Im Ziel der 6. Etappe der Tour de France // Foto: Lars Wehrmann (Tissot)
Heute ist es soweit: Nach drei spannenden Wochen endet mit der 21. Etappe die diesjährige Tour de France. Der 22-jährige Kolumbianer Egan Bernal fährt in Gelb die 128 km lange Etappe von Rambouillet nach Paris und wenn er nicht noch stürzt oder aus einem anderen Grund aufgeben muss, dann ist ihm der Sieg der Tour eigentlich nicht mehr zu nehmen. Traditionell wir der Gesamtführende auf der letzten Etappe nicht mehr attackiert und auch in der Sprint- und Bergwertung wird sich heute nichts mehr rühren, viel Spannung ist deshalb heute Abend also nicht mehr zu erwarten.Dafür waren für mich dieses Jahr ganz andere Etappen besonders spannend. Und das hat einen ganz simplen Grund - bei diesen durfte ich das Rennen nämlich live vor Ort verfolgen und die Fahrer teilweise Hautnah kennenlernen. Und dazu gehörte neben dem Grand Depart in Brüssel am 6. Juli (hier kommst du direkt zum Beitrag) auch die 6. Etappe von Mulhouse zur Planche des Belles Filles am 11. Juli. Denn dank Tissot durfte ich bei dieser nicht einfach nur vor Ort sein, sondern selber über die Strecke befahren und kurz vor den Profis die Ziellinie queren, einen Einblick in das Chronopole bekommen und am nächsten Tag auch noch das Fahrerlagen besuchen. Aber fangen wir am Anfang an.
Eine Menge Aufwand
Bekanntlich startet und endet die Tour bis auf wenige Ausnahmen täglich an einem anderen Ort. Das bedeutet neben vielen schönen Strecke in den unterschiedlichsten Regionen Frankreichs vor allem einen hohen organisatorischen und logistischen Aufwand. Denn tonnenweise Equipment wollen bei diesem Rennzirkus jeden Tag bewegt und neu auf- und später wieder abgebaut werden. Dazu gehört neben der Bühne für das Siegerpodest, all den Werbebanden, Zäunen eben auch die Technik für die Zeitnahme. Und damit dabei nichts schief geht, erfolgt die Zeitmessung auf jeder Etappe mit Netz und doppeltem Boden. Das heißt, dass sämtliches Equipment doppelt vorhanden ist und die Zeitnahme doppelt erfolgt, damit beim Ausfall des einen Systems noch das andere System weiterarbeitet. Und damit jeden Tag alles rechtzeitig aufgebaut ist, gibt es diesen ganzen Zirkus nicht nur einmal, sondern ebenfalls doppelt. Somit bleibt immer ein Tag zum Aufbauen der nächsten Etappe, während die aktuelle gerade gefahren wird. Und was dafür alles so aufgebaut wird, konnten wir live vor Ort begutachten. Dafür war aber ganzer Körpereinsatz gefragt, denn wer sich die Technik im Ziel anschauen will, muss auch zum Ziel kommen und das haben wir auf dem Rad erledigt.
Foto: Lars Wehrmann (Tissot)
Einmal im Leben ein Etappe der Tour de France fahren
Das konnten wir. Zumindest teilweise. Denn Teil der Inside Tour de France Radtour sind eben auch die letzten 30 km der Etappe des jeweiligen Tages. Und das war für uns die Strecke von Servance zur Planche des Belles Filles mit mit fast 1.300 positiven Höhenmetern. Auf jeden Fall knackig. Wäre da nicht der Schummelmotor des E-Bikes gewesen. Das war natürlich etwas schade, denn richtig cool wäre es erst recht gewesen den Anstieg mit dem Rennrad aus eigener Kraft zu bewältigen. So schwitzte man zwar weniger, dadurch hatte die Fahrt aber auch nicht ganz so das Radsportfeeling, wie es möglich gewesen wäre. Und vor allem war man auch der Häme des französischen Publikums ausgeliefert, die uns (natürlich auch ein Stück weit zurecht wie ich finde) mit allerhand kritischen Bemerkungen und teilweise auch üblen Beleidigungen (das muss wiederum nicht sein) und Buhrufen übersäten, während sich andere neben uns die Berge mit ihren Rennrädern hoch quälten. Aber gut, das ist nunmal so und da stehe ich drüber. Erst recht wenn ich keine anderen Wahl habe. Spaß hat es nämlich trotzdem gemacht. Und da einen die Bikes nur bis 25 km/h unterstützt haben, musste man bei dem schweren Gewicht umso mehr treten, wenn man ein bisschen Tempo extra raufkriegen wollte. Bergab zog einen das Gewicht des Rennrads umso mehr. Da waren sogar 74,2 km/h in der Spitze auf der abgesperrten Strecke für mich möglich. Da hat das Citybike aber ganz schön geflattert, ähnlich wie meine Nerven. Mit Klickern im Roadbike wäre bestimmt noch einiges mehr möglich gewesen, da ich mich darauf einfach sicherer fühle. Nichtsdestotrotz will ich euch ein paar coole Shots aus den Bergen nicht vorenthalten.
