Tenor der Ansprache: Der weltanschaulich neutrale Staat darf Religion nicht aus der Öffentlichkeit verbannen. Er ist auf das wertorientierte Handeln der Bürger angewiesen.
Friedrich, der seit seinem Amtsantritt in diesem Jahr nicht müde wird, den Muslimen in Deutschland klarzumachen, dass sie „nicht dazu gehören“, hält es ab jetzt für selbstverständlich, dass jede Weltanschauung und Religion für ihre Überzeugung werben müsse.
Alleinstellungsmerkmal Hoffnung
Was würde ein „werteorientiert handelnder Bürger“ wohl am liebsten mit seinen aktuellen Volksvertretern machen? Das, woran Sie jetzt spontan denken müssen, ist mit christlichen Grundsätzen wahrscheinlich nur schwer zu vereinbaren. Wenn Hans-Peter Friedrich in seinem Grußwort an die EKD Synode betont, der Staat sei auf diese Art von Bürgern angewiesen, dann hat das vor diesem Hintergrund schon etwas Selbstzerfleischendes.
Doch immerhin hat sich der Minister dazu durchgerungen, Verständnis dafür zu zeigen, „dass jede Weltanschauung und jede Religion“ in einer „offenen Gesellschaft“ für sich werben müsse. Und um mit gutem Beispiel voran zu gehen, wirbt der Minister kurzerhand selber für die christlichen Kirchen und schreibt ihnen das „Alleinstellungsmerkmal“ zu, „Hoffnung weiterzugeben“.
Speziell die christlichen Kirchen müssen, so Friedrich, deutlich machen, „was der Glaube an Gott für jeden Einzelnen bedeute“. Wohlgemerkt: Der „Glaube an Gott“ und nicht der an Allah, an Adonai, an Buddha, an Trimurti oder an L. Ron Hubbard.
Und warum hält der Bundesinnenminister den Glauben heute für so wichtig? Weil die Menschen „gerade in einer globalisierten Welt nach Halt und einem Kompass im Leben suchen“. Und dass man beides bei Staat und Regierung vergeblich sucht, dafür gibt es kaum ein überzeugenderes Beispiel als Hans-Peter Friedrich selbst.