Innovativer Energieversorger aus dem Norden im Interview

Von Energystar @energynet

Seit November 2013 freue ich mich über einen ersten Sponsor zur Unterstützung meiner Arbeit. Damit kann ich etwas entspannter weiter arbeiten an energynet.de und das Projekt weiter entwickeln. Ich bekomme viel Lob für energynet.de und meine vielen Beiträge, das motiviert mich sehr, aber durch Sponsoren kann ich mich doch mehr auf diese Arbeit konzentrieren, ohne finanzielle Sorgen.

Sponsoren erhalten von  mir das Versprechen, dass ich im Laufe eines Jahres sechs Meldungen veröffentliche mit Erwähnung des Unternehmens oder über das Unternehmen, bzw. deren Produkte. Zusätzlich wird dieses Unternehmen auch in Form eines Interviews über die Unternehmensstrategie vorgestellt. Über weitere Unterstützung von zusätzlichen Sponsoren würde ich mich sehr freuen.

Interview mit Sponsor WEMAG AG

Caspar Baumgart, Vorstand der WEMAG AG, Foto: WEMAG AG

Daher wird es Zeit die WEMAG AG mit einem Interview vorzustellen. Die WEMAG AG ist ein eher unbekannter Energieversorger aus dem Norden Deutschlands, der sich den Herausforderungen der Energiewende positiv stellt und sie aktiv auf eine innovative Art und Weise angeht. Daher freue ich mich über die WEMAG AG als Sponsor. Für die Antworten auf meine Fragen bedanke ich mich bei Caspar Baumgart vom Vorstand der WEMAG AG:

Mit Ihrer Marke Wemio haben Sie sich bewusst für eine Öko-Strategie entschieden? Steckt da mehr als nur eine bessere Vermarktungsmöglichkeit dahinter?

Die Einführung unseres Ökostroms wemio.de im Jahr 2008 bedeutete für die WEMAG einen Paradigmenwechsel und ein wichtiges Signal an die Konzernmutter. Zum damaligen Zeitpunkt gehörte die WEMAG AG ja noch überwiegend Vattenfall. Die Umstellung aller Haushaltskunden auf Ökostrom und der Start eines bundesweiten Tarifs festigten den Ruf als „gallisches Dorf“ innerhalb des Konzerns. Eine mehrstufige Ökostrategie, die auch Erzeugung, Energieeffizienz und Elektromobilität umfasst, konnte erst nach dem Verkauf an die Kommunen des Versorgungsgebiets entwickelt und umgesetzt werden.

Wo kommt der Strom für Ihre Kunden heute her und wird in neue Anlagen für Strom aus erneuerbaren Energien investiert?

Die WEMAG hat keine eigene konventionelle Energieerzeugung und bezieht die Strommengen aus Direktvermarktung und an der Strombörse. Zwischen 2009 und 2012 hat die WEMAG etwa 87 Mio. Euro in regenerative Stromerzeugung investiert. Die eigenen „Öko-Kraftwerke“ kommen rechnerisch bisher nur zu einem Teil für die Versorgung mit Ökostrom auf. Bis zum Jahr 2020 sollen mindestens 50 Prozent der abgesetzten Strommengen aus eigenen EEG-Anlagen stammen, daher hat die WEMAG einen Investitionsplan entwickelt, der jährlich eine Investition von 30 Mio. Euro in regenerative Energien vorsieht. Darüber hinaus hat die WEMAG mit 5 Banken eine Energiegenossenschaft ins Leben gerufen, um Bürgern die Beteiligung an Photovoltaikanlagen und Windkraftanlagen zu ermöglichen.

Wo sehen Sie die künftige Aufgabe des Energieversorgers, wenn immer mehr Kunden den Strom selbst erzeugen?

ReeVOLT! für Eigenstromproduktion und -speicherung, Foto: WEMAG AG

Das ist eine sehr gute Frage! Vor allem, da wir unter der Marke ReeVOLT! Produkte für die Eigenstromproduktion und -speicherung anbieten. Unser selbstentwickelter Stromspeicher ist in diesem Jahr ja einer der Favoriten für den GreenTec Award. Um ihre Frage zu beantworten: Die WEMAG sieht sich als Partner der Energiewende. Wir verdienen unser Geld damit, dass wir Ökostrom liefern, nicht damit, dass wir viel liefern. Die Bereitstellung der Infrastruktur für Energieproduktion, -speicherung und -verteilung wird langfristig das Kerngeschäftsfeld, d.h. wir stellen das Netz für die reguläre Versorgung und liefern dem Kunden Anlagen für die Eigenstromproduktion.

