Inselleuchten auf Sylt von Julia K. Rodeit

Von Ute Schierwagen @Kabelljau

Zwei Herzen, einst verletzt, nun neu entfacht, ein Wiedersehen, das alles anders macht. Zwischen Nähnadeln, Wind und vergangener Zeit blüht alte Liebe in neuem Kleid.

Cover von Inselleuchten auf Sylt

Wo einst nur Schweigen war und Schmerz, wächst leise Liebe – mitten ins Herz.

Ein Wiedersehen, das Herzklopfen auslöst – und eine Liebe, die eine zweite Chance verdient – Manchmal schreibt das Leben die romantischsten, chaotischsten und zugleich tiefgründigsten Geschichten. Genau so fühlt sich „Inselleuchten auf Sylt“ an – der sechste Band der gefühlvollen Sylt-Reihe von Julia K. Rodeit, der beim Kampenwand Verlag erschienen ist. Dieser Roman ist viel mehr als ein sommerlich-leichtes Liebesabenteuer auf Deutschlands Sehnsuchtsinsel. Es ist eine feinfühlige Geschichte über alte Verletzungen, neue Nähe, familiäre Verwicklungen und die Frage, ob eine zweite Chance vielleicht sogar schöner sein kann als die erste.

Dieses Buch ist wie ein spätsommerlicher Abend auf Sylt. Ein zarter Wind, ein Hauch Melancholie und der leise Schimmer der Hoffnung, dass das Leben – trotz Umwegen – manchmal doch genau das bereithält, was wir insgeheim nie vergessen konnten. Wenn Du jetzt neugierig geworden bist, dann komm doch mit auf eine Buchlänge auf meine Lieblingsinsel Sylt. Auf geht’s…

Wenn Vergangenheit auf Gegenwart trifftHanna, eine kreative und ehrgeizige Schneiderin, ist alles andere als begeistert, als sie erfährt, dass ihre Mutter erneut heiraten will – und zwar ausgerechnet den Vater von Tjark, ihrem Jugendschwarm, mit dem sie eine unangenehme, ja fast traumatisch-peinliche Geschichte verbindet. Der Schock sitzt tief, als sich herausstellt, dass sie und Tjark nicht nur bei der Hochzeit präsent sein sollen – sie sollen sie gemeinsam organisieren. Im Café Schietwetter, ausgerechnet Tjarks geliebter Rückzugsort.

Tjark wiederum hat seine ganz eigenen Gründe, Hanna lieber nicht wiederzusehen. Doch dann steht sie da – mitten in seinem Leben, mitten in seiner Komfortzone – und er spürt sofort: Vergessen ist anders. Doch nicht nur alte Gefühle werden aufgewühlt, auch Hannas berufliche Vergangenheit holt sie ein. Es wird turbulent, emotional, konfrontativ – und wunderschön.

So echt, so verletzlich, so liebenswertJulia K. Rodeit versteht es wunderbar, ihren Figuren Tiefe zu verleihen. Hanna ist keine typische Frau, die sich von der Liebe blind führen lässt – sie ist klug, verletzlich, stolz und voller Zweifel. Gerade das macht sie so greifbar. Ihre Unsicherheit und ihre widersprüchlichen Gefühle gegenüber Tjark sind authentisch und nachvollziehbar.

Tjark wiederum ist kein strahlender Ritter, sondern ein Mann mit Vergangenheit, mit Ecken, mit einem sensiblen Herzen hinter einer rauen Schale. Sein Café ist sein Zuhause, seine Festung – und doch spürt man schnell, wie sehr ihn die Begegnung mit Hanna aufrüttelt. Beide Figuren sind von innen heraus gewachsen, nicht überzogen oder künstlich dramatisiert. Ihre Dynamik – voller Spannungen, aber auch voller zarter Annäherungen – ist das emotionale Herzstück dieses Romans.

Sylt zum Fühlen nah – Was Julia K. Rodeits Romane immer wieder besonders macht, ist das feine Zusammenspiel aus emotionalem Tiefgang und atmosphärischer Leichtigkeit. Sylt wird hier nicht nur zur Kulisse, sondern zum Mitspieler – man spürt das Salz auf der Haut, hört den Wind durch das Dünengras und riecht den frisch gebrühten Kaffee im Schietwetter.

Ein besonderes Highlight dieses Romans ist die Atmosphäre: Sylt ist nicht bloß Kulisse, sondern eine lebendige Begleiterin der Handlung. Der Wind, der über die Dünen streicht, das Café Schietwetter mit seinem Charme, die Hochzeitsvorbereitungen, die stets zwischen liebevollem Wahnsinn und emotionalem Chaos pendeln – all das lässt die Geschichte so authentisch wirken.

Auch die Nebenfiguren – Hannas Mutter, Tjarks Vater, die Angestellten im Café – sind liebevoll gezeichnet und tragen ihren Teil dazu bei, dass sich dieser Roman wie ein echtes Miteinander anfühlt. Es sind nicht nur Hanna und Tjark, die sich entwickeln – auch das Umfeld atmet, lebt und wächst mit ihnen mit.

