Inner Tongue veröffentlichte Mitte Mai seine erste EP. Wir haben uns das einmal genauer angehört. „The water is blue, so the sky is, too.“ Doch Moment.
Das kann so eigentlich nicht ganz stimmen. Spiegelt sich der Himmel im Wasser, das ja bekanntlich keine Farbe hat, gibt er die blaue Farbe ab. Und nicht umgekehrt. Man merkt also, so ganz homogen, einheitlich oder gar logisch soll es in den wohlüberlegten Texten von Inner Tongue nicht ablaufen. Das ist auch sehr gut so, passt sich der Text der ebenso fein geschliffenen Melodie, Stimme und Songstruktur an: Drei Stücke umfasst die dieser Tage veröffentlichten EP Tz, Ka, nicht mehr, nicht weniger. Die Auswahl ist dementsprechend spezifisch und eines sei vorweggenommen: Sie ist großartig gelungen.
Eröffnet wird die Platte mit dem titelgebenden Stück Tz, Ka – und was zunächst unerklärlich scheint, hat hier ironischerweise einen ganz schlichten Hintergrund. Tz, Ka ist einfach ein rhythmischer Pattern, der im Endeffekt der gesamten EP zugrunde liegt und den man auch zischend eingesungen gleich zu Beginn vernehmen kann. The devil is in the details.
Im Mittelpunkt aller drei Songs steht die filigrane, aber sehr ausdrucksstarke Stimme, die uns mit einer entschiedenen Klarheit entgegentritt, die ihresgleichen sucht. Es ist die Art von Musik, die auf keinen Fall im Hintergrund plätschern kann, die eine beinahe schon strenge Aufmerksamkeit braucht. Anders kann man die Atmosphäre, die durch diese drei eindringlichen und tiefschürfenden Stücke aufgebaut wird, wohl kaum richtig wahrnehmen.
Beinahe würde der elektronische Eindrück überwiegen, wäre da eben nicht die prägnante Stimme, die immer das wichtigste Instrument bleibt. Ohne in die abgekauten Gefilde des Singer-Songwritertums abzurutschen, gelingt dem jungen Wiener Künstler der Spagat zwischen organischer Musik, die auch im Studio von einer Band eingespielt wird, und elektronischen Versatzstücken. Ohne Synths kommt demnach keines der drei Stücke aus.
Mit der Tz, Ka EP legt Inner Tongue ein Debüt vor, das überzeugender nicht sein könnte. Die ehrliche, kluge Schönheit, die diesen Songs zugrunde liegt, ist nicht nur fesselnd. Wir wagen zu behaupten, auf eine melancholisch-nachdenkliche Art und Weise machen sie sogar sehr, sehr glücklich. Übertreibung: gibt es in diesem Fall nicht.
Inner Tongue – Tz, Ka (EP), Karakter/ KaiserlichKoeniglich, Inner Tongue auf Facebook