Infomaterial zu CARLOS

Infomaterial zu CARLOS
Am 4. November startet wie hier schon mehrfach angekündigt Olivier Assayas Biopic CARLOS (dt. CARLOS - DER SCHAKAL).
Der deutsche Verleih NLP (Neue Film Produkton) hat dafür eine attraktiv aufgemachte Website gestartet, auf der sich auch - nach der Startseite über den Link "Bildungsmaterial" ein 26-seitige pdf-Datei als "Material für schulische und außerschulische Bildung ab Klasse 10 / 16 Jahre" findet.
Im Stil der Filmhefte der Bundeszentrale für politische Bildung finden sich dazu Infos über die Filmhandlung, eine Chronik, Hintergrundmaterial zu den Figuren und dem damaligen internationalen Terrorismus, Erläuterungen zum Film, seiner Ästhetik und Thematik sowie Arbeitsaufgaben (vor und nach dem Film und zur Filmsichtung) und weiteres Quellenmaterial (darunter die etwas mit spitzen Fingern anzufassende weil überaus "bewusst" subjektive Biografie von Magdalena Kopp aus dem DVA Verlag. Dass der DVA Verlags "Partner" ist, wird auf der NLP-Site erwähnt, nicht jedoch im Begleitmaterialheft - zumindest habe ich keinen Hinweis gefunden).
So attraktiv und lobenswert dieses "Filmheft" auch aufgemacht ist, adelt es doch den Film unfreiweillig, als es selbst den Eindruck erweckt, mit dem Gegenstand, den CARLOS einzufangen versucht - eben die Figur des Illich Ramirez Sanchez -, hinterherzuspüren versucht oder hinterspüren lassen will und dabei Assayas Film selbst unverständlich gegenübersteht.
Dabei kommen zum einem interessante Ideen und Anregungen heraus:
"Diskutieren Sie, inwieweit Carlos persönliche Entscheidungen
trifft und / oder politische. Stellen Sie diese in einer Tabelle
gegenüber. Analysieren Sie nach Motivationen und Konsequenzen
" (S. 21)
heißt es da, nach archetypischen Rollen innerhalb des Settings wird gefragt (S. 23), aber auch:
"Ziehen Sie zum Vergleich andere eindrucksvolle [sic!] reale oder fiktive Figuren heran (z.B. Che Guevara, Nelson Mandela, Dalai Lama, König Richard III., Lord und / oder Lady Macbeth, Barack Obama, Fritz Bauer)" (S. 21).
Wunderbar deutlich wird dabei, wie hier eine historischen, schillernden Figur eine Narrative unterlegt oder zugewiesen wird, die vom Aufstieg und Fall: Da wird nicht nur gefragt, was ihn (Carlos) prägte und auszeichnet, ob man Stärken und Schwächen sieht, sondern auch, woran er gescheitert ist (ebd.)
Ganz hilflos wird es, wenn es zugleich an die Eigendeutung geht:
"Carlos ist eitel, zutiefst von seiner Macht über alle überzeugt, narzisstisch, gierig, beherrschend, charmant, verführerisch, berechnend, süchtig nach Ruhm und Anerkennung. Frauen und Waffen sind Insignien seiner Macht. Indem er sie benutzt, erobert er sich die Welt" (S. 17).
Pädagogisch und politisch korrekt heißt es vorauseilend:
"Carlos ist dramaturgisch als Held gezeichnet, nicht in moralischer Wertung! Assayas betont gerade bewusst den Kontrast einer Figur, die sich selbst als mächtigen, einflussreichen, aber unterschätzten und betrogenen Star und Helden versteht, während andere ihn als nützlichen Söldner oder Marionette von Machtspielen benutzen" (S. 15).

Freilich ist dieser Hinweis an sich, die Unterscheidung zwischen dramaturgischem und "moralischem" Helden oftmals nicht so selbstverständlich, wie es sein sollte (auch in Filmen selbst!). Dieser Vermerk wirkt allerdings etwas hohl, weil die Wendung "Kontrast einer Figur" wie ein halbfertiges Argument wirkt und das Filmheft selbst im Sprung zwischen Dramaturgie und Moral im Sumpf der Faszinationskraft steckenbleibt - nicht nur der von Carlos ("Playboy Revolutionäre Terrorist"), sondern auch der der fremden historischen Halbwelt des damaligen internationalen Terrorismus, der doch irgendwie, irgendein Geheimnis für die Gegenwart und ihr (nicht nur terroristisches Unbehagen) bereithalten MUSS.
So wirkt es jedenfalls, wenn etwas konfus heißt:
"Dass diese Terror-Welt viele Täter hat, zeigt Assayas als europäischer Regisseur einem Publikum im Jahr 2010, wo Schutzhandschuhe und -helme, Lichtschranken, Überwachungskameras und Rauchverbote innerhalb vermeintlich offener Grenzen um eine saubere, sichere Welt bemüht sind, aber wo sie schon längst nicht mehr begreifbar und berechenbar ist" (S. 17).
Das Begleitheft zu CARLOS - DER SCHAKAL gibt es direkt HIER.
Eine Kritik zur TV-Langfassung erscheint (hoffentlich) auf Terrorismus & Film nächste Woche.

Bernd Zywietz

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