Informationsplattform für barrierefreie Hotelzimmer

Von Franz Bernthaler

Wien (TP/OTS) – Alleine in der EU wird der Markt für barrierefreien Tourismus mit 133 Millionen Gästen beziffert. Menschen mit eingeschränkter Mobilität und deren Begleitung stellen für den Tourismus eine noch oft vernachlässigte Zielgruppe dar. Unzureichende Informationen über Barrierefreiheit machen die Urlaubsplanung zur Qual und Hotels entgehen durchaus zahlungskräftige Gäste. roomchooser ist die praxisnahe Informationsplattform für barrierefreie Hotelzimmer.

Das Finden von barrierefreien Hotelzimmern ist mühsam und aufwändig. Nicht nur, dass man Informationen meist nur über direkten Kontakt mit Hotels bekommt, sie sind oft unzureichend, zu komplex oder einfach nicht korrekt, was schon zu mancher bösen Überraschung bei der Ankunft geführt hat, wie roomchooser-Gründer Michael Sicher aus eigener Erfahrung weiß.

roomchooser macht die essenziellen Fakten übersichtlich und anhand von vordefinierten Fotos für Reisende kostenlos zugänglich. Gäste filtern Hotelzimmer nach ihren individuellen Anforderungen an Barrierefreiheit und entscheiden anhand von Fotos, ein konkretes Zimmer direkt beim Hotel anzufragen.

133 Millionen potenzielle Gäste, 83 Milliarden Euro Markt:

Barrierefreiheit im Tourismus ist nicht nur eine Frage von “legal compliance”, sondern vor allem ein Wachstumsmarkt und eine Chance für die gesamte Branche. Eine Studie der Europäischen Kommission zeigt, dass in Europa Reisen für jeden fünften Bürger aufgrund von Alter, Behinderung oder eingeschränkter Mobilität schwierig sind. Weltweit ist jedoch laut der WHO barrierefreies Reisen für mehr als 15 % der Bevölkerung ein Thema.

Deloitte zeigte in einer Studie bereits vor zehn Jahren ein Marktpotenzial von 83 Milliarden Euro für barrierefreien Tourismus weltweit auf. Aktuelle Zahlen aus dem ITB World Travel Report sprechen von 133 Millionen potenziellen Gästen in Europa, davon 50 Millionen mit Mobilitätseinschränkungen. Die Ausgaben für barrierefreie Reisen werden mit 13,6 Milliarden US $ in den USA und mit 2,5 Milliarden Euro in Deutschland beziffert.

Menschen mit körperlichen Behinderungen haben immer mehr Möglichkeiten, aktiv am Leben unserer Gesellschaft teilzunehmen und stellen einen beachtlichen Wirtschaftsfaktor dar. Durch den demografischen Wandel gibt es auch immer mehr ältere Menschen mit Mobilitätseinschränkungen. Sie haben die Zeit und das Geld für Reisen – und sie reisen meistens nicht alleine. Dennoch werden aber Menschen mit eingeschränkter Mobilität von vielen Tourismusbetrieben als Zielgruppe noch übersehen oder nicht gezielt angesprochen. Dabei sind sie eine zahlungskräftige Zielgruppe.

“Der WienTourismus begrüßt und unterstützt roomchooser als innovatives Angebot, das Reisenden mit speziellen Anforderungen eine hilfreiche wie notwendige Dienstleistung zur Verfügung stellt. Wir legen auch selbst bei der Erbringung unserer Serviceleistungen für Gäste größten Wert auf Barrierefreiheit – online wie offline. Die MitarbeiterInnen unseres Gästeservices sind umfassend geschult. In der Tourist-Info erklären wir gerne Wege auf einem tastbaren Stadtplan. Derzeit wird sie umgebaut, ab Herbst werden wir dort unter anderem RollstuhlfahrerInnen einen unterfahrbaren, mit Tablet ausgestatteten Self-Serviceplatz bieten, oder Hörgerät-TrägerInnen eine induktive Höranlage, die störungsfreie Beratungsgespräche erlaubt. Unsere Gäste-Website www.wien.info entspricht den aktuellen Kriterien für Barrierefreiheit. Dort haben wir unseren Gästen außerdem – in einem eigenen Bereich – detaillierte Informationen zu barrierefreien Hotels, Sehenswürdigkeiten, Museen und anderen Servicestellen zusammengestellt, die nun durch roomchooser ideal ergänzt werden. Wir bilden damit die “customer journey” von der Erstinformation über ein Mobilitätskonzept für Anreise, den Aufenthalt bis hin zur Abreise lückenlos ab. Wien verfügt derzeit über 90 Beherbergungsbetriebe, die rund 200 barrierefreie Zimmer anbieten – wenn sie in Zukunft vermehrt roomchooser nutzen, um ihr Angebot detailgenau und transparent zu kommunizieren, profitiert die ganze Destination davon” erklärt Tourismusdirektor Norbert Kettner.

