Inherent Vice

Zwei Jahre ist es schon her seit Paul Thomas Anderson seinen letzten Film The Master präsentiert hat – dieses Jahr meldet er sich mit etwas tonal ganz anderem zurück. Joaquin Phoenix wieder im Gepäck geht es dieses mal in Inherent Vice auf eine kriminalistische Reise durch das von Drogen zerfressene Amerika der 70er Jahre.

Larry “Doc” Sportello (Joaquin Phoenix) ist ein ständig benebelter Privatdetektiv, dessen Exfreundin Shasta (Katherine Waterston) ihn aufsucht um ihn auf den Immobilienmogul Michael Z. Wolfmann (Eric Roberts) anzusetzen, mit dem sie eine Liebesbeziehung eingegangen ist. Dessen Frau soll nämlich mithilfe ihrer eigenen Affäre die Absicht hegen ihn zu kidnappen und in die Psychiatrie einweisen zu lassen. Auf der Suche nach Wolfman kreuzen Doc’s Wege immer wieder die des ihm gut bekannten Polizisten Christian F. “Bigfoot” Bjornsen (Josh Brolin), seinem liebsten Feind und er verwickelt sich in immer mehr Schwierigkeiten. Shasta selbst wird zwischenzeitlich vermisst während Doc auf seiner Spurensuche auch nach dem Saxophonspieler Coy Harlingen (Owen Wilson) ausschau halten muss, der seinen eigenen Tod vorgetäuscht haben soll. Zu allem Überdruss scheint Doc sich auch immer weiter an ein Drogenkartell namens „The Golden Fang“ anzunähern. Wie hieß es schon in Magnolia: „And this will all make sense in the end.

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Scheint die Handlung doch etwas überladen strahlt der Film eine dem Regisseur Anderson typische Virtuosität in allen Bereichen aus, angefangen bei der Wahl seiner Schauspieler. Joaquin Phoenix überspielt den durchgehend Gras-rauchenden Detektiv nicht völlig – er wirkt zwar abwesend und hat doch hin und wieder eine gute Auffassungsgabe, während er lässig den poetischen Dialog der Buchvorlage auf die Leinwand bringt. Erfrischend ist auch, dass Phoenix nicht in eine Johnny Depp, beziehungsweise Hunter S. Thompson Imitiation hineinfällt, sondern den liebenswerten Junkie „Doc“ auf seine eigene Weise mit Persönlichkeit bereichert. Trotz dem benebelten durch die Handlung stolpern, rutscht er damit nie zu sehr ins Lächerliche ab.

Als weiteres Highlight wertet Josh Brolin durch seine Anwesenheit die Geschichte auf. Seine körperliche Präsenz und sein griesgrämiger Gesichtsausdruck schreien konservativer Republikaner, während er ständig Schokoladebananen vor sich hin schleckt und vom Handlungsverlauf als ambivalent enthüllt wird. Kaum unerwartet hat er ein Geheimnis in seiner Vergangenheit, das er hinter seiner kühlen Miene verbirgt – der obligatorische Ausbruch aus seiner konventionellen Rolle ist durchaus spaßig anzusehen, wenn auch vorhersehbar.

Die Zweischneidigkeit der Charaktere zieht sich jedoch auch durch den Rest von Inherent Vice, der humoristische und surreale Elemente psychedelisch vermischt und auch weiß ernstere Noten anzuschlagen. Unterstützt wird dies von den hervorragend kadrierten und farblich abgestimmten Bildern, die man von Anderson auch nicht anders gewohnt ist.

Das Gefühl der 70er Jahre überträgt sich hierbei nicht nur auf einzelne Standbilder des Filmes, sondern auch dramaturgisch. Keine gerade Linie führt zum Ziel, sondern man muss den sich schlängelnden Serpentinen langsam den Berg der Wahrheit hinauf folgen, während Anderson den Zuschauer oft auf Abkürzungen und Umwege zwängt. Ist die Reise zu Ende kann man sich immer noch nicht ganz sicher sein ob man tatsächlich den gewünschten Punkt erreicht oder gar etwas gelernt hat. Unzufrieden ist man trotzdem nicht.

Regie und Drehbuch: Paul Thomas Anderson
Darsteller: Joaquin Phoenix, Josh Brolin, Owen Wilson, Katherine Waterston, Reese Witherspoon
Filmlänge: 148 Minuten, Kinostart: 13.02.2015, inherentvicemovie.com


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