Intermission: Wieder was gelernt

Es war ein typischer Notarzteinsatz. Nachts um halb drei, das blutende Polytrauma stellte sich als kleine Kopfplatzwunde heraus. Aufgrund der fortgeschrittenen Uhrzeit war meine Übergabe an die Schwester in der Notaufnahme auch eher dürftig. Ich zeigte auf den Patienten und sagte: “Hmpf” und nuschelte dann sowas wie “Kopfplatzwunde, stabil, orientiert, nix weiter”. Dann blieb ich brav stehen und wartete, bis sich die Schwester den Patienten angesehen hatte.
“Sie sind wohl Anästhesistin?” stellte sie nach ihrer ausführlichen Untersuchung des Patienten fest.
“Ja, wieso?” fragte ich, jetzt wieder etwas wacher.
“Nun, das ist ganz einfach. Wären Sie Chirurgin, dann hätte der Patient jetzt irgendwas geschient oder verbunden. Wären Sie Internistin, dann hätten Sie mir zuerst was über den Auskultationsbefund von Lunge und Herz gesagt. Da der Patient aber keine Schienen oder Verbände hat, Sie mir nichts über seine inneren Organe verraten und er außerdem angibt, schmerzfrei zu sein, können Sie eigentlich nur aus der Anästhesie kommen.”

Ich war verblüfft und hatte wieder was gelernt.


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