"Inherent Vice - Natürliche Mängel" [USA 2014]


Ein sexuell-entgleitender Ausfallschritt in die Geschichte – "psychedelisch" fällt (zweifellos), verkittet mit "obsessiver Melancholie" (sehr wohl) in einer niederträchtigen Welt. Paul Thomas Anderson wird niemals einen schlechten, einen "nur" soliden Film abliefern. Aber nach dem unbequem themenverpackten "The Master" richtet er sich die Auszeit wie ein umnebelter Hippie ein, für die er die Erzählung verkrüppelt und verzieht. "Inherent Vice" hat nie von einem Beginn gehört, einem Mittelteil, einem Ende, einem Ergebnis; die Dekonstruktion der Erzählung schreit an der Hochkultur vorbei, dass diesmal Phallusgebäude, Phallusschokobananen und phallische Anzüglichkeiten einen idiotischen Paul-Thomas-Anderson-Bewusstseinslärm gebären, der mit der blitzgebildeten Thomas-Pynchon-Rhetorik eine verdrossene Komödie durchexerziert, einen Hauch des Nichts, einen pulpigen Ebenen-Sinnloskrimi, offen angelehnt an Howard Hawks' "Tote schlafen fest". Die Zeit (als Meer) spült diesen nichtsnutzigen Film mitsamt seiner "natürlichen Mängel" (unbefriedigender Bedürfnisse) an die Klippen der Bedeutungslosigkeit. Alles ist gleich, seitenverkehrt, abhanden, verblichen und ausgezehrt. Nebel, Voice-over, keine gehenden Menschen – "Inherent Vice" sitzt gelassen, die Stafetten des Anderson-Kinos zu parodieren, glucksend das abgehärmte Gesicht, uns, anstarrend: "Fuck". Ein satter, leerer, hungriger Film, gleichwohl einer, der in sentimentaler Romantik zur goldigen Menschenliebelei Andersons findet. "Magnolia" muss dabei aushelfen, das Lächeln des Seins in diesem elektrischen Moment an einen Schluss zu setzen, der dem Meer widersteht.
7 | 10

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