Foto: Lars Wehrmann (Tissot)
Die Strecke gleicht einem extrem langen Campingplatz // Foto: Lars Wehrmann (Tissot)
Mit bis zu 74 km/h bergab // Foto: Lars Wehrmann (Tissot)
Kurz vor der Ziellinie // Foto: Lars Wehrmann (Tissot)
Auf ins Chronopole
Nach einer kleinen Erfrischung in Plancher-les-Mines ging es weiter mit dem Rad in Richtung Zielankunft. Insbesondere die letzten 1.000 Meter hatten es in sich. Denn hier ging es nicht nur mit bis zu 24% Steigung hoch, sondern auch noch auf festgefahrenem Schotter, der sich beim rüberfahren als gar nicht mal so fest erwiesen hat. Und das verlangte nicht nur uns alles von uns ab, sondern auch den Profis. Andre Greipel musste beispielsweise sogar sein Rad nach den 160,5 km über die Ziellinie tragen. 😄
I heard Cyclo cross is in style atm so I tried a bit of this and hopefully it brings me good legs like @WoutvanAert @mathieuvdpoel and others.... pic.twitter.com/71rh0qapt9— Andre Greipel (@AndreGreipel) 11. Juli 2019
Doch nachdem wir diesen Kraftakt bewältigt hatten, durften wir endlich einen Einblick in das Chronopole erhalten. So nennt sich das kleine Häuschen an der Ziellinie, in dem alle Fäden der Zeitmessung zusammenlaufen. Hier steht quasi das Hirn der Tour, denn hier sitzen die Kollegen von Swiss Timing, einer Schwestergesellschaft von Tissot, die sich um die Zeitmessung kümmern. Und diese haben nicht nur die Gesamtwertung im Blick, sondern auch die Berg- und Sprintwertungen mitten im Rennen.
So sieht das Chronopole an der Ziellinie aus // Foto: Lars Wehrmann (Tissot)
Wie Funktioniert die Zeitmessung bei der Tour de France?
Swiss Timing misst die Zeiten der Fahrer mittels eines ausgeklügelten Computersystems, dass die Fahrer anhand der Transponder an ihren Rädern, genau wie über Kameras und Lichtschranken erfasst. Und wie bereits eingangs erwähnt, erfolgt die gesamte Zeitmessung zweifach und mit Notstromaggregaten gesichert, damit nichts schiefgehen kann.
Bereits während des Rennens versorgt das Signal von Swiss Timing die TV-Sender, Internetportale, etc. mit der Zeitmessung in Echtzeit. Das erfolgt vor allem über die Transponder an den Bikes der Fahrer, die regelmäßig durch Antennen entlang der Strecke erfasst werden und die aktuelle Reihenfolge der Fahrer anzeigen.
