Keine Beschreibungen der Sessions, sondern meine Anmerkungen dazu. Die Titel sind verlinkt, sodass man nachlesen kann worum es geht. Von den meisten gibt es Aufzeichnungen. Wird man dann im re:publica Archiv finden können.
Der wandelnde Computer User
Mir eine Spur zu trocken. Das Tippfräulin ist umso mehr hängen geblieben.
About me – die digitale Fassade
Toller Vortrag der in die Tiefen der digitalen Identität vordringt. Kixka verfolge ich schon länger, habe sie das erste Mal offline getroffen. Schnell gesprochen mit einer Spur Nervösität, hat bei mir jedoch nur zu zusätzliche Sympathiepunkte geführt. Identität ist ein wunderbar komplexes Thema, das ich sehr spannend finde und einige Dinge, über die ich selbst immer wieder nachdenke, wurden von Kixka sauber auf den Punkt gebracht. Ich war ständig dazu geneigt zu nicken. Plötzlich passen die Dinge besser zusammen. Ich hoffe, dass der Vortrag online kommt, damit ich mir ein paar Stellen nochmals anschauen kann.
Silicon Savanna – How Technology in Africa is changing the Globe
War nur kurz dort, bin dann wieder gegangen. Nicht weil der Vortrag schlecht war, sondern weil ich das meiste schon kannte. Afrika, besonders Kenya ist groß im kommen. In einigen Bereichen weiter als Europa oder Amerika.
Make Love Not Porn
Cindy Gallop schrieb mich auf Twitter an, dass ich zum Vortrag kommen soll. Vermutlich weil ich einer der wenigen war, die auf englisch twitterten. Erst verwechselte ich sie mit einer Dame, die vorletztes Jahr einen Vortrag zum Thema Sex im Web hielt, was sich dann aber klar stellte. Vortrag selbst war in Ordnung. Unterhaltsam. Aber wenn man andere Vorträge von ihr kennt wenig neues. makelovenotporn.tv wird kommen. Aber dazu sagt sie noch nichts.
Twittern aus dem All für digitale Öffentlichkeitsarbeit
Neben Kixka die beste Session des Tages. Zumindest für mich. Astronauten und andere Mitarbeiter von ESA/DLR/NASA sprechen über den Einsatz von Social Media. Echte Astronauten. Wie geil. Das beste daran war aber, dass mein Bild des Astronauten sich sehr geändert hat. Weg von hochprofessionell steif, hin zu sehr intelligent und locker. Und witzig. Vor allem Paolo Nespoli hat es mir angetan. Ich lachte viel.
Traurig war wie wenig Leute bei der Session waren. Fünfzig? Vielleicht hundert. Da setzen sich ein paar Astronauten her, plaudern offen über alles mögliche, gehen auf Fragen ein und sind super drauf. Astronauten! Aber niemanden interessiert es. Parallel dazu gab es Deutsche Blogosphären Bashing mit Sascha Pallenberg. War, soweit ich es auf Twitter mitbekam, gut besucht. Ein Kritikpunkt war die Nabelschau. Ich finde es übrigens gut, wenn man sich mit sich selbst beschäftigt, aber wenn man die Wahl hat, sich damit zu beschäftigen, warum Blogs hierzulande nicht so populär sind wie in Amerika oder mit Astronauten zu plaudern, finde ich die Entscheidung nicht besonders schwer.
Noch schlimmer wurde es, als sich der Saal gegen Ende der Astronauten Session immer mehr füllte. Jedoch nicht, weil die Leute mitbekamen, wie toll es ist, sondern weil der Entertainer der deutschen Netzgemeinde (musste) als nächstes auftrat.
State of the internet 2012
Sascha Lobo. Ich bin immer wieder hin- und her gerissen. Lobo ist intelligent, sagt und schreibt kluge Dinge. Aber er ist auch Marketeer und Entertainer. Die Masse liebt ihn. Sowas kann ich nicht gut. Da spielt sicherlich auch Neid eine Rolle. Lobo stellt sich auf die Bühne, sagt, dass er dieses Jahr das Publikum nicht beschimpfen wird. Trauriges stöhnen aus dem Publikum. Es wird gefordert, dass es beschimpft wird. Lobo macht sich auch darüber lustig. Die Masse lacht. Neben mir sitzt jemand mit Bierflasche, vermutlich nicht die erste und lacht sobald Lobo den Mund öffnet. Ich bin grundgenervt.
Lobo macht sich über die Leute lustig, hält ihnen den Spiegel vor, bewertet sie, interpretiert. Alles für die Masse verpackt. Gelächter. Ich bin mehr genervt. Er sagt richtige Sachen, nur in wenigen Punkten bin ich nicht einverstanden. Doch er verpackt es in ein Kabarettprogramm. Die Halle ist zum bersten voll. Keine neuen Erkenntnisse. Ich lache nicht. Noch vor Ende gehe ich hinaus.
