Inhalt Der Bäcker José Antonio Maria Vaz hörte während seiner Nachtschicht im Betrieb von Dona Esmeralda plötzlich Schüsse aus dem angrenzenden Gebäude - dem Theater. Er schaute nach und fand auf der Bühne den angeschossenen Strassenjungen Nelio. José trug ihn aufs Dach des Theaters, wo er begann, ihn zu pflegen. Während den neun Nächten, welche die beiden gemeinsam auf dem Dach des Theaters verbrachten, erzählte Nelio seine Lebensgeschichte:
Nelio lebte mit seiner Familie in einem kleinen Dorf in Mosambik. Die Idylle wurde jedoch jäh durch einen Überfall der Rebellen zerstört, bei dem viele Dorfbewohner, darunter auch sein Vater und seine Schwester, getötet wurden. Nelio wurde gemeinsam mit seiner Mutter ins Camp der Rebellen geführt. Dort sollte der kleine Nelio zu einem Kindersoldaten ausgebildet werden. Dafür wurde ihm vom Rebellenführer eine Prüfung auferlegt: Er musste seiner besten Freund erschiessen! Nelio schoss, jedoch nicht auf seinen Freund, sondern auf den Rebellenführer und ergriff anschliessend die Flucht. Bald darauf traf er den Zwergalbino Yabu Bata und die beiden werden Reisegefährten. Obwohl Yabu Bata nicht viel sprach, da er sich seit 19 Jahren auf der Suche nach dem richtigen Weg befand, entsteht eine Vertrautheit zwischen den beiden. Als sie am Meer angelangt waren, kam es zur Trennung und Nelio machte sich alleine auf in die grosse Stadt.
Obwohl Nelio in der Stadt niemanden kannte, fühlte er sich dort wohl. Er liess sich auch von seiner ersten negativen Erfahrung nicht entmutigen, als er dem Betrüger Senhor Castigo auf den Leim kroch und als bettelnder Lockvogel für dessen Taschendiebstähle benutzt wurde. Nelio floh erneut und fand im Reiterstandbild auf dem Marktplatz eine neue Bleibe. Von dort aus beobachtete er das Geschehen in der Stadt, unter anderem auch die Strassenkinder. So lernte er, wie sie sich durchs Leben schlugen und erkannte, dass auch er einer von ihnen war. Nachdem er den Anführer einer kleinen Gruppe Strassenkinder, Cosmos, vor der Polizei bewahren konnte, wurde er in dessen Gruppe aufgenommen. In dieser Gruppe lebte Nelio von nun an. Er wurde gut behandelt und die Kinder unternahmen gemeinsam Streifzüge durch die Stadt, wo sie versuchten, Nahrung und Geld aufzutreiben. Immer wieder trafen sie dabei auf die reichen Einwohner der Stadt, die mit ihren Aktenkoffern unterwegs waren. Sie vermuteten, dass darin das Geheimnis des Reichtums lag und so stahlen sie einen solchen aus einem parkierten Wagen. In jenem Aktenoffer befand sich eine tote Eidechse. Die Strassenkinder glaubten nun, das Geheimnis gefunden zu haben und wollten den Reichen zeigen, dass sie von deren Geheimnis wussten. So brachen sie in der Folge in verschiedene Gebäude ein und hinterliessen eine tote Eidechse als Zeichen. Das Leben in der Gruppe erfuhr bald eine tiefgreifende Veränderung, denn Cosmos brach zu einer langen Reise auf und beauftragte Nelio, die Gruppe zu führen. Trotz anfänglicher Schwierigkeiten akzeptieren die Kinder Nelio als ihren neuen Anführer und das Leben ging in gewohnten Bahnen weiter. Erst das Auftauchen von Cosmos Schwester Deolinda sorgte für Aufsehen. Nelio nahm sie in die Gruppe auf, denn sie konnte als einzige lesen, schreiben und rechnen und war auch ansonsten eine Bereicherung für die Gruppe. Doch Nascimiento, der von