Ingwer-Cashew-Marzipan im Schokomantel

Rohkost für Fortgeschrittene
Ingwer-Cashew-Marzipan im Schokomantel
Wieder beschäftige ich mich zuallererst mit Worten: Darf ich Marzipan nennen, was im allgemeinen Sprachgebrauch eine Masse aus Mandeln und Zucker bezeichnet, in meinem Fall aber aus Cashewkernen und Agavensirup besteht? Bei solchen Fragen muss mich immer mein etymologisches Wörterbuch (Herkunftswörterbuch) beraten. Ihr mögt mich für leicht bekloppt halten, aber dieses Buch ist irgendwie mein Lieblingsbuch.
In diesem Buch also steht, dass die Herkunft des Begriffs "Marzipan" nicht eindeutig geklärt ist. Der gemeine Volksetymologe glaubt, er stamme von "Marci panis" (Markusbrot, Herkunft Venedig) ab. Die wissenschaftliche Herkunftsforschung macht es komplizierter - die Variante hier aufzuschreiben ist mir jetzt zu kompliziert. Deshalb nur grob skizziert: "Marzipan" könnte auch von "mat(t)apan" abstammen, was wiederum zunächst eine Münze, später eher eine Schachtel bezeichnete. Und in eben dieser Schachtel kam das Marzipan in den Handel.
Und was mache ich nun mit diesen Erkenntnissen? Na, in "Marzipan" stecken jedenfalls weder das Wörtchen Mandel noch der Zucker - und deshalb fühle ich mich so frei, die folgende Süßigkeit "Cashew-Marzipan" zu nennen.
Ingwer-Cashew-Marzipan im Schokomantel
Die Cashewkerne haben es mir neuerdings angetan. Ein kleines Beutelchen davon hatte ich zwar auch bisher schon immer vorrätig - nun aber ist die Vorratstüte deutlich gewachsen. Weil man damit so viele leckere Sachen machen kann (wie z.B. die Cashew-Ingwer-Crème zum Grünkohl).
Heute musste es aber etwas Süßes sein. Mein Blick auf den Kalender sagt mir das nahende Ende des Januars voraus - mein Schwerpunktthema "Ingwer" möchte ich dann abschließen. Aber eine Rezeptserie mit Ingwer im Mittelpunkt muss unbedingt auch was Süßes präsentieren. Finde ich.
Also habe ich wieder ein bisschen experimentiert und mich dabei auch erneut auf das Abenteuer "Schokoladenherstellung" eingelassen. Meine "Australische Schokolade" war ja für mich sowas wie ein Erweckungserlebnis: Das Schmecken und Riechen der rohen Kakaonibs und der Kakaobutter ist so unvergleichlich intensiv und anregend, dass mich gekaufte Schokoladenprodukte nicht mehr die Bohne interessieren. Auch nicht, wenn sie Preise gewonnen haben, bio und fair sind.
Ingwer-Cashew-Marzipan im Schokomantel
Wobei ich ehrlicherweise schreiben muss, dass ich mit meinen Mitteln niemals in der Lage sein werde, das herzustellen, was gemeinhin unter "guter Schokolade" verstanden wird. Darum geht es mir aber auch gar nicht. Ich will auch nichts ersetzen, kompensieren, veganisieren oder was sonst noch denkbar wäre in dieser Richtung.
Ich habe nur großen Spaß daran, die reine Substanz kennenzulernen, mit ihr zu spielen, den naturbelassenen Aromen nachzuspüren und mir neue Kombinationen/Varianten auszudenken. Ich bin immer wieder entzückt, wenn ich meine Nase über eine Tüte mit Kakaonibs halte und ein feines aber intensives Rum-Aroma wahrnehme. Und nichts auf der Welt riecht so lecker nach Schokolade wie die reine Kakaobutter. Das muss wohl damit zusammenhängen, dass sowohl meine Kakaonibs als auch die Kakaobutter oder der Rohkakao unter Rohkost-Kriterien als besonders wertvoll gelten - sie sind allesamt so schonend aufbereitet, dass sie eben tatsächlich als "Rohkost" gehandelt werden. Faszinierend. Rohkost umfasst eben weit mehr als rohes Gemüse und Frischkornbrei. Für mich eine neue Welt, die meinen kulinarischen Horizont nochmal erweitert.
Die im folgenden Rezept enthaltenen Zutaten (bis auf den kandierten Ingwer) entsprechen - soweit ich das verstanden habe - den allgemein anerkannten Rohkost-Kriterien (aber hier gibt es unterschiedliche Lehren, die mich allerdings nicht wirklich interessieren, da ich mich nicht nach irgendwelchen Lehren richte sondern danach, was mir schmeckt, mir gut und der Umwelt möglichst wenig weh tut). Da fällt mir ein: Ist Vanillepulver eigentlich roh?
Ingwer-Cashew-Marzipan im Schokomantel
Ingwer-Cashew-Marzipan im Schokomantel
Zutaten
(habe vergessen zu zählen, jetzt sind noch 12 da und ich vermute mal, es könnten anfangs so um die 30 gewesen sein)
Marzipan
  • 200 g Cashewkerne
  • 1 geh. El. kandierter Ingwer
  • 1 Pr. Salz, 2-3 El. (roher) Agaven-Dicksaft (weitere Süße ist nicht erforderlich, da die gemahlenen Cashewkerne und der Ingwer bereits sehr süß schmecken)

Schokomantel
(Rezept in Anlehnung an "Kakao pur" von Andrea Mast, S. 84)
  • 60 g Kakaobutter
  • 40 g Kakaonibs
  • 30 g Kakao, 40 g (roher) Agaven-Dicksaft, 1 Pr. Salz,  1/2 gestr. Tl. gemahlene Vanille
Rezept in Druckversion Zubereitung
Marzipan
  1. Cashewkerne sehr fein mahlen, Ingwer ganz fein kacken. Beides zusammen mit Salz und Agaven-Dicksaft verkneten (gelingt mir am besten mit einer Gabel).
  2. Masse auf einem Bambusbrett (oder ähnlich glatter Oberfläche) zu einem ca. 1 cm dicken Rechteck formen und in Quadrate schneiden.
Schokomantel
  1. Kakaobutter bei geringer Hitze im Wasserbad schmelzen (nicht heißer als 40°C werden lassen).
  2. Kakaonibs fein mahlen, mit Kakao, Agaven-Dicksaft, Salz und Vanille ohne zu rühren in eine Schüssel geben.
  3. Kakaobutter darübergießen und alles mit einem Kochlöffel so lange miteinander verrühren, bis eine homogene Masse entstanden ist. Sollte die Masse bereits zu fest geworden sein, um das Marzipan damit zu überziehen, vorsichtig im Wasserbad erwärmen.
  4. Marzipanquadrate auf eine Pralinengabel legen und in die Schokolade tauchen. Abtropfen lassen und auf ein Pralinengitter oder Backpapier legen (Konfekt lässt sich vom Pralinengitter schwerer lösen). Im Kühlschrank fest werden lassen. Da Kakaobutter erst ab ca. 37°C schmilzt, lassen sich die Pralinen auch bei Zimmertemperatur aufbewahren, sollten aber wegen der rohen Zutaten bald gegessen werden (im Kühlschrank aber lange haltbar).
Rezept in Druckversion Guten Appetit!
Ingwer-Cashew-Marzipan im Schokomantel


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