzen Leute, die mit mir arbeiten zu entlohnen, ist so nicht machbar. Und ich kann nicht sagen, ich stecke das Geld ein und die anderen bekommen nichts. Das funktioniert nicht. Man schafft es einfach nicht, alle zu bezahlen. Das ist einfach vom Stundenlohn und Mindestlohn nicht möglich. Daher konnten wir das bisher nicht in die Tat umsetzen und ich denke, Deutschland ist noch nicht soweit, dafür, dass ich am Tisch von einer hübschen netten Dame bedient und unterhalten werde, 20 Euro extra für den Tisch zu bezahlen.

9. Gibt es eine Philosophie, die ihr bei eurer Arbeit verfolgt? Etwas, was euch besonders wichtig ist?

Anie: Wir haben eigentlich kein richtiges Motto, sondern nur das „Schweige-Einhorn", kleiner Scherz. Wir machen alles mit Herz und mit viel Freude. Wir sehen die Arbeit sehr locker und sind sehr offen und herzlich. Wir möchten, dass die Leute, die bei uns sind, Spaß haben und wer ein Problem damit hat, der bekommt schon einmal das „Schweige-Einhorn". Wir sind ein ziemlich lockeres Team. Wir halten uns nicht so sehr an die Regeln der japanischen Maid Cafés, schließlich sind wir ein deutsches Maid Café. Und wir haben festgestellt, dass die Deutschen meist ein bisschen peinlich berührt sind, wenn sie ein japanisches Maid Café besuchen.

10. Wie sind die Voraussetzungen, um eine Maid oder ein Host zu werden?

Anie: Man sollte mit Menschen kommunizieren können, man sollte mindestens 16 Jahre alt sein und Spaß haben. Mehr braucht man eigentlich nicht, solange man offen gegenüber den Tätigkeiten und dem Team ist. Alles andere kann man lernen. Wir haben hier viele, die am Anfang sehr schüchtern waren und richtig aufgeblüht sind. Teilweise bekommen diese sogar das meiste Trinkgeld.

11. Ist es vielleicht ein bisschen so, dass, wenn man in einem Kostüm steckt, eine Rolle einnimmt?

Anie: Ja, tatsächlich. Jeder überlegt sich selbst, wen er darstellt. Wir haben einige, die sind introvertiert, andere schüchtern wieder andere kichern sehr oft und sind niedlich. Jeder hat so seine Persönlichkeit, seine eigene Rolle. Deshalb hat jeder auch einen Spitznamen, der uns einfach am Besten beschreibt. Und das hilft einfach in dieser Rolle zu bleiben und die Gäste zu faszinieren. Das ist eigentlich das Wichtigste, das die Gäste Interesse haben und fasziniert sind.

12. Gibt es da Bewerbungsrichtlinien? Oder wie sollen sich zukünftige Bewerber bei euch melden? Anie:13. Ihr bietet verschiedene Dienstleistungen an. Neben Essen und Trinken, habt ihr auch Spiele und Sammelbuttons im Angebot. Wie sehen diese aus? Am Besten schreibt man eine Bewerbung an [email protected], das ist der einfachste Weg, um uns zu erreichen. Jedoch erhalten wir viele Anfragen und Bewerbungen. D. h. es kann auch mal sein, dass wir etwas überlesen, daher bitte hartnäckig bleiben und nochmal nachfragen. Man kann uns auch über Facebook anschreiben. Am Besten stellt man sich aber direkt bei der Convention vor. Pro Convention haben wir immer zwei bis drei Neue mit dabei, die sich die ganze Sache einmal anschauen. Manchmal gibt es Leute, die dann feststellen, dass es doch nichts für sie ist und andere sagen, dass sie gerne das nächste Mal wieder dabei sind. Deshalb am Besten direkt auf der Convention nachfragen, da hat man eigentlich die meisten Chancen.

