Internet und die Zukunft der Presse

In Zeiten des Internet verbreiten sich Nachrichten heute rasend schnell bis an den entlegensten Winkel des Planeten. Wenn heute in München jemand verurteilt wird,unterhalten sich bereits wenige Sekunden nachdem der Richter das Strafmaß verkündet hat, über die Konsequenzen. Dabei stellt sich die Frage, ob eine derart schnelle Verbreitung von Neuigkeiten und mitunter auch Nichtigkeiten sein muss? Wie informieren wir uns heute und wie werden wir es in Zukunft tun?Schon seit Jahren behaupten die Experten, dass die Presse, wie wir sie kennen dem Tode geweiht ist. Der Axel Springer Verlag verkauft fast sein gesamtes Print-Geschäft und betreibt sein Flaggschiff, die Bild-Zeitung, im Netz als Pay-to-read Modell, Auflagen sinken rapide, neue Titel kommen und gehen auch fast so schnell auch wieder. Was passiert mit der Nachrichtenwelt?

Ich merke es an mir selbst, dass ich mir heute kaum noch die Zeit nehme, eine Zeitung zu kaufen und diese auch von vorne bis hinten zu lesen. Dazu fehlt mir, meine ich, die Ruhe. Oder ich nehme sie mir einfach nicht. Denn meist informiere ich mich in der gleichen, vermeintlich nicht vorhandenen, Zeit über die Nachrichtenlage über das Internet. Neben der teilweise etwas tendenziösen und populistischen Bild-Online, die aber einen guten Sportteil bietet, ist dabei die Online-Ausgabe der Frankfurter Rundschau meine bevorzugte Informationsquelle. Ich bin also selber nicht besser als der Durchschnitt, wegen denen die Presselandschaft schon seit Jahren leidet.

Dabei war das früher wirklich mal anders. Da war ich treuer Abonnent des Wochenmagazins Der Spiegel, den ich innerhalb einer Woche von vorne bis hinten durcharbeitete, und mit Freunden darüber diskutierte. Mit der Zeit fiel mir aber auf, dass die journalistische Qualität des Wochenmagazins sogar für mich als Laien erkennbar abfiel, man hatte sich offenbar entschlossen, dem Vorbild des Focus nachzueifern und lieber nichtssagende Info-Grafiken und allerlei bunte Fotos zu verwenden, anstatt mit Fakten und daraus abgeleiteten Meinungen zu punkten.

Neben der Zeit spielt natürlich auch die Frage des Geldes eine Rolle. Denn eine Zeitung kostet in der Regel Geld, während der Zugang zu den meisten News-Portalen kostenlos ist. Man bezahlt meist dadurch, dass man mit Werbung behelligt wird. Bei den einen Seiten mehr als bei anderen. Aber grundsätzlich finanziert sich das Ganze durch Werbung, die eingeblendet wird. Inwiefern eine solche Berichterstattung noch uneingeschränkt unabhängig sein kann, lasse ich mal dahin gestellt.

Was meiner Meinung nach unterm Strich bleibt ist eine relative Entwertung des Journalisten-Berufes. Wenn jeder, der einen Internet-Anschluss hat, sich einbringen kann und zum Reporter wird, dann ist das zwar eine große Demokratisierung der Branche, bedeutet aber auch eine Fülle von Meinungen, die man in ihrer Gesamtheit kaum noch einordnen kann. Wer behauptet was, welche Fakten stimmen tatsächlich und wessen Meinung ist maßgeblich, welche Äußerung ist zu vernachlässigen. Wer soll das noch entscheiden? Ich sicher nicht.

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