Karina hab ich vor einiger Zeit über meine Pilates Stunden kennengelernt. So bin ich auch erst auf ihren genialen Blog Fräulein Grün gestoßen. Und dort teilt sie sehr inspirierende Infos rund um Wald & Wiese. Ein Thema über das wir meiner Ansicht nach alle viel mehr lernen sollten. Back to the roots eben! Und weil Karina so viel Wissen hat und außerdem unglaublich sympathisch ist, wird sie auch bei einigen der bevorstehenden Under the Walnut Tree Events als Kräuterexpertin mit dabei sein. In diesem Interview hab ich ihr einige Fragen zu ihren liebsten Themen Wald, Wiese und Wunder gestellt. Ihre Antworten sind absolut lesenswert. Wer also wissen will, warum Karina am Thailändischen Flughafen laut losgelacht hat, ihre alte Wohnung an einen Dschungel erinnerte und sie heute fast immer Bitterkräuter über ihr Essen streut ... der sollte weiterlesen.
Wer bist du und wo ist deine Heimat?Ich bin die Karina und eine gebürtige Salzburgerin, die auch seit 38 Jahre hier lebt, was fast schon eine Seltenheit ist 😉 Ich bin nie weggegangen und je älter ich werde desto mehr schätze ich diese Stadt und ihre „grünen" Möglichkeiten, die sie uns bietet.
Was sagst du, wenn dich jemand fragt, was du so tust?Ja, das ist seid gut zwei Jahren leichter für mich zu beantworten, denn einen Großteil meiner Freizeit nehmen die Heilpflanzen und mein Hund Mini ein. Das heißt, ich bin viel in der Natur unterwegs.
Um was dreht es sich auf deinem Blog „Fräulein Grün"?Um Wiese, Wald und Wunder. Alles, was mit dem Thema Heilkräuter und Heilpflanzen zu tun hat wird hier behandelt und dazu gibt es wöchentlich ein Rezept, dass jeder leicht zuhause umsetzen kann.
Was hat dich dazu bewegt deinen Blog „Fräulein Grün" zu starten und wie hat sich dein Leben seither verändert?Sofort als ich meine Ausbildung zur TEH-Praktikerin (Traditionell Europäische Heilkunde) angefangen habe, war mir klar: Ich muss dieses Wissen, das so logisch, einfach und in unsere Kultur gehört, ein wenig beleben. Da war mir klar, dass dieser Blog her muss. Das ist nun über ein Jahr her und seitdem ist der Zuspruch zu diesem Thema groß. Menschen informieren sich viel darüber, wie sie die Natur und ihre Pflanzen vor unserer Haustüre wieder in den Alltag einbeziehen können. Mein Leben hat sich insofern verändert, dass ich viel Zeit, Liebe und Passion in www.fräuleingrün.at stecke, weil ich sehe, dass es die Menschen interessiert.
Warst du immer schon fasziniert von Wald und Wiese oder gab es einen bestimmten AHA Moment der dich in eine Pflanzenliebhaberin verwandelt hat?Schon als Kind hab ich zu meiner Mama gesagt, dass ich einen Garten möchte, wo ich meine Hände in die Erde stecken kann. In meiner ersten eigenen Wohnung hat es dann ausgesehen wie im Urwald vor lauter Pflanzen und nach meiner ersten Kräuterwanderung vor fünf Jahren war mir klar: Heilpflanzen und ihre Möglichkeiten sind meine Berufung.
Was siehst du als deinen Schwerpunkt im Bereich der Pflanzenkunde?Mein Schwerpunkt ist die Naturapotheke mit regionalen Kräutern. Natürlich behandle ich auch noch andere Themen wie Naturkosmetik oder Naturküche, denn die Anwendungen mit Kräutern sind ja schier unendlich.
Du hast einige Fortbildungen im Bereich der Kräuterkunde vorzuweisen. Als was darf man dich bezeichnen und was war bisher dein liebstes Thema während der Fortbildungen?Ja, ich bin diplomierte Praktikerin der TEH (Traditionell Europäischen Heilkunde) mit einer zusätzlichen Ausbildung der TEH-Naturapotheke. Am meisten gefällt jedem bei der Ausbildung, dass wir aus dem Seminarraum oft raus sind, uns die Pflanzen direkt gegenüber aus dem Wald geholt haben und gleich praktisch in Tinkturen, Tees, Salben etc. verwandelt haben.