Die Form spielt auch eine Rolle.
Der digitale Dorfplatz: Privat oder öffentlich?
Schon wieder Lobo. Gleich in der Früh. Ich bin wegen Picki da.
Ich bin gedanklich nicht ganz bei der Diskussion. Vermutlich verstehe ich deshalb nicht so recht, was die Diskutanten eigentlich sagen möchten. Vielleicht spricht man auch aneinander vorbei und verliert sich in theoretischen Konstrukten. Ich gehe raus.
Watching the Watchers
Måns Adler, Gründer von bambuser, spricht über bambuser. Nichts neues. Aber ich mag Livestreaming und ich mag bambuser. Weil es einen gewissen politischen Touch hat. Er spricht darüber, wie Livestreaming bei Protesten eingesetzt wird. Immer wieder Ägypten. Adler wirkt sympathisch. Kurz wird die Veränderung von Produktion und Konsumation von Fernsehen angesprochen. Meine Themen der letzten Jahre.
Der Selbstreferenzialität wegen habe ich Teile der Session mit bambuser gestreamt.
Foodblogs – Verfall oder Rettung der Esskultur?
Ich lese kaltmamsell seit längerem. Mein Hauptgrund für die Session. Es war ein nettes Gespräch. Aber nicht mehr. Wenig neues, nichts überraschendes. Mitgenommen, dass Rezepte nicht ins Urheberrecht fallen.
Trolle oder getrollt werden – das ist hier die Frage!
Großartig! Julia Seeliger und Julia Schramm wandeln an der Grenze der Vernunft. Das Publikum ist verwirrt. Via Twitter gebe ich Schramm Befehle. Ohne zögern wird das Mineralwasser angepriesen. Seeliger wirkt gemäßigt und geht auf verschieden Formen des Trollens ein, Schramm unterbricht und macht Krawall. Seeligers Ausbrüche sind nicht immer erkennbar. Gewollt. Trollen hängt vom Betrachter und vom Kommunikator ab? Es werden Beispiele gezeigt. Einwände vom Publikum. Ob das alles ernst gemeint ist und Demonstration oder nur ein schlechter Vortrag? Julia und Julia schimpfen. Es steigert sich immer wieder und ich habe das Gefühl bald kommt es zur Eskalation. Doch die kommt nicht. Stattdessen ist die Session vorbei. Viele verlassen unzufrieden den Saal.
Ich bin begeistert. Danke Julia.
Poetry Spam
Nachdem die Twitterlesungen sich über die Zeit abgenutzt haben, ein neues Format, das stark an die Lesungen angelegt ist. Vier Frauen auf der Bühne, die Spam Nachrichten vorlesen. Offensichtlich und weniger offensichtliche. Auf manche Nachrichten wurde geantwortet und die Konversationen werden wunderbar betont vorgetragen. Ich lache und klatsche. Der Spam wurde in unterschiedliche Kategorien unterteilt und teilweise in Kontext eingebettet.
Schöne Unterhaltung.
Blogvermarktung
Drei Herren aus dem Marketing und ein Blogger erzählen zum vierten Mal das gleiche. Es wird gar nicht versucht neue Erkenntnisse zu schaffen, viel mehr macht man sich über das Publikum und den gemeinen Blogger lustig. An einer Stelle ganz unverblümt, dass es sich für sie rentiert, für die Blogger aber nicht.
Hätte ich wissen müssen.
Networks, Knowledge, Power
Ich bin zu spät gekommen. Drei Thesen zum Thema Wissen und drei Fragen. Nach und nach verlässt die Hälfte des Publikums den Saal. Die Diskussion ist auf einem hohen theoretischen Niveau, teilweise komme ich nicht mit. Insgesamt finde ich es sehr großartig. Kann immer wieder etwas einwerfen. Mein Kopf pulsiert, neue Konstrukte, alte werden zerrissen und höher gebaut. Kurz Leere und dann ist wieder alles da. Wie werden rausgeworfen. Zeit überzogen.
Ich verstehe die Leute, die gegangen sind. Nicht jeder möchte sich auf komplexe Diskussionen einlassen, wenn man in anderen Vorträgen sich berieseln lassen kann und auch etwas mitnimmt. Schade, dass es so schnell vorbei war. Eine der besten inhaltlichen Sessions der re:publica. Ich fürchte es gibt keine Aufzeichnung.
Lehrerinnen online – ein Bloggerinnen-Treffen
Ich lese Hilli Knixibix gerne. Sehr gerne. Als ich las, dass sie beim Panel sein wird, war klar, dass ich hin wollte. Kein großer Erkenntnisgewinn, aber ein nettes Gespräch, verschiedene Perspektiven und ein paar Gedankenanstöße.
Toller Abschluss einer tollen re:publica 2012.
Bis nächstes Jahr.
CC-BY Luca Hammer (Digital Fingerprint: l0ulc6a7h6aom468m67m69eor4ka (209.85.224.84) )