Die Krise ist überwunden. Es geht aufwärts. Die Arbeitslosigkeit sinkt. Das sind die Meldungen, die Rajoys Regierung stetig in die Köpfe der Spanier zu hämmern versucht.
Rajoys Behauptungen sind nicht einmal total falsch. Unter bestimmten Teilaspekten betrachtet stimmen sie sogar. So mancher Arbeitslose hat nach den Krisenjahren wieder einen Job, nur im Allgemeinen zu erheblich schlechteren Bedingungen als vor der Krise. Zeitlich befristet, weniger Geld, weniger Sicherheit.
Es gibt aber ein anderes, recht zuverlässiges Anzeichen, wie die Lage in Spanien einzuschätzen ist, das Verhalten internationaler Investoren.
Die Des-Investition, das Herausgehen internationaler Geldgeber aus Spanien ist im ersten Halbjahr 2015 gegenüber dem Vorjahr um 408% gestiegen! Wie ist das zu verstehen? Diese Anleger haben ihren spanischen Industrie und Anlagenbesitz an Inländer, an Spanier verkauft, Kasse gemacht und sind gegangen. Das Anlagekapital wurde sozusagen „spanisiert“! Das ist grundsätzlich natürlich überhaupt nicht schlecht. Es ist aber keineswegs ein Vertrauensbeweis in die spanische Wirtschaft!
2,121 Mia Euro flossen im ersten Halbjahr 2013 ab.
0,701 Mia Euro flossen im ersten Halbjahr 2014 ab.
3,563 Mia Euro flossen im ersten Halbjahr 2015 ab.
Woraus haben sich die Ausländer verabschiedet?
37% aus der Versorgung mit Elektrizität.
25% aus der Finanz- und Versicherungsbranche.
14% aus der Bauindustrie, dem „ladrillo“.
10% aus der Immobilienbranche.
Diese vier Branchen entsprechen 87% des Abflusses an Kapital. Weit abgeschlagen die Hotelerie und die verarbeitende Industrie mit 3%.
Die Investitionen fliessen praktisch zu hundert Prozent in existierende Firmen und nicht in Neugründungen. Das deutet auf wenig Innovation und Risikobereitschaft hin?
37,2% der nationalen Industrie Spaniens gehört spanischen Filialen ausländischer Multis. Wie sich die Abflüsse auf die Regionen und Autonomien Spaniens verteilen, wird nicht gesagt…