[Interview] 10 Fragen an Tanja Hanika

Hallo liebe Tanja, erstmal vielen Dank für das Rezensionsexemplar deines Buches und toll, stellst du dich noch für ein kurzes Interview zur Verfügung. Gerne möchte ich mit den Fragen beginnen, die auch Chester Harris immer wieder gestellt bekommt.

Wie bist du zum Schreiben gekommen?

Hallo, es freut mich sehr, ein paar Fragen beantworten zu dürfen. 🙂
Bis ich ungefähr acht Jahre alt war, fand ich lesen total öde. Die Erstlesetexte waren damals recht langweilig. Irgendwann sind meine Mum und ich in die Bücherei gefahren und dort ist mir eine Kinderversion von Bram Stokers „Dracula“ in die Hände gefallen. Ich habe gemerkt, wie bezaubernd und spannend Bücher sein können, und wurde von da an nicht nur zur Leseratte, sondern wollte auch selbst Gruselgeschichten schreiben. Das hat mich seither nicht mehr losgelassen. Meine ersten Kurzgeschichten entstanden damals auf der Schreibmaschine meines Opas.

Woher hast du solche grausigen Ideen?

Obwohl ich ein recht fröhlicher Mensch bin, finde ich düstere Themen einfach interessant. Die Ideen für meine Geschichten lauern wirklich überall, meist stolpere ich im Alltag darüber. Aber all die grausamen Details, vor allem in „Der Angstfresser“, die kommen mir dann beim Schreiben. Ich versuche es, den Figuren so schwer und so schaurig wie möglich zu machen. Oft beschäftige ich mich auch damit, was mir selbst Angst einjagen würde oder frage mich „was wäre, wenn …?“.

Würdest du selbst so Handeln können wie deine Figuren?

Das kommt auf die Figur an. In manche Figuren steckt man beim Schreiben schon einiges von sich selbst hinein, in andere wiederum weniger. Gerade in Horrorromanen müssen sie ja an ihre Grenzen kommen und ich weiß nicht, ob ich diese selbst so überschreiten könnte, wie es manche meiner Figuren tun (müssen). Mit der richtigen Motivation ist man ja aber zu vielem in der Lage. Aber ganz klar ist: Im Gegensatz zu Chester genügt es mir vollkommen, ein bisschen Grusel mit meinen Romanen in die Welt zu bringen.

 Nun möchte ich etwas genauer auf Der Angstfresser eingehen und würde gerne von dir wissen…

Hast du über alle blutigen Details, die du im Buch erwähnt hast recherchiert?

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Ich habe dieses Mal recht viel recherchiert. Nicht nur, wie viel eine Hand wohl ungefähr wiegt oder wie Spottdrosseln leben. Da für mich auch oft wieder dieselben Fakten relevant werden (Thema Blutverlust usw.), gibt es natürlich viele altbekannte Fakten, auf die ich immer wieder zurückgreife. Aber da ich keine medizinische Ausbildung habe und es sich ja um ein fiktives Werk handelt, denke ich, dass ich mir auch ein kleines bisschen Spielraum nehmen kann, wenn nötig. Aber generell steckt in meinen Schauerromanen mit historischem Setting erheblich mehr Recherche, als in den Horrorromanen.

 Hattest du einen Lieblingscharakter?

Ja, und ehrlicherweise muss ich sagen, dass es Chester ist. Mit den Bösen habe ich irgendwie meistens mehr Spaß. Sie sind es, die die Geschichte spannend machen und die den guten Alltagstyp dazu zwingen, sich zu ändern / verbessern oder auch nur zu kämpfen. Ich finde Gewalt ganz Verabscheuungswürdig. Abgesehen von den Dingen, die Chester seinen Gästen antut, kann ich ihn ein Stück weit gut verstehen, so als Autorenkollege.

 Wieso schreibst du im Horrorgenre? Und könntest du dir vorstellen in einem anderen Genre zu schreiben, wenn ja in welchem?

