Wenn man so die einschlägigen Nachrichten und Berichte rund um das Thema Radinfrastruktur mitbekommt, steht einem manchmal doch die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. In den Haushalten der Kommunen sind die Kassen leer, der Bund verschleppt gerne solche mittlerweile höchst wichtigen Themen rund um die Zukunftsmobilität. Die Regierung steht zu einer Autofahrer-Nation, pumpt Abermillionen da rein und für den Rest bleibt nicht viel übrig. Von allzu großen Umdenken ist nichts zu merken. Es wird mehr gesabbelt als getan. Die „etablierten” Parteien im Land, den Ländern und den Kommunen stellen sich meist quer, nur wenige tun was. Von „Machern” ist wenig bis gar nichts zu spüren. Es fehlt einfach das Geld für ehrgeizige Projekte. Ein Zaudern und Hadern überall, Ewigkeiten bis endlich angepackt wird. Das Ganze ist ziemlich traurig und enttäuschend.
So könnte ich jetzt ewig weiterschreiben. Doch das Lamentieren hilft uns nicht weiter. Klar, mit Sicherheit gibt es einige tolle Fortschritte und die Leistungen der Menschen dahinter möchte ich da auch nicht schmälern. Doch auch da müssen oft Kompromisse eingegangen werden, die teilweise für die Projekte und letztendlich für die Betroffenen, in diesem Fall den Radfahrern, nicht förderlich sind.
Doch was kann man tun? Ob Einzeln oder Gruppe, ganz egal?
Ich kenne mich nicht konkret mit Einzelheiten in den Abläufen in der Projektentwicklung in den Kommunen aus. Erst werden wohl die Möglichkeiten ausgelotet, die Machbarkeit, dann woher das Geld kommt (Bund, Land, usw.). Wenn das geklärt ist, was schon ewig lange dauern kann, wird das Projekt ausgeschrieben für einen gewissen Zeitraum. Dann beginnt wohl die Bauplanung, später die Bauausführung und zum Schluss ist dann das meiste hoffentlich fertig. Bis dahin sind schon mal ein paar Jährchen ins Land gegangen.
Ich finde es ist endlich Zeit um neue Wege zu gehen. Es gibt bereits viele gute Vorschläge und ich kenne sie natürlich nicht alle. Und vielleicht ist meine Idee ja auch nicht so neu (nicht so unwahrscheinlich), ich weiß es nicht, aber ich will das hier trotzdem mal erörtern.
Ich bin bei solchen Dingen eher einfach gestrickt, gehe dabei meistens etwas leicht euphorisch dran. Nach dem Lesen dieses Artikels schmunzelt vielleicht auch der ein oder andere. Aber das ist mir gerade egal. Also…
Nehmen wir mal an, es steht ein Radweg zur Debatte, der durch die Stadt führen soll und weiter geht zu den äußeren Randbezirken, da wo größere und kleinere Firmen ihren Sitz haben. Was spricht dagegen, zu versuchen diese Firmen und die Geschäfte in der Stadtmitte mit ins Boot zu holen? Da gehört natürlich auch viel, viel Überzeugungsarbeit dazu, hat aber bei allen Abwägungen meiner Meinung nur Vorteile. Als eventuelle Mitfinanzierer dieses Radwegs haben diese Firmen und Geschäfte ein gewisses Maß ein Mitspracherechten und können eigene Vorschläge mit in die Planung einbringen. Sei es zum Beispiel mit speziellen und vielleicht auch innovativen Werbemöglichkeiten auf und an der Strecke.
Firmen könnten dadurch die Gesundheit ihrer Mitarbeiter wesentlich verbessern – was ja bekanntlich statistisch erwiesen ist – und auf der Gegenseite z.B. Steuererleichterungen oder andere Vergünstigungen bekommen. Die Leute würden mehr und öfters mit dem Rad fahren. Sie würden mehr am Streckenrand an den Geschäften anhalten und höchstwahrscheinlich auch mehr Geld in die Kassen dieser Läden lassen. Eine Win-Win-Situation.
Ist das wirklich so? Oder geht es noch besser?