Blick aus dem Chronopol // Foto: Lars Wehrmann (Tissot)
Aber im Radsport geht es bekanntlich nicht nur um Sekunden, sondern um Millisekunden. Und dafür reicht das Transpondersystem nicht aus. Da Zielankünfte manchmal um Millimeter entschieden werden, hat sich bereits seit den 1940er Jahren die Fototechnik durchgesetzt. Über die Jahrzehnte wurde die Technik immer weiterentwickelt, sodass Tissot heute hochmoderne Kameras einsetzt, die 10.000 Fotos pro Sekunde schießen. So können auch die knappsten Zieleinfahrten genau ausgewertet und der Sieger gekürt werden. Und das in atemberaubender Geschwindigkeit und überragender Präzision. Bereits wenige Sekunden nach der Zieleinfahrt steht das vorläufige Ergebnis fest, dass wir zum Beispiel auf den Fernsehbildschirmen sehen können und genauso geht es auch an die Jury der A.S.O (Veranstalter der Tour), die diese vorläufigen Ergebnisse offiziell bestätigt und anschließend den Sieger kürt.Techniker an einer der Hochgeschwindigkeitskamera // Foto: Lars Wehrmann (Tissot)
Diese Technik ist vor allem für die Etappensiege wichtig, bei dem es um jeden Millimeter geht. Da am Ende alle im Peloton die gleiche Zeit bekommen, ist diese Technik für den Gesamtsieg nicht ganz so entscheidend.
Wieder etwas anders ist die Technik beim Zeitfahren. Denn hier geht es - egal ob Einzel- oder Mannschaftszeitfahren - rein um die Zeitnahme. Dennoch überqueren i.d.R. nicht mehrere Fahrer gleichzeitig die Ziellinie. Deshalb wird hier vor allem mit fotoelektronischen Zellen gearbeitet. Einfach ausgedrückt also mit Lichtschranken, die die genaue Zielzeit einfangen. Während des Zeitfahrens sorgen wieder Transponder für die Liveergebnisse beim Zeitfahren.
Spannende Technik also, die von Situation von Situation durchaus unterschiedlich ist.
Blick ins Chronopole
Endlich ist Spitzensport angesagt
Nach dem Besuch im Chronopole ging es zurück an die Strecke. Circa einen Kilometer vor der Zielankunft standen wir dann nun direkt vor der Großbildleinwand und konnten das Rennen verfolgen, bevor die Fahrer an uns vorbeifuhren und sich noch einmal über den richtig krassen Schotteranstieg hoch zur Planche des Belles Filles quälen durften. Was für eine Stimmung bei dieser krassen Etappe. Lasst die Bilder der 160,5 km langen 6. Etappe einfach auf euch wirken, die der Belgier Dylan Teuns in 4:29:03 h für sich entscheiden konnte.Blick auf die Schotterpiste 500 Meter vor der Zielankunft
Mit Sabine an der Strecke die Fahrer anfeuern // Foto: Lars Wehrmann (Tissot)
Foto: Lars Wehrmann (Tissot)
Foto: Lars Wehrmann (Tissot)
Auf ins Fahrerlager
Doch bevor ich mich von der Tour de France verabschieden musste, hatte Tissot noch ein kleines Highlight für uns parat - einen Besuch im Paddock vor dem Start der 7. Etappe von Belfort nach Chalon-sur-Saône. Hier konnte ich endlich mein Trikot vom gesamten Katusha Alpecin Team signieren lassen (habe ich eine Woche zuvor in Belgien leider vergessen), einige Fahrer im wahrsten Sinne hautnah erleben, die Räder der Pros genauestens inspizieren und eine Führung durch den Teambus von Katusha Alpecin bekommen. Das war ein absolutes Gänsehauterlebnis. Und ein schöner Abschluss meines zweiten Besuchs bei der diesjährigen Tour de France, die heute in Paris ihr Finale findet. Insofern werde ich auch heute Nachmittag wieder gespannt vorm Fernseher das Rennen verfolgen und bin Tissot sehr dankbar für diesen spannenden Einblick hinter die Kulissen des größten jährlich stattfindenden Sportevents der Welt.
Peter Sagan wurde wie ein Rockstar am Bus von den Fans in Empfang genommen
Die Bikes vor dem Start // Foto: Lars Wehrmann (Tissot)
Rick Zabel unterschreibt mein Trikot // Foto: Lars Wehrmann (Tissot)
Im Bus von Katusha Alpecin // Foto: Lars Wehrmann (Tissot)