Ich hatte dann irgendwann auch meine erste Einladung zu einer Veranstaltung. Inhalt „Der innere Kompass…“ Das kann ja wirklich nicht schaden, also meldete ich mich an und ich glaube, ich habe mehr über mich gelernt als es beabsichtigt wurde. Wir haben viele Übungen gezeigt bekommen, wie man sich entspannen kann, was für Ruhepole man sich suchen soll, wie man wieder Energie tankt. Und was soll ich sagen, ich bin ja so gut. Manches mache ich schon instinktiv, ich hoffe viele andere da draußen auch. Die kleinen Ruheinseln, die einen rausziehen, ablenken. Bei mir ist es das Musik hören in der U-Bahn, als das aufgezählt wurde, habe ich gelächelt. Also Musik, nicht U-Bahn.
Andererseits habe ich auch was sehr gruseliges feststellen müssen und zwar, vielleicht die, die mich wirklich in live und Farbe kennen (müssen), werden jetzt schmunzeln, aber ich bin ein Kontrollfreak, das habe ich über mich selbst gelernt. Loslassen ist eine Sache und Lassen eine Unmöglichkeit. Ich kann es einfach nicht lassen, ich muss die Menschen um mich herum beobachten. Ruhig atmen geht. Ich glaube prinzipiell neige ich nicht dazu hektisch zu atmen. Bequem sitzen. Ja, das kann ich auch, man könnte fast meinen ich tue nichts anderes. Aber Augen zu machen, nein das geht nicht. Daran scheiterte jede einzelne Entspannungsübung. Meine Augen öffneten sich förmlich von selbst, meine ganze Konzentration, die sich der Reise an schöne Orte meiner Kindheit hätte widmen sollen, war auf meine Lider konzentriert. Wenig, ganz ganz wenig entspannend. Ist doch gruselig, oder? Vielleicht hat sich die Natur dabei etwas gedacht, ich kann vor dem Feind nicht flüchten. Ich kann mich nicht gegen ihn wehren, so wie es in der Evolutionsgeschichte vorgesehen war, also ist es das Mindeste, dass ich das Elend auf mich zu kommen sehe. Auch unbefriedigend. Ein roter Faden durch ein sonst ruheloses Leben.
Wenn ich mehr reflektieren würde, hätte ich das schon vorher gewusst. Was ich noch zusätzlich gelernt hab und ich weiß nicht, ob das an meiner Playlist liegt, ich habe keinen Grund mich zu beschweren, ich scheine wohl mehr als ausgewogen zu sein, anderen geht es schlimmer. Wenn dann teilweise zu irgendwelchen Techniken Fragen gestellt wurden oder angemerkt wurde, dass das eine oder andere gar nicht funktioniert, weil die Lebensumstände andere sind, ja dann merkt man wie unzufrieden andere mit sich selbst sind, wie überfordert mit ihrem Alltag. Und das tat mir so Leid und ich merkte, wie notwendig solche Seminare sind. Auch wenn es teilweise schon Praktiken sind, die man unbewusst umsetzt, so ist es gut, wenn man sie ins Bewusstsein geholt bekommt.
Ich hoffe wirklich, dass die anwesenden Damen ähnlich davon profitiert haben wie ich. Einfach mal über sich selbst und über das um einen herum zu reflektieren und wie schon am Anfang gesagt, ich kann so etwas nur empfehlen. Schaden wird es auf keinen Fall und was jetzt weniger mit der Veranstaltung selbst zu tun hat, auf jeden Fall alleine schon wegen dem Woanders-sein wagen. Es war einmal schön eine Stunde auf keinen Fall zu hören „Mama, kann ich ein Eis?“ oder in meinem speziellen Fall „Elwira, was soll ich jetzt machen?“. Das sind jetzt meine persönlichen Achilles-Fersen und die hat doch jeder von uns oder? Irgendwo gibt’s immer ein Eis und einen, der nicht weiß, was zu tun ist. Egal wie schön es ist gebraucht zu werden, das Wechselspiel zwischen dem „Ich“ und den „Anderen“ ist das, was das Leben lebenswert macht.
(Foto: Mika Abey / pixelio.de)