Und dann ist da noch die berufliche Vergangenheit Hannas, die sich wie ein Schatten über ihr Leben legt und sie immer wieder zweifeln lässt. Doch hier entfaltet sich ein besonders berührender Aspekt der Geschichte: Es geht nicht nur um Liebe, sondern auch um Selbstwert, um den Mut, alte Pfade zu verlassen und eigene Wege zu gehen – selbst wenn sie holprig sind.

Ein ganz besonderes Highlight – der Humor -Trotz aller Emotionen kommt der Humor nicht zu kurz. Es sind vor allem die kleinen, unbeholfenen Momente zwischen Hanna und Tjark, die zum Schmunzeln bringen – ohne dabei albern zu wirken. Situationskomik, Schlagabtausch, stille Andeutungen – all das verleiht dem Buch eine charmante Leichtigkeit, die man in dieser Kombination selten findet.

Besonders beeindruckend ist, wie sensibel und nachvollziehbar Julia K. Rodeit die innere Zerrissenheit ihrer beiden Hauptfiguren beschreibt. Hanna, die gelernt hat, Kontrolle über ihre Gefühle zu behalten, um sich zu schützen. Und Tjark, der durch einen schmerzhaften Bruch in seiner Vergangenheit ebenfalls auf Abstand zu seinem Herzen gegangen ist. Die vorsichtige Annäherung, das Schweigen, das Blicke ersetzen, die ungeplanten Gesten – all das entfaltet sich still und authentisch, ohne großes Drama, aber mit umso mehr Gefühl.

Und dann ist da noch das zentrale Thema Familie: Patchwork mit Hindernissen, aber auch mit kleinen, wundervollen Momenten des Ankommens. Es ist ein schöner erzählerischer Schachzug, die große Liebe mit einer Elternhochzeit zu verknüpfen – denn während die Generation der Eltern sich zu einem neuen Glück bekennt, bekommen auch Hanna und Tjark die Chance, sich selbst und einander neu zu begegnen.

FAZIT: Eine Liebesgeschichte voller Herz, Reife und Hoffnung – Dieser sechste Band der „Inselträume auf Sylt“-Reihe bekommt von mir eine absolute – also 100%ige – Leseempfehlung. „Inselleuchten auf Sylt“ ist ein Roman, der unter die Haut geht, weil er zeigt, wie kompliziert Liebe sein kann – und wie schön. Es geht nicht um das perfekte Happy End im Hollywood-Stil, sondern um eine echte, greifbare, gewachsene Nähe, die manchmal erst durch Umwege und das erneute Aufeinandertreffen entstehen kann. Julia K. Rodeit schenkt uns mit diesem Band eine Geschichte, die zum Lächeln bringt, zum Innehalten einlädt und die tiefe Sehnsucht nach einem echten „Zuhause“ im Herzen weckt. Hanna und Tjark beweisen, dass aus alten Wunden neue Stärke wachsen kann. Dass es nicht die erste Begegnung ist, die zählt – sondern die zweite, wenn sie zur richtigen Zeit geschieht. Und dass das Glück manchmal schon längst auf uns wartet – in einem Café namens Schietwetter, mit dem Duft von Hoffnung in der Luft. Besonders das Ende ist wie ein sanftes Aufatmen – ein kleines Leuchten, das einen mit einem warmen Gefühl zurücklässt. Denn ja, es gibt ein Happy End. Aber davor liegt ein Weg voller innerer und äußerer Hindernisse, die diese Geschichte so real und mitreißend machen.

Wer Sylt liebt, emotionale Liebesgeschichten mit Tiefe schätzt und Figuren mag, die wachsen und dabei nie ihre Verletzlichkeit verlieren, wird mit diesem Band der Inselträume-Reihe restlos glücklich. Der Roman ist herzerwärmend, voller Charme, ein kleines Leuchten im Alltag – wie ein Sonnenuntergang am Strand, der nicht laut ist, aber lange nachwirkt. Ein wunderschönes Inselmärchen für Herz und Seele – mit einem Happy End, das sich mehr als verdient anfühlt. Mir bleibt jetzt nur noch die eine schöne Lesereise nach Sylt zu wünschen, mit diesem wunderbaren Roman. Er ist für alle, die an die zweite Chance glauben – oder sich vielleicht selbst danach sehnen. Ein Buch wie ein warmes Licht am Horizont. Ein echtes Inselträumestück.

Wieder lege ich ein sehr sehr tolles Buch beiseite. Da ich Sylt sehr liebe, hoffe ich, das ich noch oft dorthin reisen kann. Per Auto und auch per Buch. Es ist Beides immer ein Highlight für mich. Jetzt schau ich aber mal, was noch auf mich wartet auf meinem Reader. Bleibt also neugierig und bis bald