Im zweiten Teil des großen Interviews mit COBI geht es unter anderem um praktisch unbegrenzte Möglichkeiten mit einer hochinteressanten Neuheit, dem COBI DevKit, sowie der Hardware der 2. Generation und warum China qualitätsmäßig ein toller Produktionsstandort sein kann! Steigen wir also direkt ein…
Die Jungs beantworteten mir alle meine Fragen rund um COBI. Heiko Schweickhardt (links) und Carsten Lindstedt.
Eine andere, ganz neue Möglichkeit der Nutzung der App soll es ja bald geben, das sogenannte COBI DevKit. Was muss man sich darunter vorstellen und welchen Mehrwert des COBI stellt dies für die User da?
Heiko „Mit COBI haben wir aus Hardware und Software eine grundlegende Infrastruktur fürs Smartphone geschaffen, die eine Basis schafft um sehr einfach, interaktive Fahrrad-Miniapps zu entwickeln. Die Themen Smartphone-Halterung, Stromversorgung, Fernsteuerung, E-Bike- und Sensor-Ansteuerung werden vom COBI System übernommen, während sich Entwickler voll darauf konzentrieren können kreative und nützliche Anwendungen mit den Fahrdaten umzusetzen. Dazu gibt es eine einfache Entwicklungsumgebung die es sogar Hobby-Entwicklern ermöglicht mithilfe von Web Standards COBI Erweiterungen zu erstellen. Für alle die schon immer diese eine Killer-App fürs Fahrrad im Sinn hatten, aber durch die Komplexität abgeschreckt wurden. Das ist das DevKit.“
Carsten „Zwei wichtige Aspekte möchte ich noch ergänzen: Man kann die eigenen Module mit dem COBI-Controller steuern. Zusätzlich bekommt man Zugriff auf die Sprachausgabe des Smartphones, was die Bedienung ohne dabei hinschauen zu müssen ermöglicht. Im Grunde kann jeder seine eigenen Ideen umsetzen, der schon mal eine eigene Website programmiert hat – der Rest ist so einfach wie Lego.“
Heiko „Das DevKit ermöglicht eine Vielzahl neuer Funktionen speziell optimiert fürs Fahrradfahren. Design-Richtlinien, wie sichere und gute Fahrrad-Apps zu bauen sind, werden wir mitliefern. Wir haben natürlich in den drei Jahren Entwicklung viel darüber gelernt, was es bedeutet ein Fahrrad-Dashboard zu bauen. Diese Erfahrungen werden wir den Entwicklern an die Hand geben.“
Mit dem DevKit sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt! Foto: COBI
Carsten „Das COBI DevKit ist eine ganz neue Plattform fürs Fahrradfahren. Am besten schaut man sich zu Beginn einfach mal die mitgelieferten Beispiele an. Diese illustrieren verschiedene Anwendungsszenarien – aber auch unterschiedliche technische Funktionalitäten.”
Heiko „Es sind keine Grenzen gesetzt. Vom einfachen analogen Fahrrad-Tacho, bis hin zur komplexen Multi-User App, ist alles möglich. Wir freuen uns schon sehr auf die kreativen Ideen der Entwickler-Community.“
So könnte z.B. eine eigene App aussehen, auf der man erkennen kann wo die Freunde gerade auf dem Rad unterwegs sind! Foto: COBI
Das klingt wirklich cool. Ab wann soll denn das DevKit verfügbar sein?
