Der 7. April ehrt seit 2009 mit dem Internationalen Tag der Biber (engl. International Beaver Day) sowohl die Nagetierfamilie als auch das Lebenswerk einer bedeutsamen Wisschenschaftlerin. Ein solcher Anlass verdient selbstredend einen eigenen Eintrag im Kalender der kuriosen Feiertage aus aller Welt und dementsprechend gilt es seine Geschichte mit den folgenden Zeilen etwas näher zu beleuchten. Was hat es mit diesem Tag der Biber im Detail auf sich?
Wer hat den International Beaver Day ins Leben gerufen?
Wie bei so vielen anderen tierischen Aktionstagen mit einem ernsten Anliegen, sind auch die Hintergründe bzw. Ursprünge des International Beaver Day relativ gut dokumentiert. So geh dieser Anlass auf eine Initiative der US-amerikanischen Tierschutzorganisation Beavers: Wetlands & Wildlife (BWW) aus dem Jahr 2009 zurück (siehe dazu auch die anderen Beiträge aus dem Kalender der Umwelt-Aktionstage).
Die 1985 gegründete Non-Profit-Tierschutzorganisation hat es sich zur Aufgabe gemacht, ein öffentliches Bewusstsein für die Belange und zentrale Bedeutung der Nagetiere für ihren jeweiligen Lebensraum zu schaffen. Konkret rücken die Mitglieder aus den USA, Kanada und Europa vor allem die folgenden Aspekte in den Fokus ihrer Arbeit:
- Schaffung eines Verständnisses, das dabei hilft, etwas über die Rolle des Bibers als wichtige Spezies (engl. Keystone Species) zum Erhalt bzw. der Wiederherstellung der Feuchtgebiete des Landes zu lernen.
- Vermittlung von Informationen über umweltverträgliche, kostengünstige und langfristige Lösungen für die Gefährdung des Bibers und seines Lebensraums durch den Menschen.
Vor diesem Hintergrund ist auch die Schaffung des Internationalen Biber-Tages zu verstehen, mit dem neben dem zuvor genannten Aspekten aber auch eine der wichtigsten Biber-Forscherinnen des 20. Jahrhunderts geehrt werden soll.
Warum fällt der internationale Ehrentag der Biber auf den 7. April?
Im Gegensatz zu vielen anderen Anlässen aus dem Kalender der Tier-Feiertage gibt es im vorliegenden Fall des internationalen Ehrentags der Biber auch eine konkrete Begründung für das gewählte Datum. Denn der 7. April bezieht sich auf den Geburtstag der US-amerikanischen Biber-Forscherin Dorothy Richards (1894 -1985), deren Lebenswerk und Verdienste mit dem heutigen International Beaver Day geehrt werden sollen (siehe dazu auch die anderen Beiträge aus dem Kalender der kuriosen Geburtstage).
Richards gilt weltweit als eine der führenden Expertinnen für die Nagetiere, die in ihrer 50-jährigen Karriere die weltweite Biber-Forschung wesentlich geprägt hat. Ganz im Sinne der angelsächsischen Tradition, solche Ehrentage auf das Geburtsdatum - und nicht wie hierzulande auf den Todestag - zu legen, hat man sich seitens der Initiatoren des Internationalen Tags der Bieber auch für den 7. April als Termin entschieden.
Vor diesem Hintergrund erscheint eine Verbindung zum ebenfalls heute begangenen in den USA begangenen nationalen Tag des Bieres (engl. National Beer Day), dem National Coffee Cake Day (dt. sinngemäß Kuchen-zum-Kaffee-Tag) oder dem Keine-Hausarbeit-Tag (engl. No Homework Day) eher unwahrscheinlich. Wobei denkbar ist ja - auch bei Bibern - eine ganze Menge.
Tierwissen: Kuriose Fakten, die man über Biber wissen sollte
Die Biber (lat. Castoridae) zählen zur Ordnung der Nagetiere (lat. Rodentia) und gelten - nach den Capybaras - als die zweitgrößten, noch lebenden Nager unseres Planeten. Zumindest soweit man heute weiß. Mit Blick auf Europa gilt der Biber sogar als das größte Nagetier.
Fossile Funde weisen auf eine deutlich größere Biberart hin. So ist vor ca. 10.000 Jahren der nordamerikanische Riesenbiber (lat. Castoroides ohioensis) ausgestorben, der eine Größe von bis zu 2,5 Metern erreicht haben soll. Man geht heute davon aus, dass die Ureinwohner des Kontinents diesem Tier begegnet sein müssen. Immerhin lassen sich seine Spuren noch in vielen Legenden finden. Exemplarisch sei hier auf die Mi'kmaq-Gottheit Gloosecap verwiesen, die einen solchen Riesenbiber versteinerte und seine Nachkommen zu kleiner Gestalt verdammte (siehe dazu auch die Liste der weiterführenden Links unten).
Die zwei Arten der Gattung Castor: der Kanadische und Europäische Biber
Dabei teilt sich die Familie der Biber aus der Gattung Castor in zwei Arten auf: den Kanadischen Biber (häufig auch: Amerikanische Biber - lat. Castor canadensis) und den Europäischen Biber (häufig auch: Eurasischer Biber - lat. Castor fiber). Wesentlich unterscheiden sich die beiden Arten in der Zahl ihrer Chromosomen. Während der Europäische Biber über 48 Chromosomen verfügt, weist sein kanadischer Verwandter lediglich 40 dieser Erbgutbausteine auf. Aus biologischer Sicht handelt es sich vor diesem Hintergrund also tatsächlich um zwei verschiedene Arten und nicht, wie noch bis in die 1980er Jahre angenommen, um regionale Varianten einer einzelnen biologischen Art (siehe dazu auch die Liste der weiterführenden Links unten und die weiteren Beiträge aus dem Kalender der Tier-Feiertage).
