Warnung! Dieser Artikel enthält Bilder, die während des islamischen Opferfestes gemacht wurden. Aufgrund der bestialischen Grausamkeit, die dargestellt wird, sollte eine Betrachtung derselben überdacht werden.
Überqueren der Grenze zu Vietnam
Im Bus nach Vietnam saßen neben mir noch ein paar Herren mit islamisch wirkender Kopfbedeckung. Vorerst hatte ich sie ignoriert, vice versa genauso. Als wir jedoch auf der Grenze anstanden trat die Fünf-Minuten-Regel in Kraft und ich begann den Smalltalk: „Woher kommt ihr denn?“.
Für den Abend musste man fit sein…
Ein besonders aufgeweckter antwortete erfreut, sie seien eine Delegation aus Malaysia. Aber auch über Kambodscha angereist – und ich? Österreich antwortete ich wahrheitsgemäß. Viel mehr wollte ich dann auch nicht in Erfahrung bringen, er hielt die Konversation jedoch am Laufen. So ergab es sich, dass man auch fragte, was den jeweils anderen nach Vietnam führe.
Seine Antwort kam für mich etwas überraschend: Sie seien zum Opferfest gekommen und heute wäre Tag drei von vier, weswegen man heute mit einer Gemeinde des Cham-Volkes feiern wollte, das islamischen Glaubens war. Die Cham leben neben Kambodscha auch noch in Vietnam.
Ich wusste über das Fest nur, dass es das wichtigste Fest im Islam war, jedoch hatte ich es auch mit dem schiitischen Aschura verwechselt, dass es bei den Sunniten, was sie waren nicht in dieser Form gab. Um mein Wissensdefizit zu reduzieren fragte ich, ob es denn möglich sei, daran teilzunehmen und erfreut bejahte er – Gäste seien schließlich immer willkommen.
Er war der Organisator der Truppe, man hatte davon noch einen zweiten. Mit im Gepäck waren dann noch ein junger und ein pensionierter Imam, sowie ein Lehrer.
Er erklärte mir, dass man das Opferfest zur Erinnerung an Ibrahim (Abraham) feiere, der Allah seinen Sohn hätte opfern sollen. Heute werde ein Rind geopfert und das verteile man dann unter den Armen, schließlich sind ja alle Muslime Brüder und helfen einander.
Wir erreichten Chao Dok, das nicht weit von der kambodschansichen Grenze lag und ich gab meine Habseligkeiten ins Hotel, um gleich danach mit ihnen mitzukommen.
Erst dachte ich, dass alles gleich um die Ecke lag, jedoch dauerte es fast eine Stunde, bis wir mit unserem Van das Ziel erreichten.
Einer der vielen Nebenströme des Mekong
Während meine neuen Freunde also beteten, ging ich zum Fluss und fotografierte die idyllische Gegend.
Mehrere Männer hatten Mühe, ihn zu fixieren. Immer wieder sprang er weg oder attackierte. Mit jeder Attacke zog er sich jedoch stärker an den Baum, an den man ihn gebunden hatte. Einen seiner Füße wollte man mit einem Seil einfangen. Zwei Mal scheiterte es. Beim dritten Mal schafften sie es, die Schlinge zuzuziehen.
Ich dachte noch bei mir – das ist eine rituelle Schlachtung. Wenn man alles richtig machte, ist das Tier innerhalb weniger Sekunden tot.
Lauthals rief der, der dem zu Boden gebrachten Vieh die Augen zuhielt etwas zu dem Mann, der die Messer wetzte. Machte Bewegungen, um die Schnittrichtung zu demonstrieren und dann…
Blut floss. Das Tier röchelte und versuchte sich noch zu wehren.
Zehn Sekunden und der Ochse jaulte immer noch auf. Ich schwächelte etwas, fotografierte aber weiter. Selbst nach einer halben Minute konnte ich das arme Wesen noch keuchen hören. Immer mehr ergoss sich das Blut. Ein letztes Mal spritzte noch ein brauner Saft heraus und dann nahmen die Männer die immer noch um ihr Leben röchelnden Kreatur und schoben sie auf die Seite.
Der nächste Ochse ward am Baum festgebunden.
