Inhalt Shin In Geun, der später den Namen Shin Dong-hyuk annimmt und diesen noch heute trägt, ist in einem der berüchtigten Arbeiterlager in Nordkorea geboren. Im Lager 14 geht es ihm verhältnismässig gut, denn seine Eltern wurden dank ihren guten Leistungen bei der täglichen Arbeit für eine sogenannte „Belohnungsehe“ auserkoren. Shin hat einen älteren Bruder. Doch diesen sieht er – wie auch seinen Vater – praktisch nie, denn sie wohnen getrennt von Shin und seiner Mutter. Die Bedingungen im Lager sind trotz der vermeintlich guten Bedingungen unmenschlich verglichen mit westlichen Standards. Täglich müssen die Gefangenen unter der Aufsicht der brutalen und willkürlich agierenden Aufpasser von morgens bis abends schwerste körperliche Arbeit verrichten. Zu essen bekommen sie nie genug. Shin darf zwar – als Kind aus einer Belohnungsehe – in die Schule. Doch das ist nicht wirklich ein Privileg, denn auch in der Schule geht es äusserst brutal zu und her. Ein Mädchen wurde gar vom Lehrer zu Tode geprügelt, weil sie fünf Reiskörner dabei hatte. Shin lernt in der Schule lesen, schreiben und rechnen – zumindest grob. Die meiste Zeit verbringen die Schüler jedoch damit, die zehn Regeln des Lagers auswendig zu lernen und sich gegenseitig zu denunzieren. Unter diesen Bedingungen Freunde zu finden, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Auch „Familie“ ist etwas, das Shin nicht kennt. Seine Mutter ist für ihn lediglich eine Konkurrentin im Kampf um das tägliche Ãœberleben. Nicht selten isst er auch ihre Essensration und kassiert dafür Schläge. Eines Abends ertappt er seine Mutter und seinen Bruder dabei, wie sie gemeinsam Reis kochen und über einen Fluchtplan nachdenken. Dass die beiden fliehen könnten, ist Shin egal. Was ihm aber nicht egal ist, ist, dass seine Mutter Reis kocht für seinen Bruder und er entscheidet sich, die Beiden zu verraten. Er erhofft sich durch diese Tat eine Verbesserung seiner Situation. Doch genau das Gegenteil trifft sein. Der Wärter, dem er seinen Verrat anvertraut hat, verschweigt Shins Rolle in dieser Entdeckung und so wird Shin acht Monate lang brutalst gefoltert, weil die Wärter wissen wollen, ob er von der Flucht seiner Mutter und seines Bruders gewusst hat. Erst als Shin sie davon überzeugen konnte, dass er seine Mutter und seinen Bruder verraten hat, lassen sie von ihm ab. Ãœberlebt hätte er trotzdem nicht, wenn sich sein Mitgefangener nicht um seine Wunden gekümmert hätte. Nach acht Monaten kommt er frei. Das Erste, was er mit ansehen muss, ist die Hinrichtung seiner Mutter und seines Bruders.
