International: Wie bekomme ich einen Job in den USA ? Hier die nackte Realität ...

Von Gerd Bewersdorff @derallrounder

Garnicht so einfach. Vergessen Sie mal die Greencard und was sonst so Gerüchte durchs Internet schwirren. Der Allrounder gibt hier absolute Insidertipps:

Das waren Minenarbeiter als Einwanderer in die USA im 19. - Jahrhundert. Schwere Arbeit, schlechte Löhne. Ist das heute besser? Bild pixabay


Die USA – für viele ist es das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, wo man vom Tellerwäscher zum Millionär werden kann. Der American Way of Life übt eine ungebrochene Attraktivität auf Menschen aus aller Welt aus. Bei keinem anderen Land der Welt sind die Menschen so sehr davon überzeugt, ihr Glück dort zu finden und Karriere zu machen. Auch deutsche Arbeitnehmer zieht es oft für einen Job in die USA. Doch dort zu arbeiten, ist gar nicht so einfach, besonders wenn Sie sich selbst einen Job organisieren und nicht von Ihrem Unternehmen entsendet werden. Dafür muss ein deutscher Arbeitnehmer zwei Hürden meistern. Zum einen braucht er eine Arbeitserlaubnis und zum anderen muss er einen Job finden. Wie Sie beide Hürden meistern…

Erste Hürde: Der Job
Bevor Sie sich um eine Arbeitserlaubnis bemühen, brauchen Sie bereits ein konkretes Jobangebot. Denn für ein Arbeitsvisum verlangt die amerikanische Regierung einen Nachweis über eine konkrete Stelle. Doch der Nachweis alleine reicht nicht aus. Ihr zukünftiger Arbeitgeber muss eine Petition auf eine Arbeitsgenehmigung stellen. Darin muss er nachweisen, dass es keinen vergleichbar qualifizierten Amerikaner für diese Position gibt. Erst mit dieser Genehmigung können Sie ein Arbeitsvisum beantragen

Die Jobsuche
Der notwendige Genehmigungsprozess für Arbeitgeber ist kostspielig und aufwendig, aus diesem Grund muss ihm wirklich daran gelegen sein Sie einzustellen. Deswegen sind vor allem hoch-qualifizierte Fachkräfte gefragt. Spezialisten auf ihrem Gebiet, die Wissen und Können mitbringen, das Einheimischen fehlt.
Die Jobsuche muss bereits in Deutschland begonnen werden, da es nicht erlaubt ist, mit einem Touristenvisum einzureisen und sich einen Job zu suchen. Entsprechend greifen die meisten Suchenden auf Jobbörsen im Internet zurück.
Hier zwei empfehlenswerte amerikanische Jobbörsen:
USAjobs: Bei dieser Jobbörse kann man nicht nur nach einer passenden Position suchen, sondern ein Profil erstellen. In diesem Profil kann man seinen Lebenslauf hochladen und sich direkt damit bewerben. Über das Profil speichert man auch, wo man sich bereits beworben hat und behält so den Überblick.
Carreronestep: Diese Jobbörse ermöglicht es sowohl nach einer Jobbezeichnung als auch in bestimmten Regionen zu suchen. Bereits auf der Startseite findet man eine Karte der US-Bundesstaaten. Sobald man sich einen ausgesucht hat, wird man auf das Job Programm des Bundesstaates weitergeleitet. Das ist praktisch, wenn man bereits eine konkrete Vorstellung hat, in welcher Region man gerne arbeiten würde. Die Seite bietet auch Auskunft über das Gehalt für diverse Jobs. Damit erhält man eine erste Orientierung für Gehaltsverhandlungen.
Neben der Suche in online Jobbörsen bietet sich auch die Beratung bei der Zentralen Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) der Bundesagentur für Arbeit an. Diese unterstützt Sie bei der Stellensuche sowie bei der Planung des Aufenthalts. Die ZAV berät nicht nur zur Beschäftigung in den USA, sondern weltweit. 
Die Bewerbung
Die Bewerbungsunterlagen für einen Job in den USA sind nicht so umfassend, wie in Deutschland. Zeugnisse werden in der Regel nicht beigelegt. Sie besteht aus “Cover Letter”, “Resume” und Referenzen. Der “Cover Letter”, der dem deutschen Anschreiben entspricht, sollte nicht länger als eine DIN-A4 Seite sein. Stellen Sie kurz und prägnant die Beweggründe Ihrer Bewerbung vor. Das “Resume” ist Ihr Lebenslauf, aus dem hervorgeht, wie viel Berufserfahrungen Sie haben und welche Qualifikationen Sie mitbringen.

Hier die wichtigsten Unterschiede zu einer deutschen Bewerbung:
Keine Fotos !!  In den USA ist es eher unüblich dem Lebenslauf ein Foto beizufügen. Es wird davon abgesehen, um Chancengleichheit zu garantieren.
Keine Angaben zum Alter oder Familienstand !! Auch darauf wird verzichtet, um eine mögliche Diskriminierung zu verhindern.
Der Lebenslauf ist antichronologisch aufgebaut !! Akademische und berufliche Stationen werden in umgekehrter Reihenfolge gelistet. Damit steht Ihre letzte Beschäftigung ganz oben.
Referenzen müssen angegeben werden !!  Im “Resume” sollten Sie mindestens zwei Referenzen nennen. Referenzen spielen bei der Bewerbung eine wichtige Rolle und werden in den USA immer verlangt. Ihre Referenzen sollten starke Fürsprecher für Sie sein, die aussagekräftig Ihre Eignung belegen können. Sie sollten vollständige Angaben zum Referenzgeber machen, damit dieser auch kontaktiert werden kann. 