Das erste Rind lebt noch…
Diesmal gelang der Kampf der Vielen gegen den Einzelnen schneller und auch ihn hievte man an das Erdloch. Während ich einen Blick auf seinen Genossen warf , konnte ich noch sehen, dass sich die Füße bewegten und hören, dass er noch atmete.
Wieder kam die gleiche Diskussion über die Klingenführung.
Auch das ging jetzt schneller vonstatten als zuvor und das Messer durchtrennte die Kehle.
Hatte ich am Anfang noch gedacht, dass es sich vielleicht um einen Unfall gehandelt hatte, dass Opfer Nummer eins so litt, hatte ich jetzt die Gewissheit: Der grausame Überlebenskampf dauerte auch hier an. Wieder spürte ich in jeder einzelnen meiner Zellen, wie die Zeit tickte. Immer mehr Blut ergoss sich ins Erdreich und am Ende hatten wir zwei halbtote Rinder herumliegen. Beide nicht tot und doch nicht um alles in der Welt noch zu retten. Den Tod vor Augen auf ihn wartend.
um-opferfest-eid-al-adha-L-MbKXpR.jpeg" alt="Information zum Opferfest (Eid al-Adha)" title="_DSC0974_mini_tod" />Jetzt kam der dritte im Bunde. Selbes um-den-Baum-Laufen, selbes Hufe-fixieren und die Spuren, die durch das zur-Grube-schleifen entstanden waren noch tiefer als zuvor.
Gerade, als ich die Bilder schoss, die Eintritt des Metalls ins Fleisch dokumentierten, fiel mir auf, dass das erste Opfertier bereits auseinandergenommen wurde. Zweites verendete gerade. Drittes kämpfte noch, während der Pegel des Lebenssaftes mehr und mehr anstieg und ihm somit mehr und mehr den Tod brachte.
Ich schaute noch einmal genau, ob die erste Gabe für die Armen noch zuckte, als man ihm die Eingeweide lachend herausriss. Sein Leiden war vorbei. Hoffte ich.
Einige Mädchen hatten sich umgedreht. Viele Kinder standen wie sie sich einfanden herum. Manche lachten. Manche schauten nur.
Da ich pausenlos fotografierte schauten mich einige der Kollegen um mich etwas fragend an. Mein Freund, der Organisator wies mich an, dass es Zeit wäre zu gehen. Ob es mir gefallen hätte wollte er wissen. Ich fand es „interessant“ und versuchte nicht weiter aufzufallen, indem ich Fragen stellte, was die Art des Opfertieres betraf. Er erklärte erfreut, dass ein Rind gleich ein Kamel, gleich sieben Schafe oder Ziegen waren und freute sich über das Interesse.
Im Haus des hiesigen Gemeindevorstehers angekommen servierte man zuerst Wasser, dann Reis. Drei Tage, so steht es geschrieben soll man feiern, wenn Gäste kommen, das ist die Seele des Islam. Die Muslime bekamen Rindfleisch, das in Asien als „besser“ angesehen wird. „Bessere“ Menschen können sich Rind leisten und auch ihren Gästen geben, um sie zu erfreuen. Zum Opferfest, erklärte er mir vorher auch könne man niemals Huhn opfern. Huhn sei etwas für den normalen Alltag.
Doch der buddhistische Fahrer des Van und der ebenfalls nicht muslimische Schreiber dieses Artikels durften das Rind nicht essen. Das sei Muslimen vorbehalten. Stattdessen bekamen wir in eigenen Schüsseln Hähnchen serviert.
Während des Essens wurde nicht viel gesprochen und einer der jüngeren Muslime am Tisch nahm sich auch immer wieder gerne ein paar Stückchen vom Vogel aus unseren Schüsseln.
Alles wurde noch mit einem Gebet in der Moschee abgeschlossen. Ich hatte vorsorglich eine lange Hose im Gepäck, die ich jetzt trug. Mit ihr gewährte man mir Einlass.
Die Männer beteten. Ich saß stumm in der Ecke und wartete, über den Abend nachdenkend ab. Schließlich bekamen die Gastgeber noch Geschenke, wir verabschiedeten uns – ich dieses Mal auf Arabisch, was allgemeine Erheiterung hervorrief. Ich jedoch… fühlte mich schwerer und schwerer…
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