Der Geist steckt in der Flasche, diese alte Weisheit belegt jetzt die alljährliche Schnaps-Studie der Krankenkasse DAK. In der konnten Forscher einmal mehr einen direkten Zusammenhang zwischen Bildungserfolg und Alkoholkonsum nachweisen: Während nur jeder vierte Haupt- und Realschulen regelmäßig säuft, greift bei den Gymnasiasten jeder dritte gewohnheitsmäßig zur Flasche. Der Erfolg lässt denn auch nicht auf sich warten: Gymnasiasten studieren später etwa fünfzehnmal häufiger als Hauptschüler, durch das regelmäßige Trinken gelingt es ihnen ungleich öfter, in die gesellschaftliche Elite der Gut- und Besserverdiener aufzusteigen.
Zurückbleiben die Alkoholverweigerer, die trotz niedrigerem Leistungs- und Erwartungsdruck nicht in der Lage zu regelmäßigen Konsum von Bier, Schnaps und Wein sind. Es könne sich hier auch um eine soziale Frage handeln, glauben die Wissenschaftler, die mehr als 4000 Jugendliche nach ihren Trinkgewohnheiten befragt hatten. Wenn das Elternhaus nicht in der Lage sei, regelmäßig große Mengen Alkohol zu finanzieren, bleibe der Lernerfolg offenbar relativ häufig aus. "Der Schulstress ist ein Risikofaktor", sagt Silke Rupprecht von der Leuphana-Universität Lüneburg. Dem widerspreche derzeit nur der Befund, dass Jugendliche, die mit ihrer schulischen Leistung unzufrieden sind, deutlich öfter Alkohol trinken als ihre Mitschüler.
Auch beim sogenannten Rauschtrinken - davon sprechen Mediziner, wenn ein Jugendlicher mindestens fünf Gläser Alkohol direkt hintereinander trinkt - sind hierzulande eher die gebildeten Schichten an den Gymnasien führend. Mehr als ein Drittel aller künftigen Ärzte, Wissenschaftler, Politiker und Juristen habe sich als Rauschtrinker zu erkennen gegeben, die später beruflich eher in Richtung Handwerk, Fließband und Gastronomie tendierenden Haupt- und Realschulen hingen mit nur 32,9 Prozent schwer hinterher. Insgesamt gaben 43 Prozent aller befragten Schüler an, mindestens einmal im Monat "abzustürzen", ein Zahl, die offensichtlich nicht ausreicht, das Leistungsniveau insgesamt anzuheben.
Allerdings bemüht sich die junge Generation seit dem Verbot der berüchtigten "Alcopops", die mit niedrigem Alkoholgehalt viele Gewohnheitstrinker verstört hatten, verstärkt um Besserung. "Der Anteil der Jugendlichen, die größere Mengen Alkohol trinken, um einen Rausch zu erleben, steigt", lobt Theo Baumgärtner, Leiter des Büros für Suchtprävention in Hamburg. Jedoch seien nicht alle bereit, dabei mitzutun: Nehme man alle Jugendlichen, gehe die Verbreitung des regelmäßigen Alkoholkonsums ebenso wie das Komasaufen leicht zurück, aufgefangen werde diese beunruhigende Tendenz nur durch die Standhaftigkeit der Dauertrinker. Hier gelte generell: Wer regelmäßig Alkohol konsumiert, trinkt immer mehr.
Mit erschreckenden Auswirkungen, denn gesellschaftlich klafft die Schere zwischen Säufern und Abstinenzlern immer weiter auseinander. "Wir stellen fest, dass der Alkoholkonsum unter Jugendlichen in sozial besser gestellten Schichten weiter verbreitet ist als in sozial schlechter gestellten Schichten", sagt Suchtexperte Baumgärtner. Hier müsse der Gesetzgeber eingreifen und Hilfen bereitstellen. Es könne nicht sein, dass die Reichen ihren Spaß hätten und dann auf die Uni gingen, während die Ärmsten der Armen zurückgelassen würden und die Zeche in Form schlechter Noten zahlen müssten.
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