Ich persönlich bin ja süchtig nach Wissen. Als ich mit den Infos rund um Ernährung angefangen habe, hat sich eine ganz neue Faszination in mir aufgetan. Bis heute kann ich nicht mehr aufhören mich weiterzubilden. Dir geht es bestimmt ähnlich. In welchem Bereich willst du aktuell noch mehr lernen?Da hast du Recht, um mich liegen immer meine ganzen Bücher über Heilpflanzen, Phytotherapie, Volksheilkunde etc. Ich möchte natürlich gerne durch die Praxis und die Umsetzung noch mehr über jede Heilpflanze lernen, denn jede trägt ja nicht nur einen heilenden Wirkstoff in sich sondern ist unfassbar vielfältig einsetzbar.
Ich bin ein Fan deines Blogs weil du Rezepte teilst die uns wieder zurück zu unseren Wurzeln führen und uns dazu bewegen an die Natur zu gehen. Ich war dank dir selber gerade erst Gänseblümchen sammeln. Viele Dinge im Bereich der Kräuter sind ja heute leider vergessen. Warum glaubst du ist das so?Das hat mir meine Oma wunderbar erklärt. Damals in Zeiten des Krieges mussten die Leute vermehrt auf das Wissen der Volksheilkunde setzen, da es nichts gab. Dann kam der neue Schwung, die Wirtschaft florierte und Dinge wie Plastik, schnelles Essen oder eben die Möglichkeit, sich schnell ein Medikament zu besorgen machten es nicht mehr nötig, der Familie die Geheimnisse der Natur zu verraten. Fast wäre alles verschwunden. Aber zum Glück gibt es eine Trendwende und Menschen wollen nicht mehr alles „schnell, schnell" in sich hineinstopfen. Wir sind wieder bewusster unterwegs und schätzen daher auch die Geschenke der Natur bewusster ...Nur wie man sie einsetzt, das müssen viele leider wieder komplett neu erlernen. Das ist es aber Wert!
Gibt es ein paar vergessene Traditionen aus unseren Breitengraden die es deiner Meinung nach unbedingt aufzuleben gilt?Ja eine Unmenge, das würde den Rahmen sprengen. Wenn ich kurz von den Heilpflanzen abweichen darf ... Man sollte wieder mehr fermentiertes Essen zu sich nehmen. Sauerteigbrot selber machen, Gemüse aus dem Garten einlegen, vermehrt auf nicht pasteurisierten Essig setzen. Diese ganzen wertvollen Bakterien, die durch das Fermentieren entstehen, beleben unseren Darm, der bei vielen von uns eines der größten Probleme darstellt. Wir ernähren uns nicht wertig genug und geben dem Darm nichts an Hilfsmitteln in die Hand, mit denen er das „Schlechte" raustransportieren könnte. Daher ran an die Einmachgläser 😀
Ich meine im Bereich der Ernährung einen Trend zu entdecken. Immer mehr Menschen legen Wert auf regionale und naturbelassene Zutaten. Meinst du unsere Gesellschaft will wieder ein bisschen zurück zum Ursprung?Ganz bestimmt sogar. Nicht nur, dass immer mehr Menschen wissen wollen, wo kommen meine Nahrungsmittel her. Oft wird sogar wieder selber Hand angelegt. Siehe den Trend des Brotbackens. Denn eines kann man sagen, alles was mit Liebe, Zeit und Freude selbstgemacht wird, schmeckt wie bei der Oma - und dieser Gedanken veranlasst viele das Ursprüngliche wieder neu zu beleben.
Welche 3 Kräuter muss man deiner Meinung nach einfach kennen? Und warum?Naja, sagen wir lieber so: Diese drei Kräuter kennt jeder nur wissen die wenigsten, wie wertvoll diese für unseren Körper sind.
Löwenzahn: Eine von Kopf bis Fuß - also Blüte bis Wurzel - tolle Bitterstoffpflanze. Denn das Bittere ist leider aus unserem Ernährungsplan komplett verschwunden. LEIDER. Wir brauchen das Bittere um unseren Körper - und auch wieder unseren Darm - in Schwung zu bringen und zu halten. Und mit dem Löwenzahn hat man einen Lieferanten vor der Haustüre.
Gänseblümchen: Die Heilpflanze des Jahres 2017. Sie hilft zum Einen den Körper im Frühling zu entgiften und zum Anderen ist sie eine tolle Heilpflanze bei Erkältungen und gut verträglich auch für Kinder.
Lavendel: Wahnsinnig universell einsetzbar. Schon der Duft beruhigt uns und wirkt einschlaffördernd und der Lavendel besitzt auch eine krampflösende Wirkung und ist toll für unsere Haut.
