Internationale Solidarität von Frauen und Männern und internationale Regeln für alle Länder bezüglich rechtlicher Gleichheit von Mann und Frau gefordert
14.03.2011Menschenrechte im Iran Hintergrund erstellt von Susanne Treude
Konferenz zum Internationalen Frauentag an der Universität Hamburg
„Theorie und Praxis von Frauenrechten in Deutschland und im Iran“
Ansprüche, Hindernisse und Wünsche der Frauen aktuell
Frau Nilufar Ghorishi und Frau Nasi Ghorishi eröffneten die Konferenz zum 100. internationalen Frauentag im Hörsaal der Universität Hamburg. Sie ehrten an diesem Abend die Frauenrechtlerinnen, die für Freiheit und Gleichheit gekämpft haben und deuteten gleichzeitig darauf hin, das die Frauen auch heute noch in der Familie und in der Gesellschaft mit Ungerechtigkeiten und sogar Gewalt zu kämpfen haben.
Die Moderatorin Frau Marina Friedt stellte gleich zu Beginn die entscheidende Frage des Abends in den Raum: „Welche Rolle werden Frauen spielen, wenn es um die Umsetzung und Neubelegung dieser Werte im Iran und in Deutschland geht?“
Die erste Referentin Frau Parisa Kakaee (Frauenrechtlerin, Menschenrechts Aktivistin) hat zwei Punkte über die Frauenrechte im Iran dazu hervorgehoben. Zum Einen ist es wichtig, dass man auf die Durchsetzung seiner Rechte bis zum Schluss kämpft und dafür einsteht. Sowohl als Frau als auch als Mann. Zum Zweiten gibt es noch viele kulturelle, gesellschaftliche und politische Hindernisse für die Frauenbewegung im Iran. Vor allem die religiöse Lebensweise wird von Generation zu Generation weitergegeben. Man kann ganz klar erkennen, dass Männer einen anderen Rang in der Gesellschaft haben als Frauen. In einigen Versen im Koran steht sogar wortwörtlich, dass Männer besser gestellt sind als Frauen. Zum Beispiel muss die Frau nach dem Tod ihres Mannes einige Zeit abwarten bis sie wieder heiraten darf, ein Mann braucht dies aber nicht zu tun. Die Entscheidung wo eine Frau leben wird, ob eine Frau arbeiten geht, ob sie das Land verlassen wird oder sich scheiden lassen wird, bestimmt nicht die Frau sondern der Mann. „Der Herr der Familie ist der Herr, der die Hosen anhat.“
Auch wenn das Regime gestürzt werden sollte, so werden diese Vorschriften nur dann geändert werden, wenn die Frauen aktiv an den politischen Entwicklungen mitgestalten.
Eine Revolution kann eine Chance sein, wenn die Frauen aktiv bleiben!!!!
Als zweite Referentin sagte Frau Susan Golgiri (Frauenrechtlerin, International Organisation to preserve human rights in Iran), das die Ungleichheit zwischen den Frauen und Männern sich nicht nur aus religiösen Gründen bestehen würde, sondern auch durch die vorhandenen Gesetze beeinflusst wird. Die Frau zählt dadurch zur unteren Bevölkerungsschicht mit dementsprechend weniger Rechten. Zum Beispiel, wenn es um Zeugenaussagen in einem strafrechtlichen Verfahren vor Gericht geht. Ein Mann hat ein Aussagerecht und ihm wird seine Aussage auch geglaubt. Für Frauen gilt dies nur, wenn zwei Frauen das Gleiche aussagen. Männer werden im Iran hingerichtet, wenn sie sich als Dealer oder Zuhälter strafbar gemacht haben, bei Frauen reicht schon ein Ehebruch zur Verurteilung zum Tode. Um in Zukunft die Durchsetzung der Frauenrechte im Iran zu erreichen, wird die Hilfe von internationalen Organisationen oder Bewegungen benötigt.
Frau Prof. Dr. Marlis Dürkop-Lepthin (Vorsitzende des Wissenschaftlichen Beirates des Zentrums für Feministische Studien der Universität Bremen) zeigte die frühere und heutige Ungleichheit in Deutschland auf. Denn auch in der Bundesrepublik hat es bis in die 50iger und 70iger Jahre hinein Bevormundungen der Frauen durch ihre Ehemänner gegeben. Frauen mussten zur Berufsausübung die Genehmigung ihres Ehemannes haben und durften nicht frei über ihr Geld verfügen. Erst Mitte der 70iger Jahre sind diese zivilrechtlichen Ungleichstellungen abgeschafft worden. Selbst ihr ist es beim Verkauf ihrer Wohnung aufgefallen, dass die Software ihres Maklers nicht zwischen einer „Verkäuferin“ und einem „Verkäufer“ unterscheiden konnte, deswegen tauchte sie im Exposé nur als „der Verkäufer“ auf. Auch dürfen in der katholischen Kirche heute noch Frauen keine Priester, Kardinäle oder Bischöfe werden. Und Frauen bekommen immer noch weniger Lohn für die gleiche Arbeit als Männer. Zum internationalen Frauentag haben 10 junge Frauen, Mitglieder des europäischen Parlamentes, eine Initiative gestartet, um die europäische Union zu verstärkten Anstrengungen für das Erreichen der Lohngleichheit in Deutschland zu motivieren. Die Zusammenarbeit von engagierten Frauen und der europäischen Union ist ein gutes Mittel, um Frauenrechte langfristig durchzusetzen.
In der anschließenden Diskussion mit dem Publikum wurde noch einmal deutlich, dass es um die Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern in der ganzen Welt geht. Es ist wichtig, das sowohl Frauen als auch Männer um ihre Rechte kämpfen und hierfür internationale Unterstützung bekommen. Vor allem im Iran muss die gleiche Gesetzgebung für Frauen und für Männer gelten.
Im Iran werden Frauen immer noch gefoltert oder sitzen im Gefängnis, weil sie für ihre Rechte einstehen und sie durchsetzen wollen.
Politische Veränderungen fangen im Kleinen an und werden weitergetragen, dafür sind Konferenzen wie diese sehr wichtig.
Zur Abschlussfrage von Frau Friedt „Welche Aktionen brauchen wir, was kann jeder tun?“ antwortete Frau Kakaee, das natürlich auch eine Unterschriftenaktion zur Aufklärung beitragen kann und positive Auswirkungen haben kann.
Frau Prof. Dr. Dürkop-Lepthin wies daraufhin, das biologische Unterschiede der Geschlechter keine rechtlichen Unterschiede hervorrufen dürfen und das Männer bereit sein müssen, ihre Macht mit den Frauen zu teilen.
Frau Golgiris Idee ist es, dass internationale Vorschriften mehr Bestand in allen Ländern haben sollten egal, ob sie einen religiösen Hintergrund haben oder nicht.
Nach einer kurzen Pause mit leckeren Snacks und guten Gesprächen ließ man den Abend mit dem Vortrag eines Gedichtes und wunderschöner englischer und persischer Musik ausklingen.
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