Was jede einzelne Partei dabei leisten kann um so einen Radweg kostengünstiger zu machen wird sich dann zeigen. Aber sollte man nicht einmal zumindest darüber nachdenken? Es könnten ja auch kleinere Projekte sein. Dies war ja jetzt ein „Großes”. Es gibt da so viele Möglichkeiten. Es könnten ja auch einfach zum Beispiel Patenschaften übernommen werden für Streckenabschnitte, der Beleuchtung eines Radwegs, speziellen Abstellmöglichkeiten für Fahrräder. Für alles, was Radfahren stärkt und wovon alle Parteien auch etwas von haben. Auch könnten kleinere Geschäfte, die natürlich erfahrungsgemäß eh kein Geld für solche Dinge haben (kann man ja auch verstehen), kleinere Streckenabschnitte als Paten übernehmen und so Müllfrei halten. Auch kleine Dinge können so zur Attraktivität eines Radwegs und einem Mehrwert für alle ansässigen Parteien beitragen.
Nicht zu vergessen ist der enorm boomende Markt der E-Bikes. Für Pendler ist diese Art der Fortbewegung eine hervorragende Möglichkeit für den Weg zur und von der Arbeit. Es könnte aber noch viel mehr gefördert werden. Einige Strom-Anbieter stellen auch schon fleißig Ladestationen auf, aber an attraktiven Standorten mangelt es da meiner Meinung noch. Da könnten wiederum Ladengeschäfte mehr mit einbezogen werden um evtl. auch ein sicheres Unterstellen zu gewährleisten. Auch da steckt noch Potenzial hinter. Und gerade diesen Strom-Anbietern könnte sich da mit Ideen ein lukrativer Markt eröffnen. Noch steckt der Markt in den Kinderschuhen!
Angenommen, man hat es nun im Vorfeld geschafft, Firmen und Geschäfte mit ins Boot zu holen. Wie schwer wiegt deren Gewicht/ Stimme bei den dann zu fällenden zuständigen Behörden um grünes Licht zu bekommen? Fällt es den Kommunen dann evtl. leichter positive Entscheidungen für eine bessere Radinfrastruktur zu treffen? Und könnte so viel schneller ein Projekt in Angriff genommen werden? Vielleicht gab es ja schon einmal solche Bemühungen? In anderen Ländern und Städten sind sie schon viel weiter. Amsterdam, Kopenhagen, Paris, London, New York, Utrecht…dort hat schon vor langer Zeit oder auch erst unlängst ein Umdenken stattgefunden und es wird ernsthaft nach Zukunftslösungen für eine bessere Mobilität in den Großstädten gesucht und es wird angepackt. Dort ist man auch viel aufgeschlossener gegenüber diesem Thema. Das ist von der deutschen Regierung bisher nicht der Fall. Bisher haben sie es größtenteils, auch und wegen der Auto-Lobby hierzulande, einfach verkackt. Das schreibe ich jetzt hier bewusst so, weil ich es,simpel ausgedrückt, einfach so empfinde.
Worum es geht, ist einfach mal über den Horizont zu gucken und neue Wege zu gehen. Überzeugungsarbeit leisten und innovativ zu sein. Sich mal was trauen. Machen. Es geht darum sich zu engagieren und nicht verpassten Chancen hinterherzutrauern. Dazu sind viele Leute nötig. Je mehr, desto eher wird man erhört. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Man muss den Leuten in den zuständigen Behörden tagtäglich darauf hinweisen was man alles positives Bewirken kann, wenn man nur will! Ich weiß, der Wille dort ist oft gering. Das kann man jedes mal sehr gut allein in den Rundbriefen des ADFC nachlesen womit man sich dort so alles herumschlagen muss. Doch es gilt nicht aufzugeben. Sucht also nach Ideen, macht Vorschläge, engagiert euch! Meine Idee ist vielleicht auch etwas naiv. Doch seht den Kern davon! Nehmt ihn, seit kreativ, erweitert ihn mit euren eigenen Ideen, gebt ihn weiter und wir werden sehen, was sich alles erreichen lässt. Mutig werden und bleiben! Das würde ich mir wünschen. In diesem Sinne,
euer bikingtom
Beispiele für innovative Projekte (Links anklicken)
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