Intelligente Kinder oder kreative Kinder?

Da fand ich doch in anderem Kontext ein übersetztes Zitat aus dem Buch "The Last Lion" von William Manchester und Paul Reid. Es behandelt das Versagen von staatlichen Schulen, wenn Schüler ihren Lehrern überlegen sind:

"Es ist völlig klar, dass hier etwas nicht stimmt. Davidson verheimlichte, dass Winston der fähigste Junge in seiner Schulklasse war. Er war in Wirklichkeit sogar bemerkenswert. Sein Verständnis für Geschichte war herausragend. Und dennoch hielt man ihn für einen hoffnungslosen Schüler. Niemanden schien zu dämmern, dass der Fehler nicht beim Jungen, sondern in der Schule zu suchen ist.

Samuel Butler definiert Genie als ´die außergewöhnliche Fähigkeit, seinen Besitzer in alle Arten von Schwierigkeiten zu bringen,“ und es ist ironisch, dass Genies in den Klassenzimmern am ehesten missverstanden werden. Untersuchungen der University of Chicago und der University of Minnesota brachten zutage, dass sich Lehrer über Kinder mit hohem Intelligenzquotienten freuen, Kinder mit kreativem Geist aber missbilligen.

Intelligente, aber unkreative Schüler akzeptieren Konformität, rebellieren nie und erledigen ihre Aufgaben prompt und auf perfekte Art. Das kreative Kind hingegen ist manipulativ, einfallsreich und intuitiv. Bei diesem Kind ist es wahrscheinlich, dass es den Lehrer schikanieren wird. Es wird als wild, böse, dumm und unzuverlässig erachtet; ihm fehlt es an Ernsthaftigkeit oder sogar Perspektive. Sein Verhalten lenkt ab; es scheint es noch nicht einmal zu versuchen; es gibt einzigartige Antworten auf banale Frage und sorgt bei den anderen Kindern für Gelächter.

E. Paul Torrance von Minnesota fand heraus, dass 70% der Schüler, die bei Kreativität ein hohes Rating bekamen, von den Lehrern für Sonderklassen für intellektuell Begabte abgelehnt wurden. Die Goertzels kamen zu dem Schluss, dass Churchill, Edison, Picasso und Mark Twain bei einer Stanford-Untersuchung über Genialität, bei der Lehrer schlaue Kinder heraussuchen, ausgeschlossen worden wären."

Raten Sie mal, wie ich mich durch die Schulzeit geschlängelt habe. Als ich 1970 die Schule mit drei Fünfen und einer Sechs verließ, akzeptierte mein Vater mit viel Bauchschmerzen, warum ich kein Abitur ablegen wollte. Aber er verstand immer noch nicht, warum ich Radio- und Fernsehtechniker werden wollte.

Es war sehr mühsam für mich, die Kurve zu kriegen und schließlich in ein Fahrwasser zu gelangen, das zu mir passt. Inzwischen schrieben wir das Jahr 2004. Erst seit 2008 lasse ich mich als Autor honorieren von Unternehmen, die meine kreativen Wortspiele wertschätzen und gerne bezahlen.

Hans Kolpak
Goldige Zeiten

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