Vorsicht beim Vorstellungsgespräch!

War Ihre Bewerbung erfolgreich und Sie werden zu einem persönlichen Vorstellungsgespräch eingeladen, sollten Sie den leichten und lockeren Ton, der üblicherweise angeschlagen wird, nicht missverstehen. Es handelt sich trotzdem um ein sachliches Gespräch und nicht ein Schwätzchen beim Kaffee. Sprachlich gibt es kein “Sie” und man spricht sich zwar schnell mit dem Vornamen an, dennoch sollte Ihr Auftreten professionell sein.
Zweite Hürde: Die Arbeitserlaubnis
Die Einreise in die USA ist streng reglementiert. Am einfachsten haben es Touristen. Diese reisen mit dem Visa Waiver Programm für maximal 90 Tage ein. Touristen ist es allerdings nicht erlaubt zu arbeiten.

Wollen Sie in den USA arbeiten, gibt es zwei Möglichkeiten:
Die Greencard: Sie ist die zeitlich unbegrenzte Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis für die USA. Diese kann bei der Ausländerbehörde der Vereinigten Staaten beantragt werden. Doch eine Greencard auf regulärem Weg zu bekommen ist sehr schwierig. Dafür müssen Sie entweder eine große Summe in den USA investieren, Ihre Qualifikationen müssen von besonderer Bedeutung sein oder Sie brauchen enge Verwandte vor Ort. Doch jährlich werden 50.000 Greencards im Diversity Visa Program (DV) verlost. Die Voraussetzungen zur Teilnahme an der Lotterie sind ein Abschluss, der mit dem amerikanischen High School Abschluss vergleichbar ist, in Deutschland ist das der Realschulabschluss. Alternativ können Sie eine abgeschlossene Berufsausbildung in einem Beruf, in dem Sie innerhalb der letzten fünf Jahre mindestens zwei Jahre gearbeitet haben, angeben.
Das Visum: In den USA gibt es für jeden Zweck ein bestimmtes Visum. Das gängigste Arbeitsvisum ist das H1-B-Visum. Es wird an Arbeitnehmer mit einem Hochschulabschluss, der mit dem amerikanischen Bachelor Degree vergleichbar ist, vergeben. Es wird für die Dauer von drei Jahren ausgestellt und kann anschließend um drei weitere Jahre verlängert werden. Doch um dieses zu beantragen, brauchen Sie vorher ein konkretes Jobangebot. Am einfachsten ist es, wenn Sie von Ihrem Unternehmen in eine amerikanische Niederlassung entsendet werden.

Die verschiedenen Visa-Arten und ihre Beantragung
Ein Visum kann in den amerikanischen Botschaften in Frankfurt, Berlin und München beantragt werden. Zuerst füllen Sie online das entsprechende Formular für Ihr Visum aus und zahlen die Antragsgebühr. Danach vereinbaren Sie einen persönlichen Termin in der Botschaft, bei dem Sie alle notwendigen Unterlagen einreichen. Zum Termin sollten Sie eine ausgedruckte Version des Antrags, ein Passfoto, Ihren gültigen Reisepass sowie den Zahlungsbeleg für die Antragsgebühr mitbringen.

Welches ist das richtige Visum für mich?
Sich einen Überblick zu verschaffen und für sich das richtige Visum zu finden, ist nicht ganz leicht. Denn in den USA gibt es eine ganze Reihe unterschiedlicher Visa. Hier eine kurze Zusammenfassung:
   Austauschschüler, Au Pairs, Praktikanten: J-Visum
   Studenten: F-Visum
   Arbeitnehmer, die vom Unternehmen entsandt werden: L-Visum
   Arbeitnehmer, die nicht vom eigenen Unternehmen entsendet werden: H-Visum
   Auszubildende (nicht-medizinisch, nicht-akademisch): H-3-Visum
   Künstler: O-Visum
   Sportler: P-Visum
   Journalisten: I-Visum

Die Arbeitsbedingungen
Den Job und das richtige Visum haben Sie nun in der Tasche. Nun sollten Sie sich auf einige Veränderungen einstellen. Denn die Arbeitsbedingungen in den USA sind andere als in Deutschland. Hier die größten Unterschiede:
Es gibt keinen gesetzlichen Kündigungsschutz. Die USA ist auch bekannt für ihre “hire and fire”-Mentalität. Es spielt keine Rolle, wie lange Sie bei Ihrem Arbeitgeber angestellt sind. Von heute auf morgen können Sie Ihren Job los sein. Dafür ist es in der Regel leichter als hier einen neuen Job zu erhalten.
Man hat viel weniger Urlaubstage. In Deutschland stehen jedem Arbeitnehmer gesetzlich jährlich 28 bezahlte Urlaubstage zu. In den USA sind es lediglich fünf Urlaubstage. Im ersten Jahr der Beschäftigung nutzen das die Arbeitgeber schamlos aus und man hat in der Regel sehr wenig Urlaub. Erst mit längerer Firmenzugehörigkeit steigt auch die Anzahl der Urlaubstage auf bis zu zwei Wochen.
Man erhält seinen Lohn alle zwei Wochen. Anders als in Deutschland wird der Lohn nicht einmal im Monat, sondern alle zwei Wochen ausgezahlt. Die gängigste Form der Bezahlung ist der sogenannte Paycheck, ein Scheck der eingelöst werden kann. Daneben gibt es auch das Deposit, eine Überweisung auf das Konto des Arbeitnehmers.
Alles nicht so einfach. Wenn Sie nun unbedingt den Traum Ihres zukünftigen Lebens in Amerika sehen, beherzigen Sie unbedingt diese wohlgemeinten Ratschläge.
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