Ein Internet Führerschein bringt nichts!
Jeder Internetnutzer muss wissen, welche Gefahren und Besonderheiten im Netz lauern. Gewalt und Pornografiesind nicht die einzigen Begriffe, die darunter fallen. Doch ist es ratsam, gerade für Kinder, einen Internet Führerschein(Surfschein) zu machen, um schlechte Erfahrungen zu vermeiden und dem Kind wohlmöglich Angst zu machen? Das ist doch totaler Quatsch und braucht kein Kind!
Nur mit einem Führerschein bist du offiziell auf der Straße zugelassen. So oder so ähnlich sieht es anscheinend auch im Internet aus: Kinder können auf internet-abc.de einen Surfschein machen, um zukünftig sicher auf der Datenautobahn unterwegs zu sein. Das Flash-Game wartet mit 30 Fragen in den Kategorien Surfen und Internet; Achtung! Die Gefahren; Lesen, Hören, Sehen sowie Mitreden & Mitmachen. Jede Kategorie wird hierbei mit einer netten Animation präsentiert und leitet kindergerecht in die jeweilige Thematik ein. Werden genügend Fragen richtig beantwortet, gibt es den tollen Surfschein, den man sich direkt ausdrucken und an die Wand hängen kann.
Hört sich für Kinder irre spannend an… ist aber langweiliger Käse, der überhaupt nichts bringt. Zwar werden dietypischen Grundfragen beantwortet, aber die eigentliche Prämisse dahinter, wird einfach unter dem Teppich gekehrt. In meinen Augen wird auf der Webseite gezeigt, dass das Internet voller Regeln besteht und sehr unsicher ist. Ihr fragt euch, warum ich das so kritisch sehe? Nehmen wir doch mal eine Frage aus dem Spiel heraus:
»Wer darf mein vollständiges Profil im Internet sehen? Kreuze an, was sicher ist!«
Die möglichen Antworten auf diese Frage lauten:
- Jeder im Internet
- Meine Freunde und deren Freunde
- Nur echte Freunde, denen ich vertraue
Die richtige Lösung lautet natürlich, dass nur die echten Freunde , denen ich vertraue (!), mein Profil sehen können. Jetzt kann man sich natürlich streiten und sich fragen, ab wann denn ein »Vertrauen« aufgebaut wird. Aber viel eher möchte ich auf eine andere Thematik eingehen: Wenn ich die Frage nun mit dem Aspekt der Sicherheit assoziiere – kann ich dann pauschal sagen, dass mir auf sozialen Netzwerken wie Facebooknichts mehr passieren kann? Mal abgesehen davon, dass das totaler Schwachsinn ist, ob jetzt nur meine Freunde oder auch Fremde mein Profil sehen können, liegt es eher an den Einstellungen und noch viel mehr an der persönlichen Nutzung eines solchen öffentlichen Profils. Wenn nur meine Freunde mein Online Profil sehen können und ich pornografische Bilder hochlade… bin ich dann sicher? Ich weiß, dass das Beispiel ziemlich hochgestochen ist, aber es sollte doch jedem klar sein, dass Facebook alle Daten sammelt und das Internet nichts vergisst?!
Was bringt der Surfschein wirklich?
Was ich mit diesem Beispiel letztendlich zeigen wollte ist, dass egal ob Erwachsen oder Kind, das Internet seine Schattenseiten hat, auf die man mit einem Surfschein nicht vorbereitet sein kann. Es ist schön zu sehen, dass einige Grundfragen beantwortet werden und den Kinder zudem gezeigt wird, wie man sich am Besten verhält. Aber die 30 Fragen, die das Portal bietet, reißt nicht mal einen kleinen Teil des gesamten Internets an! Bitte versteht mich nicht falsch: Es liegt klar auf der Hand, dass diese Internetseite die Gefahren aufzeigen möchte, was ich auch sehr gut finde. Was mir einfach fehlt ist die direkte Kommunikation mit den Eltern am Ende des Spiels. Ein einfaches »Sprechen Sie mit ihrem Kind«, wäre für mich ausreichend um zu sagen, dass die Webseite auf Gefahren aufmerksam macht und zudem versucht,Eltern und Kinder dazu zu bringen, über das Internet zu sprechen. Nur wenn Eltern mit ihren Kindern über das Internet und jegliche Gefahren sprechen, wird ein Verständnis dafür aufgebaut.
Eltern die auf Nummer sicher gehen möchten, verfolgen bzw. prüfen den Verlauf der Webseiten-Besuche und sperren nötigenfalls die unerwünschten Seiten – dazu brauch ich keinen Surfschein.
Was meint ihr dazu? Probiert den Test doch mal aus und schreibt mir eure Meinung in die Kommentare – vielleicht seht ihr das alles ganz anders als ich!?