Nach seiner Schulzeit – mit 16 Jahren – wird Shin als erwachsener Arbeiter eingesetzt. Zuerst auf einer Schweinefarm, wo es ihm verhältnismässig gut ging, und später in einer Textilfabrik, wo er für das Reparieren von Nähmaschinen zuständig war. Die Arbeit dort gefiel ihm nicht. Als er einen Unterstellten namens Park bekommt, der jahrelang in der gehobenen Schicht Nordkoreas gewohnt und durch die Welt gereist war, wird seine Unzufriedenheit und sein Hass auf das Lagerleben noch grösser. Park erzählt ihm von der grossen, weiten Welt und so wächst ihn Shin der Wunsch, aus dem Lager zu fliehen. Am 2. Januar, als Shin und Park direkt neben dem elektronischen Zaun, der das Lager umgibt, Holz sammeln müssen, wagen sie die Flucht. Park erreicht als erster den Zaun. Er stirbt beim Versuch, zwischen den Drähten hindurch in die Freiheit zu gelangen. Sein lebloser Körper drückt jedoch den Draht so weit nach unten, dass es Shin gelingt, aus dem Lager zu fliehen. Ohne Kenntnis der Region, läuft er in der Nacht davon. In einer abgelegenen Scheune findet er eine alte Militäruniform und Stiefel. So bekleidet, macht er sich auf die Reise. Wochenlang zieht er umher, schliesst sich Händlern und Bettlern an und kämpft ums Ãœberleben. Er gewöhnt sich an die Bedingungen ausserhalb des Lagers und nähert sich langsam der Grenze zu China. Dort angekommen, besticht er vier Grenzbeamte mit Essen, das er sich zuvor mühsam vom Mund abgespart hatte, und gelangt so tatsächlich nach China. Mit etwas Glück findet er dort bei koreanisch sprechenden Bauern Arbeit. Gut ein Jahr arbeitet er auf zwei verschiedenen Höfen, ehe er sich auf den Weg macht. Er klappert die grossen chinesischen Städte ab, in der Hoffnung, dass er eine Arbeit findet. Doch das klappt nicht. Nach gut einem Jahr der Herumreiserei in China erreicht Shin Shanghai. Arbeit findet er auch dort keine, aber in einem Restaurant trifft er auf einen Journalisten, dem er einen Teil seiner Geschichte erzählt. Der Journalist, der namentlich nicht genannt werden will, bringt Shin zur Südkoreanischen Botschaft. Dort hilft man Shin, gibt ihm Essen, Kleidung, eine Unterkunft und stellt ihm einen Südkoreanischen Pass aus. Zudem ist der südkoreanische Geheimdienst erpicht darauf, Shins Geschichte zu erfahren. Nach etwa einem Monat kommt Shin nach Hanawon in Südkorea, wo er auf die Umsiedlung ins kapitalistische, auf Erfolg getrimmte Südkorea vorbereitet wird. Drei Monate verbringt er dort und obwohl die Bedingungen hervorragend sind, wird Shin von Albträumen und Schamgefühlen geplagt. Er kommt in psychiatrische Behandlung und wird dort angehalten, ein Tagebuch zu führen. Dieser Bericht findet bei den Ärzten Aufmerksamkeit und diese schalten eine Menschenrechtsorganisation ein. Diese kümmert sich in der Folge um Shin und ermöglicht es ihm, seine Geschichte als Buch zu veröffentlichen. In Südkorea interessierte sich jedoch niemand dafür.
Mit 26 beschliesst Shin, die Welt über die Verhältnisse in Nordkorea aufzuklären und zieht nach Südkalifornien. Für die Menschenrechtsorganisation Link soll er Vorträge halten. Doch er gibt sich kaum Mühe, bereitet sich nicht vor und beantwortet die Fragen der Zuhörer unwirsch und knapp. Bei Link ist man enttäuscht, hofft jedoch weiterhin, dass Shin auf die richtige Spur findet. Eine junge Studentin namens Harim findet Interesse an Shin. Sie will ihn kennenlernen und bald schon sind die beiden ein Paar. Mit ihr verlässt Shin Link, weil ihre Beziehung nicht toleriert wurde. Allein mit Harim klappt es aber auch nicht und bereits nach wenigen Monaten sind sie wieder getrennt. Doch die Trennung scheint bei Shin etwas auszulösen. Als er wieder Vorträge zu halten beginnt, ist er top vorbereitet und schafft es, seine Zuhörer zu fesseln. Er ist seinem Ziel, die Welt über Nordkorea aufzuklären, ein Stück näher gekommen. Er selbst ist aber noch längst nicht geheilt von den Wunden, die das Lager bei ihm hinterlassen hat.
Charakteranalyse Bei der Biografie von Shin macht es keinen Sinn eine Charakteranalyse anzufügen, da sich das gesamte Werk um seine Person dreht. (fba)