Ab 1. Jänner 2016 müssen laut Bundes-Behindertengleichstellungsgesetz (BGStG) alle Dienstleistungen barrierefrei zugänglich sein.

Obwohl es Normen für Barrierefreiheit gibt, sind die individuellen Bedürfnisse der Gäste sehr unterschiedlich. Während für manche schon eine ebene Dusche ausreicht, benötigen andere ein mit einem Hebelifter unterfahrbares Bett oder müssen wissen, ob das WC mit dem Rollstuhl von rechts oder links anfahrbar ist.

Diese Gäste entscheiden sich für Destinationen und Unterkünfte oft aufgrund von Erfahrungen anderer und planen ihre Reisen sorgfältig. Konkrete Informationen zur Barrierefreiheit, um ein wirklich geeignetes Zimmer zu finden, sind selten und für die Reisenden aufwändig zu recherchieren. Wenn Sie jedoch etwas Passendes gefunden haben, werden sie zu loyalen Gästen, empfehlen Sie weiter und bleiben häufig länger, weil der Reiseaufwand hoch ist.

Behindertenanwalt Erwin Buchinger begrüßt die Initiative. Barrieren im Alltagsleben, auch in der Freizeit, verringern Teilhabemöglichkeiten für Menschen mit Behinderungen. Auch in der Hotellerie gäbe es noch viel zu tun, um die Zugänglichkeit der Angebote für alle Menschen sicherzustellen: “Es ist aber anzuerkennen, dass sich viele Betriebe bereits intensiv mit dem Thema Barrierefreiheit auseinandersetzen und auch entsprechende Investitionen vorgenommen haben.” Für diese Unternehmen könne die Initiative roomchooser, so Behindertenanwalt Buchinger, eine gute Plattform sein, von der Zielgruppe besser wahrgenommen zu werden.”

roomchooser offeriert Hotels eine einzigartige Möglichkeit ihr Produkt zu platzieren und dem Zielpublikum sehr gezielt zu präsentieren. Zusätzlich animiert roomchooser durch Reiseberichte und Hotelbewertungen Menschen mit eingeschränkter Mobilität mehr, oder überhaupt, zu reisen.

Ein weiteres Ziel von roomchooser ist es, Hotels dabei behilflich zu sein, dem Gast mit eingeschränkter Mobilität ein besseres Service anbieten zu können. Beratungsdienstleistungen zur besser durchdachten und praxisorientierten Einrichtung eines barrierefreien Zimmers sowie Workshops, um Unsicherheiten des Personals gegenüber Menschen mit eingeschränkter Mobilität abzubauen und die Perspektive eines Gasts im Rollstuhl erfahrbar zu machen, runden künftig das Angebot von roomchooser ab.

“Barrierefreie Hotelzimmer weltweit”. Das ist die Vision von Michael Sicher für roomchooser. Einfach jederzeit dorthin reisen können, wo man hin möchte und nicht nur dorthin, wo man gerade zufällig von einer barrierefreien Möglichkeiten weiß.

Überall auf der Welt wo es Hotelzimmer gibt, auch ein barrierefreies Zimmer zu finden, ist das Ziel von roomchooser. Einfach und schnell. Ohne mühsames Suchen, Kontaktieren von und Nachfragen bei unzähligen Hotels, um erst recht bis zur Ankunft nicht zu wissen, wie das Zimmer wirklich aussieht und ob man damit zurecht kommt und seinen Aufenthalt uneingeschränkt genießen kann.

Einher geht damit, Hotels auf der ganzen Welt für barrierefreien Tourismus zu sensibilisieren, um mehr Reisemöglichkeiten für Menschen mit eingeschränkter Mobilität zu schaffen. Dabei geht es nicht “nur” um Menschen im Rollstuhl, sondern auch um ältere Menschen oder jene, die anders oder temporär in ihrer Mobilität eingeschränkt sind.

roomchooser steht nicht nur für barrierefreie Zimmer, sondern für Barrierefreiheit rund um das Reisen. Dazu dienen persönlich vor Ort recherchierte Informationen und Reiseberichte von Gästen aus der ganzen Welt. Denn was nützt das beste barrierefreie Hotelzimmer, wenn man nicht barrierefrei zum Hotel kommt, oder man in der Umgebung nichts barrierefrei unternehmen kann?

Informationen über weitere barrierefreie Angebote von Hotels, wie Bars, Restaurants und Spas, werden das Angebot abrunden und sollen Hotels darüber hinaus einheimische Gäste bringen.

