Wieder darf ich euch einen tollen Blog und die Individualisten die dahinter stehen vorstellen. Birgit und Daija betreiben gemeinsam einen meiner Lieblings-Blogs: Kids, Cooks & Composts. Dort dreht sich alles um gesundes und einfaches Essen sowie nachhaltige Themen wie beispielsweise urbanes gärtnern. Ob das zuckerfreie Leben mit Kindern, der Umgang mit Fleisch oder der Konsum von saisonalem Obst und Gemüse - Birgit und Daija greifen die verschiedensten Themen auf und ihre Beiträge sind immer inspirierend und vor allem absolut lesenswert. Ich war bei ihnen übrigens auch schon zu Gast und hab ein bisschen über das Leben ohne Zucker geplaudert. Aber heute soll es um die Lebens- und Ernährungseinstellung der beiden sympathischen Bloggerinnen gehen. In diesem Interview teilen Birgit und Daija ihre Erfahrungen zum zuckerfreien Leben mit Kindern, sprechen über das Thema Fleischkonsum und erzählen was sie so tun um nachhaltiger zu leben. Lasst euch inspirieren und schaut unbedingt auch bei Kids, Cooks & Composts vorbei. Ich freu mich riesig, dass die beiden mir Rede und Antwort gestanden sind. Vielen Dank dafür!
Wer seid ihr und wo ist eure Homebase?Wir sind Daija, wohnhaft in London, und Birgit aus Wien.
Für alle die euren Blog nicht kennen. Um was geht es und welche Message wollt ihr mit eurem Blog vermitteln?Im hektischen Familienalltag ist es nicht immer leicht bewusst und gesund zu essen. Wir wollen es schaffen, dass bewusstes Essen und echte Nahrung wieder Teil des Familienlebens werden können.
Was hat euch dazu bewegt euren Blog zu starten und wie seid ihr auf die Idee gekommen das gemeinsam zu tun?Birgit: Ich gärtnere sehr gerne und baue als Hobby ein bisschen Gemüse und Obst an. Ich habe schnell gemerkt, dass wenn mir die Kinder im Garten helfen, sie plötzlich Interesse an Gemüse haben, das sie normalerweise am Teller so nicht mögen. Schnell kam auch die Frage auf, was können wir einfaches gemeinsam aus unserem „Gartenfood" kochen? So entstand für mich ganz natürlich die Idee ein bisschen was zu unseren Erfahrungen zu schreiben, was essen die Kinder gerne, was geht schnell und was können wir vielleicht sogar aus Selbstangebautem kochen?
Daija: Birgit erwähnte die Idee auf Twitter, und so kamen wir über ein gemeinsames Projekt ins Gespräch. Gemeinsam lässt sich dies zwischen Job, Kindern und allem anderen am ehesten verwirklichen. Außerdem ergänzen wir uns gut - ich schreibe lieber, während Birgit fantastische Fotos macht und sich um viele der technischen Details kümmert.
Wie würdet ihr eure individuelle Ernährungsphilosophie beschreiben?Birgit: Möglichst natürlich, regional und saisonal. Je weniger verarbeitet desto besser. Alles was so lange konserviert wurde, dass es keine Ameise mehr interessiert, sollten wir auch nicht essen. Dabei will ich es aber bitte trotzdem unkompliziert, wenn es halt mal doch ein Fertiggericht ist - ok - und meine Kinder lieben Zuckerkipferl und Co, das werde ich nicht mehr aus ihnen heraus bekommen und ist für mich absolut in Ordnung, solange wir es schaffen, auch wieder gesunde Gerichte zu essen.
Daija: So ähnlich - wobei ich wirklich gerne koche. Früher stand ich gern eine Stunde oder länger in der Küche, experimentierte und probierte neue Gerichte aus. Unkompliziert und schnell muss es erst seit der Geburt meiner Tochter sein.
Was war der „AHA" Moment der euch dazu gebracht euch mehr mit dem Thema Ernährung auseinander zu setzen?Daija: Einen Aha Moment gab es bei mir eigentlich nicht. Ich bin auf einem landwirtschaftlichen Betrieb aufgewachsen und damit auch ganz nah am Thema Nahrung. Später habe ich dann eine zweijährige Berufsausbildung als Gärtnerin mit dem Schwerpunkt Gemüsebau absolviert. Mich interessieren verschiedene Ernährungsformen, eine Zeit lang habe ich mich intensiv mit vegetarischer Sporterernährung beschäftigt, in den letzten Jahren eher mit saisonaler Kost für Kinder.
Birgit: Ich war eine Zeitlang sehr erschöpft und müde (bin ich dank der Kinder manchmal immer noch ;-)) und irgendwann kam mir dann, dass es da einen Zusammenhang zu meinen Essgewohnheiten gibt. Sobald ich weniger Zucker esse und wirklich viel frisch selbst koche, merke ich wie es mir besser geht, So bin ich zum Thema Ernährung gekommen.