Beginn weg gegen die Aufnahme von Deolinda war, vergriff sich eines Nachts an ihr und von diesem Moment an blieb Deolinda unauffindbar. Doch die schreckliche Tat von Nascimiento blieb nicht der einzige tragische Moment im Leben der Gruppe, denn bald darauf wurde das jüngste Mitglied, Alfredo Bomba, krank. Im Spital diagnostizierte man einen unheilbaren Lebertumor. Um ihrem Freund einen möglichst schönen Tod zu ermöglichen, begannen die restlichen Gruppenmitglieder ein Theaterstück mit dem Namen "Die Insel ohne Angst" zu proben. Von diesem Ort erzählte ihnen Alfredo Bomba, denn dort würde es keine Angst vor dem Tode geben. Die Aufführung war ein Erfolg, denn Alfredo ging mit einem Lächeln auf dem Gesicht von Ihnen, ohne Angst und Furcht. In der Folge wurden die Kinder jedoch vom Wachpersonal des Theaters entdeckt. Alle flohen, ausser Nelio, der den Toten Alfredo bewachen wollte. Daher wurde Nelio von den Wächtern angeschossen und auf der Bühne liegen gelassen, wo er später von José gefunden wurde.
Nach neun Tagen starb Nelio auf dem Dach des Theaters. José gab daraufhin seinen Job als Bäcker auf und verliess sowohl seine Familie, als auch seine grosse Liebe Maria. Er wollte seiner Berufung folgen, er wollte fortan als Chronist der Winde durchs Land ziehen und die Geschichte von Nelio erzählen. Damit wollte er erreichen, dass die Menschen in seinem Land die Hoffnung und die Träume nicht aufgaben.
Charakteranalyse Nelio: Nelios Alter bleibt währen der ganzen Geschichte unklar, doch José schätzte ihn auf ca 10 Jahre als er ihn auf der Theaterbühne fand. Während ihrer gemeinsamen Zeit gab es jedoch immer wieder Momente, in denen José glaubte, einen alten Mann vor sich zu haben. Dies lag daran, dass Nelio trotz seinem zarten Alter von 10 Jahren, bereits über eine enorme Lebenserfahrung verfügte und daher sehr weise Aussagen machte, die José teilweise erst viel später verstand. Auch unter den Strassenkindern hatte Nelio einen besonderen Status. Er war derjenige, der nie geschlagen wurde, derjenige, dem heilende Kräfte nachgesagt wurden und derjenige, der an einem Ort schlief, den niemand kannte. Während seiner Zeit als Gruppenführer veränderte er sich. Er wurde nachdenklicher und zusehends auch gereizter. Er dachte über das Leben nach, versuchte sich auszumalen, was mit seiner Familie passiert war und auch die Gedanken an den möglichen Tod verängstigten ihn. Die Ungerechtigkeit und das omnipräsente Elend in der Stadt machte ihn wütend und trotz den vielen Gedanken kam er zu keiner Lösung.
José: José Antonio Maria Vaz arbeitete als Bäcker und fand Nelio auf der Theaterbühne. Er pflegte ihn und lauschte jeden Abend mit grosser Spannung den Ausführungen von Nelio. Obwohl er wesentlich älter war, bereits gegen 30, verstand er nicht alles, was Nelio ihm sagen wollte. Aber José war sich bewusst, dass dieser kleine Junge etwas ganz Besonderes war. Seine Annahme wurde dadurch bestärkt, dass ein kleines Erdbeben die Stadt erschütterte, genau in dem Moment, in dem Nelio starb. Noch am selben Tag kündigte José seine Anstellung in der Bäckerei und verliess sein geordnetes Leben. Er lebte fortan als Bettler und nannte sich den Chronisten der Winde, der es sich zur Aufgabe gemacht hatte, die Geschichte von Nelio im Volk zu verbreiten - immer weiter und weiter, wie der Wind. (fba)