Heiko „Ab 2020…*lacht*… Spaß beiseite, die ersten Entwickler dürfen bereits zur EUROBIKE ran. Unser Team wird natürlich als Starthilfe zur Verfügung stehen.“
Einblicke ins DevKit Foto: COBI
Für die Frage „wie viele Fahrräder braucht der Mensch“ gibt es die bekannte Formel n+1 wobei n für die bereits vorhandenen Räder steht. Euer System ist bisher leider jeweils auf einen Hub beschränkt, so das man das COBI nicht einfach bei seinen Rädern untereinander nach Belieben wechseln kann. Viele Radfahrer würde diese Möglichkeit sicherlich begrüßen…
Carsten „Wir haben es im ersten Schritt durch das myCOBI-Portal möglich gemacht, das eigene Bike mit mehreren Nutzern zu teilen. Es gibt aber tatsächlich bereits Nutzer, die mehrere COBI Systeme auf verschiedenen Rädern mit einer App benutzen. Auch dafür wird es eine Lösung geben. Zum genauen Release-Zeitpunkt, können wir aktuell noch nichts sagen.“
Ok, dann kommen wir schon zum nächsten Thema: Motorunterstützung. Bisher war ja meist der Bosch-Motor die erste Wahl, auch auf Grund der weiten Verbreitung. Aber wie sieht es denn mit anderen Herstellern aus?
Carsten „Zusätzlich zum COBI für Bosch ist bei ausgesuchten Händlern und Online-Stores bereits ein Nachrüst-Set für Räder mit Brose Antrieb erhältlich. Zum Beispiel das Turbo Levo von Specialized macht damit nun noch mehr Spaß *lacht*“
Die erste Generation der Hardware befindet sich seit geraumer Zeit im tagtäglichen Einsatz, zigtausende an Kilometern wurden bereits von den Usern abgespult. Was waren eure Überlegungen bei der seit kurzem erhältlichen 2. Generation und was unterscheidet sie vom Vorgänger?
Carsten „Als wir vor 3 Jahren COBI für Bosch entwickelt haben, benutze der Standard-Intuvia Controller eine analoge Technologie zum Übertragen der Steuersignale. Von Bosch wurde dann, abgeleitet vom Nyon Controller eine digitale Variante entwickelt, die robuster ist. Die alten Standard-Controller wurden dann nach und nach beim eBike Service ersetzt. Dadurch konnten einige Nutzer plötzlich ihr COBI nicht mehr steuern. Das Problem ließ sich leider nicht per Software-Update lösen, weil dafür einfach andere Hardware notwendig war. Mit dem neuen Hub ist dieser nun wieder kompatibel zu allen Bosch Antrieben inkl. Controllern am Markt.“
Die Akkupacks beim COBI für „Bio-Bikes“ hatten euch eine Zeit lang Probleme bereitet und musste oftmals zum Leidwesen aller umgetauscht werden. Woran hat das gelegen und wie ist die heutige Situation?
Carsten „Es gab zum Marktstart Probleme mit den zugekauften Pins, welche die Verbindung zum Hub herstellen. Interessanterweise waren alle Battery Packs, die wir zum Test hier hatten fehlerfrei. Von den Kunden kamen dann die ersten Beschwerden, woraufhin die Fehleranalyse losging. Als die Ursache gefunden war, wurden deutlich bessere Pins verbaut und die Qualitäts-Tests in der Produktion optimiert. Wann immer jemand ein Problem hat, wird das Battery Pack von uns so schnell wie möglich ersetzt. Natürlich kostenfrei.“
Im Showroom von COBI. Foto: COBI
So weit ich weiß produziert ihr das COBI in China. Wie schwer ist es die hohen Ansprüche an Qualität dort sicherzustellen und jemanden zu finden der das auch vor Ort überwacht?
Carsten „Die Qualität der Produkte aus China kann richtig gut sein, nur kann es schwierig sein, den richtigen Partner zu finden. Hier profitierten wir von unseren erfahrenen Hardware-Kollegen und deren Netzwerk. Unser Produzent stellt auch Logitech Produkte her, wenn er nicht gerade COBI Systeme herstellt. Es gibt vor Ort Teststationen für Hitze, Kälte, Feuchtigkeit, Rütteln und so weiter. Die Testkriterien wurden von uns definiert. Zusätzlich haben wir Ort einen Experten, ein erfahrener deutscher Ingenieur, der bereits viele Jahre in China lebt. Er sichert bei Bedarf die Qualität in der Produktion.“
Heiko „Wer uns bei Kickstarter verfolgt hat der weiß, dass wir am Anfang in Osteuropa ( in Polen, d.R. ) produzieren wollten und nicht in China. Aber wir haben in China bessere Bedingungen vorgefunden. Früher hat man in China produziert weil es günstig war; heute aufgrund der höheren Dichte an Kompetenz und langjährigen Erfahrung. Wir haben dort auch eigene Software-Tools zur Qualitätsprüfung im Einsatz.“
Auch in Nordamerika hat COBI inzwischen eine Zweigstelle. Hierzulande bekommt man ja von dem Geschäft dort drüben nicht viel mit. Wie sieht es denn dort auf dem Markt für euch aus? Wo ist der Unterschied zum hiesigen europäischen Markt?
