Internationaler Frauentag: Ebeling und die Arbeitsteilung

Sollen wir den Frauentag abschaffen? Zum 100. Internationaler Frauentag am kommenden 8. März erinnerte Bürgermeisterin Jutta Ebeling in ihrer Ansprache im Kaisersaal des Römers an die noch junge Einsicht in die historisch konstruierte geschlechtliche Arbeitsteilung und an die vielen noch vor uns liegenden Schritte zur Gleichberechtigung der Geschlechter: Work in Progress.

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Dass beispielsweise der Gehorsamsparagraph oder die Zölibatsklausel erst in den 50er Jahren abgeschafft wurden. Dass 1955 eine Leichtlohngruppe erfunden wurde, um Frauen trotz grundgesetzlichen Gleichheitsgrundsatzes weiterhin schlechter bezahlen zu können, die erst in den 70er Jahren wieder aus den Tarifen verschwand: als die Neue Frauenbewegung aktiv war.

Was haben wir seither erreicht? Das Frankfurter Magistrat ist personell nun “fast gegendert” und Frankfurt wurde zum zweitem Mal beim Genderranking deutscher Großstädte Siegerin. Applaus! Aber Frauen verdienen immer noch rund 23% weniger als Männer, gehen also meist aus wirtschaftlichen Gründen in Elternzeit, was traditionelle Rollenmodelle zementiert. Gleichzeitig wurde die traditionelle Versorgungsehe im revidierten Scheidungsrecht ausgehebelt, Frauen stehen also bei einer Scheidung mit ihren Kindern im Regen. “Gewollt doppelbödige Signale!”

Die Quote müsse her: Eine Frauenquote, um beispielsweise die fast 100%ige Männerquote auf Vorstandsebene aufzubrechen. Ebeling erzählte, wie sie einmal in eine echte Parallelgesellschaft geriet: ein Bankerkongress mit 400 Teilnehmern, davon vielleicht 10 Frauen – aus arabischen Ländern. Sie stand als Teil des Begrüßungskomittees mit einem Ackermann-Vertreter an der Tür. Die Gäste begrüßten ihn, unsere Bürgermeisterin wurde übersehen: eine Erfahrung, die junge weibliche Professionals wahrscheinlich öfter mal machen. Sie sollten sich bloß nicht abschrecken lassen: “Gute Mädchen kommen in den Himmel, böse überallhin,” alter Spruch, immer noch frisch.

Sie selber sei ja auch eine Quotenfrau, habe sie damals auch nicht so schön gefunden, heute sehe sie das anders. Kanzlerin Merkel hat der Frauenquote zwar jetzt eine Absage erteilt, aber EU-Justizkommissarin Viviane Reding drängt auf einen höheren Frauenanteil in den Vorstandsetagen.Und was können wir solang tun, außer auf bessere Zeiten zu hoffen? “Geht wählen!” Ebeling erinnerte daran, dass im Nahen Osten Männer wie Frauen dafür kämpfen, in einer Demokratie leben, wählen und mitentscheiden zu können.

Unter den geladenen Gästen waren viele bekannte Gesichter aus damaligen Frankfurter Frauenkreisen, die die ersten Auseinandersetzungen um die geschlechtliche Arbeitsteilung, die Dramen ums Badputzen in den Beziehungen, wohl noch gut im Gedächtnis haben – Probleme, die in dieser/meiner Frauengeneration häufig ungelöst weitergereicht wurden an wirtschaftlich schwächere Frauen, zumeist Frauen mit Migrationshintergrund. Und was mir persönlich natürlich ein wenig fehlte, waren eben die jungen Frankfurterinnen mit Migrationshintergrund, die sich in verschiedenen Gruppierungen organisiert haben, die Gestalterinnen und Bewohnerinnen der Frankfurter Zukunft, an die sich Bürgermeisterin Ebeling in ihrer Rede oft wandte.

Auch in diesem Jahr war der Frauentag im Römer dennoch ein beeindruckendes Erlebnis: schon der Kaisersaal mit den ganzen Männerportraits ringsum!, das vom Frankfurter Frauenreferat unter Leitung von Gabriele Wenner perfekt organisiert  und diesmal von der 4köpfigen Frankfurter Frauenband Kick La Luna, “Deutschlands weiblichste und erfolgreichste Weltmusikformation”, mit temperamentvoller Musik umrahmt wurde.

7. März 2011, FR: Niedriglöhne sind Frauensache – Von den 7,3 Millionen weiblichen Vollzeitkräften sind 33 Prozent Geringverdienerinnen.


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