Aus Energieversorger werden künftig Dienstleister

Mit den derzeitigen Technologien wird es auf absehbare Zeit keine erschwinglichen Lösungen für eine 100 prozentige Autarkie geben, so dass in den kommenden Jahren nur ein Teil des Stromabsatzes durch Selbstversorgung verdrängt werden dürfte. Die Rolle der Energieversorger wird sich ein Stück weit wandeln und die Bereiche Energieproduktion, Vertrieb und Verteilung werden sich voneinander entfernen. Hinzukommen werden neue Geschäftsbereiche, damit aus reinen Versorgern echte Dienstleister werden, die alle Bedürfnisse ihrer Kunden kennen und die passende Lösung liefern können.

Welche Rolle spielt dabei das Thema Energieeffizienz?

Eine große! Wir sehen einerseits die klimapolitischen Ziele der Regierung, also das Zusammenspiel aus Erzeugung und Verbrauch und andererseits auch den Bereich Effizienzberatung als Geschäftsfeld. Daher haben wir im Jahr 2012 die Energie-Sparzentrale gegründet, um Privatkunden und Unternehmen in Effizienzfragen zu beraten. Das ist keineswegs eine Alibifunktion.

Gerade in der Industrie gibt es beim Energieverbrauch enorme Einsparpotentiale, die durch Experten aufgedeckt und umgesetzt werden können. Die daraus resultierenden Einspareffekte ermöglichen der Energie-Sparzentrale angemessene Beratungshonorare, mit denen das Beratungshaus schwarze Zahlen schreiben kann.

Darüber hinaus sehen wir im Mobilitätssektor ein Anwendungsfeld für Energieeffizienz, sprich Elektromobilität. Die heute verfügbaren E-Autos haben durchschnittlich einen Verbrauch von 12-14 kWh je 100 km. Das ist weniger als 1,5 l Benzinäquivalent! Elektromobilität ist effizient, und wenn man sie mit Eigenstromproduktion koppeln kann, wird sie deutlich preiswerter, als herkömmliche Mobilitätskonzepte.

Sie sehen, wir denken beim Thema Energiewende an eigentlich alle Berührungspunkte und besetzen diese mit einzelnen Geschäftsfeldern.

Energiewende braucht Investitionssicherheit

Wie wird sich aus Ihrer Sicht die Energiewende weiter entwickeln?

Das ist eine schwierige Frage, denn die Zukunft Energiewende wird aktuell von Wirtschaft und Politik kontrovers diskutiert.  Die WEMAG hat in den vergangenen Jahren das Unternehmen stückweise auf die Energiewende ausgerichtet, Investitionen getätigt und neue Geschäftsfelder besetzt. So wie wir, suchen viele Investoren natürlich ein klares Signal von der Politik, denn ohne Investitionssicherheit werden viele geplante EEG-Projekte nicht entstehen können. Aktuell stammen etwa ein Viertel der Strommengen aus regenerativen Quellen, mit allen damit verbundenen Vor- und Nachteilen.

Klar ist, dass umweltfreundliche Stromproduktion vorrangig fossile Ressourcen schonen soll. Aber die Marktmechanismen führen zu einer Verzerrung des Strompreises an der Börse und zu Unrentabilitäten bei modernen Kraftwerken. So wird der Vorteil einer CO2 freien Stromproduktion mit dem Nachteil einer zunehmenden Braunkohleverstromung erkauft. Im Jahr 2013 gab es ein Rekord der Braunkohleverstromung und moderne Gaskraftwerke stehen still. Hier werden sinnvolle Investitionen plötzlich unrentabel. Die steigende EEG-Umlage zwingt die Politik zum Handeln.

Neue Markt- und Fördermechanismen für wirtschaftlichen Betrieb moderner Kraftwerke

Das Abwürgen der Energiewende ist aus unserer Sicht aber der falsche Weg. Markt- und Fördermechanismen müssen neu gestaltet werden, damit regenerative und konventionelle Energieproduktion gleichermaßen wirtschaftlich betrieben werden kann.

Die Neugestaltung des EEG muss auf viele Parameter achten und wird zu einer Neuordnung des gesamten Energiemarktes führen. Die Frage der Bezahlbarkeit von Strom steht für den Einzelnen dabei sicher im Vordergrund. Andererseits gibt es auf staatlicher Seite erhebliches Steuerungspotential, alleine durch die Stromsteuer. Um die selbstgesetzten Klimaziele zu erreichen, werden aber weitere regenerative Kraftwerke und vor allem Stromspeicher notwendig sein. Wir denken, dass sich in den kommenden Monaten maximal die Geschwindigkeit der Energiewende ändern könnte und nicht deren grundsätzliche Richtung.

Über Andreas Kühl

Energieblogger aus Leidenschaft mit großem Faible vor allem für effiziente Energienutzung im Strom- und Wärmebereich. Aber auch die kostenlose Energie, die uns die Natur zur Verfügung stellt ist faszinierend und Herausforderung zugleich.

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