Intelligent bewässerte Fassadenbegrünung ersetzt die energiefressende Klimaanlage

Ganz Europa stöhnt unter einer tropischen Hitzewelle und wer sich nicht gerade im Schwimmbad oder am Badesee aufhält, der sucht häufig Abkühlung in klimatisierten Räumen. Die dafür auf Hochtouren laufenden Klimaanlagen sind allerdings wahre Energiefresser, weshalb sich die Frage nach besseren Alternativen stellt. Eine solche bietet beispielsweise die Begrünung von Fassaden, die aber gerade im Stadtgebiet nicht einfach immer mit Efeu oder wildem Wein bewerkstelligt werden kann. Eine clevere Begrünung mit zahlreichen Arten und intelligentem Bewässerungssystem wurde jüngst in Wien am Gebäuder der MA48 umgesetzt. Rund 850 qm Fassadenfläche des Bürogebäudes der Wiener Magistratsabteilung für Abfallwirtschaft, Straßenreinigung und Fuhrpark am verkehrsintensiven Margaretengürtel wurden mit über 17.000 Pflanzen begrünt. Dass diese selbst bei extremen Temperaturen optimal mit Wasser versorgt werden, dafür sorgt die Smart Appliance des Wiener Start-ups Adaptivia GmbH.

Kernstück des Systems sind modernste Mess- und Steuerungseinheiten mit der Möglichkeit zum drahtlosen und internetfähigen Datenaustausch. Entwickelt wurde die komplexe Technologie von Adaptivia dessen Gründer sich dabei über die Unterstützung des Business-Inkubators INiTS freuen durfte. So konnte die gleichzeitige Entwicklung und Finanzierung der Technologie sowie die Erstellung eines betriebswirtschaftlichen Konzepts zur Vermarktung bewerkstelligt werden.

Die intelligente Bewässerungstechnik besteht im Herzen aus dedizierter Hard- und Software sowie Mess- und Steuerungseinheiten, deren Datenaustausch drahtlos über das Internet erfolgt. Daten von Sensoren können so fernab vom Standort in Hochleistungsrechnern verarbeitet werden – und Steuerungsimpulse unkompliziert an den “Einsatzort” zurück gesendet werden. Die Adaptivias Lösung ersetzt damit teure Systeme vor Ort durch das stets zur Verfügung stehende Internet.

Am Bürogebäude der MA48 beweist das als WiseWater bezeichnete System seine Leistungs- und Zuverlässigkeit. Es steuert dort zwölf Gießkreise mit einer Länge von 3,5 Kilometern und verarbeitete in den ersten 18 Monaten der Begrünung allein 5 Millionen Datensätze aus dem Pflanzsubstrat. Dieses wird in 2.850 Laufmeter Pflanztrögen gehalten, die an der Fassade befestigt wurden. Dr. Georg Simhandl, Geschäftsführer der Adaptivia GmbH, erklärt dazu: “Aus Gründen der Statik und Optik sind diese Tröge sehr flach. Sie nehmen wenig Wasser auf, trocknen schnell aus bzw. laufen rasch über. Das macht ein ständiges Messen der Bodenfeuchte sowie die Berücksichtigung von Wetterdaten erforderlich, um die aktuell benötigte Wassermenge zu berechnen.” Mit dessen Hilfe beeinflussen die 17.000 Pflanzen dann das Mikroklima – allein die Verdunstung des so präzise zugeführten Wassers erzielt im Sommer die Kühlleistung von 45 Klimakühlgeräten mit einer Leistung von jeweils 3.000 Watt und 8 Stunden Betriebsdauer. Ein Temperaturunterschied von bis zu 15 Grad Celsius kann so an der Hausfassade entstehen.

Neben der positiven Ökobilanz, die sich in Einsparungen von Energie und Emissionen beziffern lässt, sprechen aber auch das subjektive Wohlbefinden der Hausnutzer von der “grünen” Klimatisierung. Dazu eine IT-Expertin der MA48: “Mir gefällt die Vielfalt. So viele unterschiedliche Pflanzen und Tiere, Nelken, Kräuter, aber auch Schmetterlinge, Bienen und Vögel. So wie auf der Almwiese.”

Für Adaptivia ist der Erfolg des WiseWater-Systems eine praktische Bestätigung ihrer Technologie für intelligente Sensoren-Netzwerke, die seit 2009 im Bereich Immissionsmonitoring angeboten wird. Dazu zählen Lärm- und Erschütterungsmessung, Rissbreitenöffnungsmonitoring für die Überwachung von wertvollen Gebäuden. Zukünftig soll die Technologie auch die Verfügbarkeit und Effizienz von Datenzentren steigern.

Weitere Informationen zum WiseWater System sind auf der Webseite www.adaptivia.com zu finden.


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