Heiko „Die USA benötigen das richtige Timing – es ist kein wirkliches Fahrrad-Land, aber ein totales Gadget-Land. Im T-Mobile-Flagship Store in Santa Monica wird COBI als Highlight präsentiert, aber davon abgesehen lassen wir es noch relativ ruhig angehen. Diese gezielten Platzierungen werden wir aber weiter ausbauen und wenn die Amerikaner plötzlich E-Bikes als Gadgets entdecken sind wir bereit durchzustarten.“
Carsten „Wir haben einen sehr erfahrenen Salesman eingestellt, der aus dem Fahrrad-Business kommt und vor Ort alles regelt. Mit dem Haibike Urban Plus und dem IZIP E3 ProTour gibt es zwei e-Bike Modelle am Markt, die standardmäßig mit COBI ausgestattet sind. Besonders freut uns, dass es auch dort bereits richtig gute Testergebnisse gibt.“
Vom Start-Up-Unternehmen zum Vorreiter beim äußerst angesagten Thema „Connected Biking“. Was ist nötig um dieser Rolle auch weiterhin gerecht zu werden?
Heiko „Als Connected Biking wird vieles bezeichnet. Wenn man Leute auf der Straße fragt, geht das von „Bluetooth-Verbindung zum Fahrrad“ bis „GPS-Sender im Rahmen“. Aber was bringt es eigentlich dem Nutzer? Fährt er dadurch öfter Fahrrad? Bereichert es sein Leben? Wir denken der Schlüssel um erfolgreich zu sein ist dem Fahrer “Superkräfte” zu verleihen – ihm Möglichkeiten im Kontext des Fahrradfahrens zu bieten, die vorher einfach nicht möglich waren. Und davon möglichst viel, elegant und sicher.“
Carsten „In einem Satz: Connected Biking heißt für uns Fahrrad und Fahrer ganzheitlich zu vernetzen – mit seiner Digitalen Welt und allem, was ihm wichtig ist.“
Eine letzte Frage. Die EUROBIKE steht quasi vor der Tür und ist für viele Firmen der Fahrradbranche eine Art Trend-Barometer und somit Pflichtveranstaltung. Wie wichtig ist es für euch dort als Aussteller Präsenz zu zeigen?
Carsten „Auf der Eurobike werden wir den Händlern und den Herstellern unsere Hardware- und Software-Neuerungen vorstellen. Für die Hersteller von E-Bikes werden wir eine neue COBI Version vorstellen – welche deutlich stärker auf die Anforderungen der Hersteller zugeschnitten ist. Für den Handel und die Kunden wird das neue Battery-Pack mit gesteigerter Leistung, verkürzter Ladezeit und der lang ersehnten Anschlussmöglichkeit für das Nabendynamo-Kabel vorgestellt! Für Fitness-Enthusiasten werden wir 2018 moderne Bluetooth Sensoren ins Angebot aufnehmen.
Wir freuen uns auf tolle Gespräche mit den Besuchern und können es kaum erwarten, die Zukunft von COBI anfassbar zu machen.“
Ich danke euch für das offene und ehrliche Gespräch und die Zeit die ihr euch dafür genommen habt! Ich bin gespannt, wie ihr eure Ideen weiterentwickeln werdet. Die Kunden dürften sich freuen!
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