"Interstellar" [USA, GB 2014]


Cinephile Neandertaler konnten sich im geschniegelten Labyrinthsystem des Anzugträger-Kinos Christopher Nolans stets verbergen. Denn dort konnten sie sich (alt)klug fühlen, dort wurden sie zu Leonardo Da Vinci – auch wenn sie ganz schön doof aussahen. "Interstellar" aber, angedockt zwischen schauwertbändigendem Fragmentgeflecht (vgl. "Godzilla") und astrophysikalischer Liebesgravitation, zwingt sich diesmal, den Kopf nach unten zu neigen, anstatt hoch oben in ein ausgetrampeltes (Nolan-)Räderwerk verschlungener Aufschichtphasen zu verfallen: Die kindliche Innenansicht einer kosmisch-demutsvollen Amerikaerzählung, die auch dann überkocht, wenn der Raketenstart naht und die transzendente Liebe in ihrer wissenschaftlichen Unbegreiflichkeit abschließend die Unbegreiflichkeit der Wissenschaft selbst an den Rand drängt, gewinnt entscheidend an spontaner Ergriffenheit, ohne dass sich hierbei der Film auf die Apotheose der Spiritualität verlässt. Seine entladenen und ausladenden Wikipedia-Dialoge, sein erklärlastiges Genre-Sediment ohne Auslassungen, sein gestalterischer Fehlschluss, Universumsoriginalität mit Wasser und Schnee zur Vorstellungskraft umzudichten – wie gehabt. Aber all' das beflügelt "Interstellar", neues Terrain zu erschließen. Die Reise des Christopher Nolan führt (jetzt) über diese Konstanten, über den Horizont, hinaus, umrankt von sphärischem Orgelgeschrei und, sieh' an, flapsigem Witz. Mit Steven Spielberg hat sich Nolan, nebenher, eine Hommage ausgedacht, deren intimkitschiger Figurenschmerz aufs Angenehmste entgleist. Feuer (Spielberg) und Eis (Nolan) verbrüdern sich im "A.I."-Stil, selbst szenisch. Insofern "nur" kurzweilige Science-Fiction-Melange.
 6 | 10

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