14. Ihr habt klare Regeln mit dem Umgang eurer Maids und Hosts sowie euren Dekorationen, die mit Liebe hergestellt wurden. An diese Regeln sollten sich Besucher unbedingt halten. Ist es schon einmal vorgekommen, dass sich Leute mit Absicht nicht daran gehalten haben? Was macht ihr dann?

Anie: Richtig, wir haben immer eine Spielekiste dabei. Das erste Spiel ist kostenlos und wird mit der Maid zusammen gespielt, ab dann kostet jedes weitere Spiel 50 Cent. Man kann mit der Maid einen Gewinn aushandeln, je nachdem wer gewinnt oder verliert. Solche Gewinne können Buttons sein, alte Tischsets oder auch Postkarten. Und die 50 Cent dienen zur Refinanzierung solcher Preise. Dann haben wir noch Merchandise-Artikel mit unserem Logo und unserem Maskottchen Nekohi. Man kann auch Fotos mit den Maids machen und diese für einen kleinen Preis direkt bei uns ausdrucken.
Wir sind leider kein tanzendes Maid Café, weil wir festgestellt haben, dass, wenn es nicht professionell einstudiert wird, wirkt es immer etwas seltsam.

Anie: Wenn so etwas passieren sollte, wird die Leitung, also ich, gerufen. Es ist ein merkwürdiger Effekt, denn, wenn ich an den Tisch komme, schweigen die meisten. Wir bitten dann die Leute höflichst das Maid Café zu verlassen und wenn das nicht geschieht, rufen wir auch die Security. Wenn man sich entschuldigt und sich normal verhält, dann ist das nochmal etwas anderes. Das ist eben situationsabhängig, wie man dann reagiert. Aber ansonsten werden sie vom Maid Café ausgeschlossen. Wenn ich von einer Maid an den Tisch gerufen werde, dann wissen eigentlich auch schon alle, dass etwas nicht stimmt.

15. Ihr habt auch ein Maskottchen namens Nekohi. Wer hat das Maskottchen kreiert und wie kamt ihr darauf?

Anie: Wir hatten mit dem Animexx E.V. einen Zeichenwettbewerb veranstaltet. Den findet man auch auf der Animexx-Seite und darüber haben wir 2010 Nekohi von Melanie Hölscher, aka Mary Hölscher, kreieren lassen. Inzwischen haben wir noch eine andere Zeichnerin, weil Mary einfach nicht mehr so viel Zeit hat. Aber sie hat den Grundstein für unsere schneeweiße Katze mit Sakurablüte am Auge gelegt. Das sind auch noch die schönsten Vorlagen, die wir von ihr haben.

Vielen Dank für das tolle Interview, wir wünschen dir und deinem Team für die Zukunft alles Gute und danke, dass du dir die Zeit genommen hast!

Eckdaten/ Social Media

Kommt aus: Ludwigshafen

Unternehmenshistorie

· Existiert seit 02.11.2008, das erste Mal auf der J-Con.
· Ausrichtung von Maid Cafés auf Anime- und Manga-Conventions.
· Seit dem 23.10.2010 unter dem Namen Maido no Kisetsu, das erste Mal im Hanami Lager

Events

· Frankfurter Buchmesse
· Hanami
· Wie.mai.kai
· CosDay²
· Animagic

Kontakt
· Facebook: https://www.facebook.com/MaidonoKisetsu/
· Messenger: m.me/MaidonoKisetsu
· E-Mail: [email protected]
· Webseite: http://www.maido-no-kisetsu.de

Ansprechpartner: im Moment Lea Garroth und zuvor zehn Jahre Jennifer Köhl

Maskottchen

Name: Nekohi Geschlecht: männlich

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Geburtsjahr: 2011

„Nekohi ist ein weißer Kater, der um sein linkes Auge ein Kirschblütenmal trägt. Da er sehr gerne nascht, ist er nicht ganz der dünnste, aber er genießt sein Leben als unser Maskottchen in vollen Zügen."- Maido No Kisetsu


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