Und alle drei Heilpflanzen kennt nun wirklich jeder 😀
Welches altbewährte Hausmittel involviert Kräuter und ist deiner Meinung nach besonders potent?Potent sind alle Heilpflanzen. Wie sagte schon Paracelsus: Die Dosis macht das Gift. Aber eines der für mich besten Hausmittel ist die Pechsalbe aus dem Harz der Bäume mit Schafgarbe und Ringelblume. Diese Wundheilsalbe hat schon meine Uroma verwendet und viele meiner Freunde und Bekannten schwören bei leichten Verletzungen auf die heilende Wirkung. ( Anmerkung Eva: Kann ich bestätigen. Pechsalbe ist genial und gehört in jeden Haushalt!)
Die meisten Menschen hören Kräuterkunde und denken an Bärlauch oder ähnliche Pflanzen die in der Wiese wachsen. Der Wald wird dabei oft vergessen. Was macht Bäume so besonders und welcher Baum ist dein Favorit?Da habe ich gerade keinen Favoriten, weil ich mich immer mehr mit den verschiedensten Bäumen auseinandersetze und fasziniert bin, was da erst für Heilkräfte drinnen stecken. Das beginnt schon im Frühling bei den potenten Knospen. Dann die Rinde der Bäume, Blätter und Blüten und erst die Stoffe, die ein Baum ausstößt. Das hilft uns oft, zu entspannen und auch unsere Gesundheit zu erhalten. Kein Wunder, dass der Wald schon auf Rezept verschrieben wird.
Aber wenn ich jetzt aktuell einen Baum nennen muss, dann die Linde. Ich warte auf die Blüten, denn wir kennen ihn: der Lindenblütentee. Der ist ein Traum bei Erkältungen. Er lässt und schwitzen und kann leicht selbst gepflückt und dann zu Tee verarbeitet werden.
Was würdest du all jenen sagen, die sich gerne mehr mit Wald & Wiese beschäftigen möchten. Wo sollen sie anfangen?Ein erstes Kraut, das eindeutig zu erkennen ist, das ganze Jahr über zu begleiten. Dann sich darüber informieren, einlesen und ein erstes Rezept selbst versuchen. Man wird sehen, es wird nicht bei dem einen Kraut bleiben und schon ist man mitten drin 😀
Was tust du um deinem stressigen Alltag zu entfliehen und für mehr Balance zu sorgen?Also dadurch, dass ich einen Hund habe, bin ich täglich lange im Freien. Da habe ich Glück, denn auch bei Regen oder Minustemperaturen bin ich gezwungen frische Luft zu schnappen. Und wenn das Wetter mitspielt, ist das Erste: Raus aus den Schuhen und barfuß laufen. Nichts erdet mich mehr. Und meine Liebe zu den Heilpflanzen ist sowieso der Garant, dass ich immer durch die Natur streife.
Welches Buch findest du muss man gelesen haben (Kräuterbezogen oder auch nicht)?Jonathan Tropper - Mein fast perfektes Leben
Bei diesem Buch habe ich laut geschrien vor Lachen und das an einem Flughafen in Thailand. Aber da kann man nicht anders 😀
Welche Kräuter finden in deiner Küche regelmäßig Verwendung?Ich habe mir einen Mix aus Bitterkräutern gemacht, den ich so gut wie bei jeder Mahlzeit am Schluss drüberstreue.
Wo siehst du dich in 5 Jahren? Irgendwelche großen Pläne die du hier schon mal ankündigen willst?Ich möchte noch mehr Menschen erreichen um Ihnen zu zeigen, wie einfach es ist, die Kräuter vor unserer Haustüre zu nutzen.
Wo kann man dich im Netz finden und mehr über dich erfahren?Auf meinem Blog www.fräuleingrün.at und natürlich auch auf Facebook
Magst du vielleicht auch noch ein Rezept mit uns teilen?Brennnesselsamen sind der Hit. Die regionalen Chiasamen. Hängen im Sommer an den Brennnesseln (die nebenbei erwähnt, ein wahnsinnig starkes Heilkraut ist) und schmecken leicht nussig. In den Samen steckt Vitamine C, A und E. Dazu viele Carotinoide und ungesättigte Fettsäuren wie Linolsäure. Durch diese Inhaltsstoffe helfen die Samen gegen Müdigkeit. Die können sowohl über das Müsli oder wie ich es mag über ein Brot mit Avocado und Tomaten gestreut werden.
Fotocredit: Karina Reichl www.fräuleingrün.at