Was ist eurer Ansicht nach der größte Blödsinn der in dem Bereich Ernährung verzapft wird?Daija & Birgit: Diäten - also alles, was kurzfristigen Gewichtsverlust verspricht (5 Tage nur Ananas etc.) und alles was extrem einseitig ist.
Erst kürzlich habt ihr auf eurem Blog ein bisschen über das Thema „Fleischkonsum" diskutiert. Wie steht ihr dazu?Daija: Um ehrlich zu sein stehe ich Fleischkonsum mit sehr gemischten Gefühlen gegenüber. Ich war viele Jahre Vegetarierin, heute esse ich 2 bis 3 Mal im Monat Fleisch oder Fisch. Seit Kurzen beschäftigt mich das Thema wieder stäker, vor allem unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten. Ich denke, als Gesellschaft sollten wir unseren Fleischkonsum drastisch reduzieren, um natürliche Ressourcen zu schonen. Bei den meisten Menschen wäre zudem weniger Fleisch gesundheitlich vorteilhaft.
Birgit: Ich sehe das genauso wie Daija. Mein Zugang ist: Fleischessen wie zu Großmutters Zeiten, nur zu besonderen Anlässen, aber dafür mit Genuss.
Was seht ihr als größte Herausforderung für jemanden der in der heutigen Zeit bewusster und gesünder leben und vor allem essen will?Daija: Die ständige Verfügbarkeit von billigem Junk Food. In jedem Kiosk gibt es Schokoriegel, in jedem Supermarkt Fertiggerichte, die uns schnelle Befriedigung versprechen. Bei uns im Büro stehen immer Süßigkeiten in der Küche, an denen ich jedes Mal vorbei gehe, wenn ich mir einen Tee oder ein Glas Wasser hole. Dazu kommt eine Werbeindustrie, die sich nicht auf Obst und Gemüse spezialisiert hat.
Birgit: Genau, hinzu kommt, dass wir uns für unser Essen keine Zeit mehr nehmen, für uns selbst sowieso nicht. Wer hat schon Zeit und inzwischen auch Lust täglich frisch zu kochen? Fertiggerichte sind außerdem irrsinnig billig, natürlich kann man auch frisch günstig kochen, aber Qualität hat auch oft ihren Preis und komischerweise sind wir gerade beim Essen anscheinend nicht bereit dafür zu bezahlen.
Ihr beschäftigt euch auf eurem Blog auch immer wieder mit dem Thema „zuckerfrei" - in wie weit lebt ihr selbst zuckerfrei und wie geht es euch damit?Daija: Mal besser, mal schlechter. Bei mir hat die Schwangerschaft leider zu einem ernormen Zuckerverlangen geführt, und ich fand es schwer, wieder zu einer zuckerarmen Ernährung zurück zu finden - bemerkenswert, denn wenn ich mich ohne Industriezucker ernähre geht es mir viel besser.
Birgit: Ich bin auch nicht konsequent, gerade rund um Weihnachten und wenn die Umgebung einen konsequent als ein bisschen verrückt abtut, ist es schwierig. Aber es hilft mir, einfach nicht aufzugeben und einfach regelmäßig an schlechten Gewohnheiten zu arbeiten. Auch mir geht es mit weniger Zucker, extrem viel besser.
Ihr habt beide Kinder. Würdet ihr sagen es ist schwer Kindern die zuckerfreie Ernährungsweise mitzugeben? Habt ihr vielleicht Tipps für Mamas die ihre Kinder gerne etwas gesünder und bewusster ernähren wollen?Daija: Kinder bringen die Vorliebe für Süßes ja mit auf die Welt, doch ich glaube schon, dass wir - vor allem in unserer Vorbildfunktion - gegensteuern können. Ich bin selbst sehr undiszipliniert, und vermeide es daher, Süßes im Haus zu haben. Mittlerweile backe ich mehr selbst. Ausserdem liegt sicher viel im Umfeld - im Kindergarten sind zuckerhaltige Getränke und Snacks verboten, anders als bei Birgit haben wir zum Beispiel keine wohlmeinenden Verwandten in der Nähe, die meine Tochter mit Süßigkeiten verwöhnen.
Birgit: Stimmt, das Schwierige ist das Umfeld. Nicht nur viel Süßes bei Oma und Opa, auch im Kindergarten, Kindergeburtstage etc. Derzeit beschränke ich mich auf „Schadensbegrenzung", bei uns daheim gibt es nichts Süßes und ansonsten versuche ich den Kindern eben Gesundes so schmackhaft zu machen, dass gar nicht so ein großes Verlangen nach Süßem aufkommt. Es ist aber nicht leicht und sie essen sicher mehr, als gut wäre.