Dr. Markus Gratzer, Generalsekretär der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV), ortet hinter dem Konzept von roomchooser viel Potential für die Top-Hotellerie: “Sein Angebot an diese wachsende Zielgruppe zu adaptieren ist wirklich vielversprechend:
Dann trifft ausgewiesene Servicequalität auf hohe Kundenloyalität und überdurchschnittliche Aufenthaltsdauern.” Auch mit Mehrumsätzen im F&B-Bereich sei zu rechnen: Außerhalb der Top-Hotellerie ist das Angebot an Bars und Restaurants mit adäquaten Räumlichkeiten überschaubar. Viel verspricht sich Gratzer von authentischen Bewertungen der roomchooser-Community: “roomchooser ist keine verwechselbare Vertriebsplattform, sondern ein Service mit extremer “street credibility”: Wer hier punktet, bekommt Top-Bewertungen, die an Glaubwürdigkeit nicht zu überbieten sind”, ist der Branchenkenner überzeugt.

Statements der ersten roomchooser-Partner: “Wir werden alle älter – teilweise wird dadurch der Lebensraum, beziehungsweise die Bewegung bei so manchen von uns eingeschränkt. Außerdem war der Aspekt der Normierung im barrierefreien Bereich in Hotels sehr wichtig für mich, sowie eine fundierte Überprüfung durch einen betroffenen Rollifahrer, um unsere Schwächen zu erkennen. Es geht oft nur um Kleinigkeiten, die nicht eingeschränkte Personen nicht wahrnehmen. Aufgrund dieser Überprüfung war es mir möglich wieder einige Verbesserungen in diesem Sektor vorzunehmen. Dafür herzlichen Dank.”

Christian Sobotka, Hotel Praterstern: “Es ist für uns eine Freude, Menschen mit eingeschränkter Mobilität bei uns begrüßen zu dürfen und wir hoffen, dass sie sich in unserem barrierefreien Zimmer wohlfühlen und alles vorfinden, was einen angenehmen Hotelaufenthalt ausmacht!”

Reiner Heilmann, Hotel Sacher Wien: “Das Konzept und die Idee von roomchooser hat uns sofort überzeugt! Eigentlich waren wir sehr verwundert, dass solch eine Plattform bis dato noch nicht gab! Wir freuen uns sehr, von Anfang an dabei zu sein und Menschen mit eingeschränkter Mobilität eine übersichtliche Auflistung unseres Angebotes zu bieten um die Planung und ihren Aufenthalt so unkompliziert und angenehm wie möglich zu gestalten.”

Manfred Stallmajer, The Guesthouse Vienna: roomchooser-Gründer Mag. Michael Sicher, MSc ist selbständiger Unternehmensberater, Trainer, Coach und Initiator von CEOs on Wheels, einem Mentoring-Programm für Menschen im Rollstuhl. Nach seinem Studium der Wirtschaftsinformatik, Erfahrungen im Management und als IT-Consultant begleitet er als BUSYPEOPLECOACH Führungskräfte und ihre Teams. Neben seinen fachlichen Qualifikationen als systemischer Coach und Aufstellungsleiter, Dipl. Lebens- und Sozialberater, Mediator sowie Unternehmensberater, schätzen seine Kunden seine Alltagspraxis im mentalen Vorausdenken zur Überwindung diverser Barrieren und Schaffung kreativer Lösungen genau so, wie seine etwas “andere” Lebenserfahrung. 2012 gründete er HIGH ROLLERS, den Verein zur Kommunikation der Leistungsfähigkeit von Menschen im Rollstuhl, und ermöglicht mit seinen Erfahrungsworkshops “Die andere Seite” einen unterhaltsamen und spannenden Einblick in ein Leben mit Rollstuhl.

Mit roomchooser widmet er sich nun dem Tourismus. Gäste mit eingeschränkter Mobilität haben damit die Möglichkeit, rasch und einfach für sie geeignete barrierefreie Zimmer zu finden. Die Hotellerie erhält dadurch direkten Zugriff auf diese noch vernachlässigte aber zahlungskräftige Zielgruppe.

Thomas Legner, der von Beginn an von roomchooser überzeugt ist und Michael Sicher mit seinem Wissen aus langjähriger Erfahrung in der Hotel-Branche unterstützt, ist Absolvent der Wiener Hotelfachschule “Modul” und hat die letzten 25 Jahre in der internationalen Hotellerie verbracht, davon einen Großteil im Ausland. Nach über acht Jahren in Nordamerika (Kanada, Karibik und USA) ist er seit 2011 wieder in Österreich ansässig.

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