Umso schlimmer waren die Angriffe, bei denen einer der Gruppe verstarb. Je länger der Krieg dauerte, umso mehr gute Kameraden musste Paul gehen lassen. Besonders der Tod von seinem Freund Kemmerich ging ihm sehr nahe und daraufhin entflammte in der Gruppe die Diskussion, was der Krieg aus den Menschen machte und was ihnen nach dem Krieg noch blieb. Paul bekam für zwei Wochen Urlaub und machte sich auf den Weg nach Hause zu seiner Familie. Er merkte jedoch schnell, dass ihm dieses Leben nicht mehr zusagte und dass er sich mit all dem, was ihm früher wichtig war, nicht mehr identifizieren konnte. Paul schaffte es auch nicht, irgendjemandem von seinen schrecklichen Erlebnissen zu erzählen, da er Angst hatte, dass sie ihn dann einholen und er daran zerbrechen würde. Selbst mit seiner Familie konnte er kaum sprechen und so verliess er sie bald wieder. Als er zurück war an der Front, wurde er verletzt und musste ins Lazarett gebracht werden. Nach einiger Zeit und der gütigen Pflege in einem christlichen Kloster war seine Wunde am Bein wieder verheilt und er wurde erneut in den Kampf geschickt. Die Kriegslage wurde immer aussichtsloser und es rankten sich bereits Gerüchte um ein allfälliges Kriegsende. Da auch die Nahrung, die Munition und der Nachschub an Soldaten immer knapper wurde, waren die deutschen Truppen nicht viel mehr als Kanonenfutter für die Franzosen und Engländer und so wurden die Gefechte immer brutaler. Die Gruppe von Paul wurde von einem Ort zum anderen verlegt und wurde dabei immer kleiner. Bald waren er und Kat die einzigen Überlebenden aus ihrer ursprünglichen Gruppe. Bei einem Angriff wurde Kat verwundet und Paul brachte ihn unter Aufwendung seiner letzten Kräfte in Sicherheit. Was er jedoch nicht merkte war, dass Kat während er ihn transportierte von einem Splitter tödlich getroffen wurde. Jetzt war Paul ganz allein und kurze Zeit später verstarb auch er im Schützengraben, "an einem Tag der so ruhig und so still war, dass der Heeresbericht sich auf den Satz beschränkte, im Westen sei nichts Neues zu melden"...
CharakteranalyseIn diesem Werk ist es extrem schwierig eine Charakteranalyse der einzelnen Personen zu machen, denn es wird stellvertretend durch Paul eine ganze Generation beschrieben. Diese Generation war jung und voller Träume und Ideen, die sie umsetzten wollte. Sie zogen in den Krieg und im Krieg wurden all diese Hoffnungen und Träume sehr schnell zerstört. Das brutalste für diese Generation war jedoch, dass sie nicht mehr dazugehören, dass sie keine Wurzeln hatten, zu denen sie zurück konnten. Von ihren Familien hatten sie sich im Alter von 20 distanziert, eine eigene Bleibe, einen Beruf, eine Frau oder gar eine eigene Familie hatten die wenigsten. Sie waren also heimatlos und wurden vom Krieg gebrandmarkt. In den vielen Diskussionen kamen sie zum Schluss, dass das Leben für sie bedeutungslos geworden war durch ihre Erlebnisse im Krieg und dass sie sicherlich nicht einfach zurück gehen und jeden Tag einem Beruf nachgehen konnten. Die Tatsache, dass Paul mit niemandem über die Erlebnisse im Krieg sprechen konnte, zeigt, wie unfassbar, wie unvorstellbar brutal die Ereignisse an der Front waren und dass es kaum für irgendjemanden möglich sein wird, dies jemals zu verarbeiten. (fba)