- Steckbrief des Europäischen Bibers: Ausgewachsene Tiere können eine Gesamtlänge zwischen 113 und 137 Zentimetern erreichen. Im Vergleich zu seinen nordamerikanischen Verwandten ist der Europäische Biber allerdings leichter. Er bringt ein durchschnittliches Gewicht zwischen 23 und 30 Kilogramm auf die Waage.
- Steckbrief des Kanadischen Bibers: Demgegenüber erreichen ausgewachsene Kanadische Bieber eine durchschnittliche Körpermasse von 17 bis 32 Kilogramm, sind aber etwas kleiner. Ein ausgewachsenes Tier erreicht eine Gesamtlänge inkl. des Schwanzes von 90 bis 120 Zentimeter auf.
Biberpelz: Ein perfekter Schutz vor Kälte und Feuchtigkeit
Beide Biberarten zeichnen sich durch einen besonders dicken, wasserabweisenden Pelz aus, der pro Quadratzentimeter eine Dichte von bis zu 23.000 Haaren aufweist. Um diese Zahl in ein Verhältnis zu setzen. Der Mensch kommt hier lediglich auf 600 Haare pro cm². Die dichtesten Stellen finden sich bei den Bibern auf dem Bauchfell, während der Rücken mit lediglich 12.000 Haaren pro cm² etwas dünner bepelzt ist.
Die primäre Funktion dieses dichten Fells besteht natürlich im Schutz vor Kälte und Feuchtigkeit. Dementsprechend pflegen Biber ihren Pelz sehr intensiv. Wenn die Tiere nicht gerade mit dem Bau ihrer Dämme, der Nahrungsaufnahme oder dem Abnagen von Holz beschäftigt sind, nimmt diese Pflege einen großen Teil des Biberalltags ein.
Biber: Effiziente Holzfäller und großartige Baumeister
Egal ob Kanadischer oder Europäischer Biber: Die Tiere zählen wohl ausnahmslos zu den besten bzw. effizientesten Holzfäller der Tierwelt. Nur mit ihren Zähnen und einer ausgefeilten Beißtechnik können die Biber nahezu jeden Baumstamm in Minuten durchnagen. Besonders beeindruckend ist dabei der im Verhältnis zur Körpergröße erzeugte Beißdruck mit einer Kraft von bis 120 Kilogramm pro Quadratzentimeter.
Die so gefällten Bäume nutzen die Biber zum Bau von teils gigantischen Dämmen und sogenannten Biberburgen. Diese Bauten sind wahre Meisterwerke der Klimatechnik, welche die Innentemperatur für ihre Bewohner perfekt an die klimatischen Gegebenheiten der jeweiligen Umgebung bzw. Jahreszeiten anpassen. Im Sommer angenehm kühl, im Winter ausreichend warm. Dies
Ein Biberbau ist ein wahres Wunderwerk der Klimatechnik: 2 Grad Celsius sind es im Bau, wenn es draußen bis zu minus 20 Grad kalt ist. Bei Sommerhitze von bis zu 30 Grad bleibt es in der Biberwohnung angenehme 20 Grad kühl. Dies liegt wahrscheinlich unter anderem daran, daß der Eingang zur Biberburg unter Wasser liegt.
Was fressen Biber?
Entgegen der weit verbreiteten Annahme, dass Biber sich auch von Holz ernähren, sieht die Wahrheit etwas anders aus. Denn tatsächlich fressen die Nagetiere primär die Blätter von Sträuchern, Kräutern, Blättern, Knospen und die Rinde der Zweige von Weichhölzern wie Weiden und Pappeln. Kurzum, der Biber ist Vegetarier. Das Holz betrachten die Tiere also nicht als Nahrung, sondern als Baumaterial.
Schon gewusst? Der Biber war mal ein Fisch
Ob man es glaubt oder nicht, Mitte des 18. Jahrhunderts zählte man den Biber zur Gattung der Fische. Was aus heutiger Sicht wie eine deutliche biologische Fehleinschätzung klingt, erweist sich bei näherer Betrachtung als durchaus pragmatische Verortung der Tiere. Konkret geht diese Klassifikation auf den Jesuitenpater Cahrlevoix und das Jahr 1754 zurück, der hiermit das Fastenverbot des Fleischverzehrs von „warmen Tieren" umging. Kurzum, da Fisch während der Fastenzeit erlaubt war, konnte man den Speiseplan der Klöster mit Biberfleisch erweitern. Immerhin lebten die Nager auch im Wasser. Dieses während des Konstanzer Konzils (1414 - 1418) verabschiedete Gebot ist übrigens auch einer der Gründe, weshalb viele Klöster sich große Fischteiche hielten bzw. immer noch halten.
In diesem Sinne: Happy Birthday Dorothy Richards und Euch allen einen tollen Internationalen Tag der Biber. Egal ob in Nordamerika, in Europa oder sonst wo auf der Welt. :)
Weitere Informationen zum Internationalen Biber-Tag
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