Horror ist für mich – und da zähle ich jetzt die Schauerromane, die ich ebenfalls schreibe, dazu – das absolut schönste Genre in der Welt der Bücher. Schon ganz zu Beginn von Gruselgeschichten, wenn im Dunkeln etwas lauert und es darum geht, ob die Bedrohung real ist, wird es spannend. Was könnte es sein, das den Protagonisten bedrängt und bedroht? Horror bietet so unglaublich viele Spielarten, das macht mir sehr viel mehr Spaß als ein Genre, das mehr oder weniger jedes Mal dieselbe Geschichte nach Schema F erzählt. Wie ich schon angedeutet habe, muss mit den Figuren viel geschehen. Sie müssen sich innerlich dafür entscheiden, dass sie kämpfen wollen. Ob um das eigene Überleben oder gegen das /den Bösen liegt an der Geschichte, aber zunächst müssen sie es wollen und über sich hinauswachsen. In den meisten Horrorgeschichten steht deren Überleben auf dem Spiel, es geht also um alles. Eine düstere Atmosphäre, die Gänsehaut verspricht, genau das ist mein Ding und ich kann es mir momentan nicht vorstellen, etwas anderes, als zumindest etwas Dunkles zu schreiben.
Ich habe zwar das „Arbeitsbuch für Schriftsteller“ veröffentlicht, also eine Hilfe für andere Schreiberlinge und Autoren auf dem Weg zum eigenen Roman, aber meine Geschichten werden schaurig bleiben.

 Wie lange hast du an „Der Angstfresser“ geschrieben und gab es einen Moment, bei dem du nicht weiter wusstest?

Die Idee zum Buch hatte ich im Sommer 2016. Als dann der Plot im Herbst 2016 stand, habe ich mit der Rohfassung begonnen. Nach einigen Korrekturdurchläufen inklusive Testleser etc. wurde er dann im März 2018 fertig und nach der Formatierungsarbeit ist er nun ja seit Anfang April erhältlich.
Da ich im Vorfeld plotte, also die Handlung plane, gab es keine Stelle, an der ich gar nicht weiterwusste. Generell habe ich kein Problem mit Schreibblockaden, manchmal wünsche ich mir eher ein bisschen mehr Schreibzeit. Ich plotte zwar nicht ganz genau und lasse mir Möglichkeiten, spontane Ideen einzubauen, aber ich habe beim Schreiben doch einen Plan. Im Plot stand aber noch nicht fest, wie brutal „Der Angstfresser“ wird. Das hat sich beim Schreiben so entwickelt und ich finde es nach wie vor angebracht. Wenn ein Horrorautor zu einem solchen Abend einlädt, dann muss eben auch etwas Heftiges kommen. Ich wusste manchmal eher nicht, woher all diese grausamen Ideen kommen und was ich davon halten soll. Mir hat sich also eher die Frage gestellt, ob ich so etwas Abartiges veröffentlichen will, als wie es weitergehen soll in der Geschichte.

 Welchen Tipp möchtest du Jungautoren / Neuautoren mit auf den Weg geben?

Die drei für mich wichtigsten Tipps:
Zunächst, dass man sich und sein Schreiben ernst nehmen soll und es so professionell wie möglich angehen soll.
Die Rohfassung muss nicht perfekt sein, das kann sie gar nicht. Wichtig ist, dass man es schafft, die Geschichte zu Ende zu schreiben. All die darauf folgenden Korrekturdurchgänge holen dann das Beste aus dem Text heraus.
Und als dritter Tipp: Schreibe das, was du liebst, was du gerne lesen möchtest. Egal, was der Markt oder andere von dir erwarten. Schreibe das, wofür du brennst. Das wird man dem Text anmerken und selbst, wenn du mal ein Projekt nicht ganz fertig schreibst, hattest du eine verdammt schöne Schreibzeit.

 Hast du mittlerweile ein Schreibritual entwickelt? Wenn ja, wie sieht dieses aus?

Ein Ritual habe ich nicht. Ich kann immer und überall schreiben, sofern es die Situation halbwegs zulässt. Ich liebe das Schreiben wirklich sehr und es hat sich ein riesiger Lebenstraum damit erfüllt, dass ich Autorin sein kann. Aber wenn es Kaffee gibt, bin ich nicht abgeneigt! ^^

 Und zum Abschluss; Welche drei Bücher würdest du mit auf eine einsame Insel nehmen?

Ich warte ja immer, dass mal jemand auf diese Frage antwortet: „Flugzeug bauen für Dummies“, „583 Kokosnuss-Rezepte“ und „Affen zähmen leicht gemacht“.
Es gibt viel zu viele tolle Bücher, daher kann ich mich da kaum entscheiden. Auf jeden Fall möglichst dicke Bücher, darunter mein Edgar Allan Poe Geschichten- und Gedichte Buch.


Vielen Dank für deine Zeit liebe Tanja und falls ihr nun neugierig auf „Der Angstfresser“ geworden seid oder mehr über Tanja Hanika und ihre Bücher wissen möchtet, gelangt ihr – hier – auf ihre Homepage!


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