Infantile Feierlichkeiten

oder: in eigener Sache

Drei Jahre ist es nunmehr her, dass ich mich erstmals anschickte, an dieser Stelle meine bescheidenen Zeilen zu publizieren. Drei Jahre, in denen viel geschehen ist: sowohl schreiberisch als auch privat - nur der ewigliche Mist, über den hier geschrieben wird, er ist die Konstante jener drei Jahre. Drei Jahre ad sinistram heißt auch, den Dank an jene zu richten, die mir täglich Futter vor die Füße kippen: an die Diekmanns und Hahnes, an halbseidene Gestalten wie Wagner und Müller-Vogg, an die Merkels und Westerwelles, Steinmeiers und Wulffs dieser Republik - ein Dank an diese ganze Bagage: ohne euch wäre ich eine ganz arme Sau!

Nach Ablauf des ersten Jahres von ad sinistram fanden sich 150.000 Besucher ein, was mir damals schon horrend erschien. Jahr zwei spülte weitere 470.000 Besucher heran - nach dem dritten Jahr sind es weitere 630.000 Besucher, die sich hierher verirrten, sodass es letztlich bislang mehr als 1,2 Millionen Besucher waren, die mir die Ehre erwiesen. Ob das ausbaufähig ist? Nichts Genaues weiß man nicht...

Viele Besucher also! Nicht nur Freunde - je höher die Besucherzahlen lagen, desto mehr unliebsame Gäste fanden sich ein. Neoliberale wie Sarrazinisten, Freunde der gepflegten Engstirnigkeit wie plumpe Dummköpfe, aber auch solche, die sich einen Sport daraus gemacht haben, die delapuentinische Eitelkeit tagtäglich aufs Tapet zu bringen. Eitel sei ich, selbstverliebt geradezu - und das wiederholen sie im trauten Turnus, schließlich soll ich nicht vergessen, was und wie ich eigentlich bin. Laßt es euch gesagt sein, ihr Mementos auf zwei Beinen: ich weiß wie ich bin! Sicher, ich bin eitel! Jeder der seine Texte feilbietet badet in Eitelkeit - wer dies verneint, der heuchelt. Selbstverliebt? Nun ja, ich bin mir selbst lieber als es mir andere sind, solche nämlich, die meinen, sie müssten mir regelmäßig ihre geringqualifizierten Einsichten über mich und meine Texte unterbreiten, solche, die mich persönlich angiften und ihre schlechte Laune, ihren Dünkel oder ihre flaue Libido an mir abstrampeln wollen.

Drei Jahre ad sinistram und ich ergötze mich am Auswurf meines Wachstums - statt sich der hohen Leserzahlen zu erfreuen, ärgere ich mich über etwaige Windbeutel, die sich hier leerfurzen. Sicherlich, dergleichen tut man nicht am Festtage; an solchen Tagen bleibt man diplomatisch, lächelt man auch seinen Kritikern zu, winkt sie heran und reicht ihnen ein Glas Sekt, das dann gerne vergiftet sein darf - Hauptsache ist, es sieht nach Freundlichkeit aus. Und was geschieht hier? Hier versaut man sich den Geburtstag mit einer Philippika auf irgendwelche Langweiler. Doch man vergesse nicht, ad sinistram ist erst dreijährig, noch ein Kleinkind - man erlaube mir daher diese altersgemäße Unreife, diese dem Alter geschuldete Infantilität.


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