Mit dem Neubau des Waldorf-Kindergartens in Viersen realisierte Architekt Martin Breidenbach ein ganz besonderes Lehmbau-Referenzprojekt. Zeitgemäßer Lehmbau und Denkmalpflege, kindgerechte Wohngesundheit, außergewöhnliche Ästhetik und planerischer Einfallsreichtum – hier kommt auf beispielhafte Weise zusammen, was zusammengehört. Beim Tag der offenen Tür am 29. Juni 2014 kamen Architektur- und Lehmbau-Interessierte gleichermaßen auf ihre Kosten.
Zum Tag der offenen Tür kamen zahlreiche Interessierte Besucher
Wenn zum Tag der offenen Tür in einem Kindergarten-Neubau neben zahlreichen interessierten Eltern zusätzlich noch einmal gefühlt doppelt so viele Architektur-Fans erscheinen, muss es sich um ein in planerischer Hinsicht außergewöhnliches Projekt handeln. So geschehen am vergangenen Wochenende beim Tag der offenen Tür im neuen Domizil des Waldorf-Kindergartens in Viersen am Niederrhein. Dort realisierte der Viersener Architekt Martin Breidenbach, Bruder des Claytec-Gründers Peter Breidenbach, ein in mehrfacher Hinsicht außergewöhnliches Kindergarten-Gebäude. Architektonische Basis seines Entwurfs ist ein ehedem halb verfallenes niederrheinisches Wohn-Stallhaus, dessen Bausubstanz aus dem frühen 15. Jahrhundert stammt.
Architekt Breidenbach (li.) erläutert die Besonderheiten des Bauprojekts
Historische Baumerkmale integriert
„Die historische Dimension des Gebäudes war für einen Laien nicht einmal zu erahnen, als wir das Objekt zum ersten Mal besichtigten“, so Architekt Breidenbach. Im Zuge der eingehenden Inspektion der teilweise seit Jahren leer stehenden Haupt- und Nebengebäude traten mehr und mehr spannende baugeschichtliche Details zutage. Die Restaurierung dieser historischen Baumerkmale, wie etwa der Kaminanlage und des Dachstuhls im Altbau sowie deren Integration in die Gestaltung des zukünftigen Kindergartens, geben dem Gebäude seinen besonderen Charme. Entstanden ist ein stimmiges Ensemble aus restauriertem Original-Bestand und integriertem Anbau, der, inspiriert vom historischen Vorbild, als Eichen-Fachwerk-Gebäude umgesetzt wurde.
Historischer Kamin als gestalterisches Element
Bei der Ankunft auf der Baustelle treffen wir alte Bekannte: Claytec-Handwerkspartner Stefan Brenkers und seine Mitarbeiter sind auch am samstäglichen Besichtigungstermin fleißig zugange, schließlich soll hier in eineinhalb Monaten der Kindergartenbetrieb beginnen. Das Gros der Lehmbauarbeiten ist abgeschlossen, die Ausfachungen am Holzständerwerk weitestgehend fertiggestellt, an einigen Wänden ist der eben verarbeitete Lehmputz noch sichtbar in der Trocknungsphase. In den nächsten Wochen stehen noch einige Trockenbau-Maßnahmen sowie die finale Gestaltung der Wandoberflächen an. Diejenigen Wandflächen im Außenbereich, die nicht durch Dachvorsprünge geschützt sind, werden einen Kalkanstrich erhalten, in den Innenräumen werden die Wände mit Yosima-Lehm-Designputz farbig gestaltet, geliefert, wie alle Lehmbaustoffe hier, von Claytec-Handelspartner Baustoffe Schnäbler.
Holz, Lehm, Licht: Hier können Kinder sich wohlfühlen.
Kindgerechte Highlights
Im Rahmen einer Führung erläutert Martin Breidenbach den interessierten Besuchern die Besonderheiten, die den Viersener Waldorf-Kindergarten für seine kleinen Gäste zu einem Alltagsraum von außergewöhnlicher Qualität macht. Viele wohldurchdachte Details tragen den speziellen Bedürfnissen von Kindern Rechnung. Dazu gehört die üppige Versorgung mit Tageslicht durch zahlreiche großflächige Fenster, die mit sehr niedrigen Brüstungen versehen sind und damit auch den Kleinsten freie Sicht nach draußen bieten. Eine eigene Kindertreppe und die begehbare Kamera Obscura sind weitere kindgerechte Highlights. Ein Pizza- und Brotbackofen werden später ebenfalls in die pädagogische Arbeit integriert.
Wandtemperierungssystem vor dem Verputzen mit Lehm
Auch in Sachen Wohngesundheit finden Kinder und Erzieherinnen hier bestmöglich Bedingungen vor. Die durch Erdwärme gespeiste Temperierung der Außenwände führt zu einem spürbar angenehmen Raumklima: Die von den temperierten Lehmwänden abgegebene Strahlungswärme wird bereits bei relativ niedrigen Raumtemperaturen als behaglich empfunden, die dadurch ermöglichte Reduzierung der Grundtemperatur beugt einer übermäßigen Austrocknung der Raumluft vor, und auch die verwendeten Lehmbaustoffe tragen durch ihre feuchteregulierenden Eigenschaften ihren Teil zum Wohfühlklima im Waldorfkindergarten bei. Fazit: tolles Projekt und ein weiteres überzeugendes Beispiel für gelungenen Know-how-Transfer zwischen engagierten Architekten und Lehmbau-Spezialisten. Eine umfangreiche Bildergalerie zum Bauvorhaben gibt es hier auf der Homepage des Waldorf-Kindergartens.