Auf eurem Blog geht es sehr oft um das Thema Nachhaltigkeit. Welche Rolle spielt dieses Thema in eurem Leben?Birgit: In den letzten Jahren immer mehr. Mit unserem Lebensstil machen wir unsere Erde kaputt, unsere Lebensgrundlage. Ich glaube fest daran, dass jede/r Einzelne etwas tun kann, um diese Entwicklung aufzuhalten. Für mich ganz persönlich fängt das mit Umdenken an: brauche ich wirklich einen zweiten Fernseher, das 5 Buch oder muss ich wirklich 7x die Woche Fleisch essen?
Daija: Eine zunehmend Große. Das Interesse war schon immer da, doch erst in den letzten Jahren versuche ich, mein eigenes Leben konkret nachhaltiger zu gestalten. Garnicht einfach - ich fliege z.B. viel zu viel, und dem Verpackungswahn zu entkommen finde ich auch wirklich schwer.
Ich weiß Birgit ist leidenschaftliche Gärtnerin und zumindest im Sommer am besten Weg zur Selbstversorgerin. Warum ist „urban gardening" wichtig für euch und habt ihr das Gefühl diese Beschäftigung hat auch einen positiven Effekt auf eure Kinder?Birgit: Auch beim Gärtnern geht es mir um Nachhaltigkeit. Was ich von meiner Haustüre pflanzen kann, muss nicht um die halbe Welt geflogen werden. Außerdem merke ich wie viel Arbeit und auch Ressourcen in einem einzigen Paradeiser stecken, dann überlege ich mir zweimal, ob ich davon einen schlecht werden lasse. Auch meine Kinder merken so von Anfang an, dass Lebensmittel einen Wert haben und auch, dass es eine viel größere Vielfalt an Obst und Gemüse gibt, als wir im Supermarkt vorfinden. Außerdem schmeckt nichts so gut, wie selbstangepflanztes Obst und Gemüse.
Was darf in eurem Kühl- oder Küchenschrank nie und nimmer fehlen?Daija: Butter. Soviel zum Thema vegan leben.
Birgit: Zwiebel, Kartoffeln, Karotten und Eier würde ich sagen.
Was ist eure Lieblings-Alternative zu Zucker?Daija: Frisches Obst, und Birkenzucker.
Birgit: Wir sind voll die Reissirup und Honigjunkies, wenn es eine trockene Alternative sein soll, dann Kokosblütenzucker.
Hier auf Individualisten.at dreht sich alles um einen ganzheitlichen Ernährungs- und Lebensstil. Was tust ihr so um Balance zu finden? Habt ihr besondere Strategien um Beruf, Kinder, Blog, eigenes Wohlbefinden und gesunde Ernährung unter einen Hut zu bringen?Daija: Bei mir ist das immer ein „work in progress". Das eigene Wohlbefinden gerät schnell ins Hintertreffen. Wirklich gut geht es mir nur, wenn ich regelmässig Sport mache - beim Yoga oder beim Schwimmen kann ich am Besten abschalten. Oft geht es bei mir auch darum, meine Einstellung zu ändern. Ich kann kochen als lästiges Übel ansehen, oder als Entspannung nach einem langen Tag.
Birgit: Für mich spielen Reduktion und Achtsamkeit eine große Rolle. Ich hätte gerne von allem alles. Zuerst habe ich es über bessere Organisation versucht, aber inzwischen weiß ich, es geht nicht, man kann nicht alles machen.
Also versuche ich nach und nach ein bisschen was wegzulassen, manchmal gelingt es besser, manchmal schlechter. Meditation hilft mir dabei auf dem Weg zu bleiben und auch dabei, etwas Ruhe in den stressigen Berufsalltag mit Kindern zu bringen.
Juice oder Smoothie?Daija & Birgit: Smoothie.
Essen aus dem Packerl oder frisch gekocht?Daija: Frisch gekocht (oder roh)
Birgit: frisch gekocht
Blogger: Hobby, Leidenschaft oder Beruf?Birgit & Daija: Hobby - noch.
Wo seht ihr euch in 5 Jahren? Irgendwelche großen Pläne die ihr hier schon mal ankündigen wollt?Birgit: 😀 wenn ich das nur wüsste, vielleicht als selbstständige Kreative oder als Permakulturgärtnerin
Wo kann man euch im Netz finden und mehr über euch erfahren?Unseren Blog findet man hier. Ansonsten sind wir auf Facebook aktiv und auch auf Twitter, Daija als @dinafinds, Birgit unter @suchtdasglueck. Birgit postet ausserdem regelmässig auf Instagram.
Bilder von Kids, Cooks & Composts.