…so kann man die Gemütslage der Bürger in der Stadt auch schildern. Denn am Donnerstag war eine Info-Veranstaltung mit sogenannter „Bürgerbeteiligung“ der Stadt Essen zum Thema Radschnellweg Ruhr RS1 und der Bebauung des Elting-Viertels/ Viehofer Platz. Die WAZ sprach in ihrem Bericht von 120 Teilnehmern bei dieser Diskussionsrunde, darunter viele Radaktivisten. Auch Straßen NRW sowie Vertreter des Stadtplanungsamtes standen – Achtung: Ironie – Rede und Antwort! Das Interesse der Bürger war recht groß, das der Vertreter der Verantwortlichen gefühlt eher mäßig. Während nämlich die Bürger wichtige Fragen stellten wie z.B. zum derzeitigen Stand der Dinge, nach einem Zeitplan der Bebauung, den möglichen klimatischen Veränderungen im Viertel mit der so wichtigen Freiluftschneise sowie der Trassenführung des RS1 äußerten sich die Vertreter eher wage bis manchmal gar nicht auf die spezifisch gestellten Fragen. Erst auf erhebliche Nachfrage der Bürger wurde dann darauf eingegangen. Auch die drei Varianten der Bebauung lösten wieder einmal heftige Kritik aus. Die erste Variante, mit der die Bürger am ehesten leben könnten, mit etwas luftigerer Bebauung und Radschnellweg-Führung auf reduziert abgetragenem Bahndamm, wurde gefühlsmäßig in der Diskussion eher klein gehalten. Am liebsten wäre er wohl in irgendeiner Schublade oder der Ablage „P“ verschwunden.
Der Bahndamm, dieses historische Kleinod, auf dem der Radschnellweg RS1 durch das Viertel laut Machbarkeitsstudie des RVR verlaufen sollte, scheint in den Köpfen der Stadt schon abgetragen. Der Vorschlag, die Trasse mit einem Abzweig genau auf die Innenstadt zugehend zu versehen wurde im Grunde sofort vom Tisch gewischt. Die Chance, Radfahrer und somit auch Pendler und Touristen, die mal eben auch spontan eine Erledigung oder Einkauf machen möchten, so in die Innenstadt zu lotsen, wird fahrlässig vertan. Auch der Hinweis aus dem Publikum, das man oberhalb vom Bahndamm eine wunderbare Sicht auf die Stadt hätte und man damit etwas ganz besonderes erschaffen könnte, wurde nur müde belächelt. Man möchte das Viertel zur Stadt hin öffnen und da wäre der Bahndamm einfach im Weg. Im Weg ist eher die Schützenbahn als Riegel vor der Innenstadt. Alle paar Tage sind dort neue Markierungen auf dem Asphalt zu sehen wo wieder ein weiterer Unfall geschehen ist. Wann begreifen die Verantwortlichen endlich, das nicht der Bahndamm, sondern die breite Raserpiste die Stadt abriegelt? Dazu noch die Betonbauten in Variante 3, die für die meisten eine Außenwirkung als Barriere haben!
Favorisiert wird also tatsächlich die utopische Variante 3, auf die der Radschnellweg über Dächer und durch Häuser führen soll. Prestigeträchtig, ja. Sinnvoll, definitiv nein. Die Bürger äußerten Kritik, das dort unter den Häusern, in der „Löchern“, sich neue Angst-Räume bilden könnten. Da ein Investor praktisch auch für die Pflege, Instandhaltung, Sauberkeit, Winterdienst etc. zuständig wäre, kam die Frage auf, welcher Investor so etwas machen würde? Gespräche gab es – so die Aussage – wohl bereits mit einigen „sehr“ interessierten Wohnungsunternehmen. Die Rechtslage bleibt aber weiterhin unklar so schien es. Wie so vieles anderes. Schwammige Aussagen auch bei der Weiterführung der Trasse am Gelände der EVONIK vorbei. Dort muss noch einiges geprüft werden bis man dort die Voraussetzungen geschaffen habe um dort den Radschnellweg entlang zu führen. Da frage ich mich: das ist doch nichts neues? Was wurde denn in den letzten Monaten gemacht? Ja, es ist teilweise kompliziert, auch in Zusammenhang bei der Rechtslage mit der Bahn, die für die Gleise verantwortlich ist bei EVONIK. Doch mir scheint hier eine frische, aufbruchmäßige Zupackermentalität zu fehlen. Dies und jenes muss noch geprüft werden, das kann dauern. Auf die Frage, wie lange Straßen NRW für den Bau des Radschnellwegs durch das Eltingviertel brauchen würde, kam zur Antwort: wenn alles geklärt wäre und man heute anfangen würde zu bauen, bräuchten sie 3 Jahre! Und da Straßen NRW nicht anfängt zu bauen, ehe alles geklärt ist, auch bei der Trassenführung bei EVONIK entlang, kann man davon ausgehen, das die nächsten 5 Jahre rein gar nichts passiert. Weder ein Provisorium eines Radwegs, die so wichtige Brücke über die Gladbecker Straße, noch irgendetwas zur anderen Seite hin in Richtung EVONIK.
Für mich scheint klar, die Stadt wartet auf den Investor, der die prestigeträchtige Variante 3 bauen wird. Sie wird kommen, da bin ich mir ziemlich sicher. Ob es eine „Deadline“ für diesen Tag der Zusage eines Investors gibt? Ich denke, die Stadt wird sehr großzügig damit umgehen. Die Veranstaltung trug jedenfalls nicht dazu bei, die Politikverdrossenheit bei den Bürgern abzubauen und Vertrauen zu gewinnen. Im Gegenteil. Es schien eher so das diese Veranstaltung widerwillig gemacht werden musste. Ein Versuch um die Menschen zu beschwichtigen. Mehr nicht. Ein Bürger sprach dabei aus was viele dachten: „Warum sollen wir ihnen glauben?“
Hier ein paar Links zu früheren Artikeln von mir zu dem Thema:
- INFO: Baustopp des Radschnellwegs Ruhr RS1 in Essen – Die Fakten!
- INFO: Gut gelaufen, die Demo für den Radschnellweg Ruhr RS1 in Essen
- MOMENTE: Der Radschnellweg Ruhr RS1 in Essen kurz vorm Aus!
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