Wir sind eine individualistische Gesellschaft. Darauf sind wir Westler so stolz. Im Gegensatz zu den anderen modi vivendi auf dieser Welt, gibt es hier keine Gleichmacherei, keinen Einheitsbrei. Nicht so wie in China oder Kuba. Nicht so wie in der muslimischen Welt. Das Problem ist nur, dass wir unseren eigenen Kollektivismus nicht erkennen. Unsere Individualität ist ein Narrativ.
Ich erinnere mich an eine Szene aus einem Film. »Zeiten des Aufruhrs« lautete sein deutscher Titel. Er spielte in den Fünfzigerjahren und handelte vom Trott jener Zeit, von der Langeweile des Alltagslebens und allem was dazugehört. In einer Szene kommt ein Zug am Bahnhof an. Die Türen der Waggons öffnen sich und es drängen Männer hinein, die sich auf den Weg zu ihren Jobs machen. Alle tragen sie schwarze oder graue Anzüge, schwarze oder graue Hüte, schwarze oder braune Aktentaschen. Zu jener Zeit zeigte man auf die Sowjetunion und erklärte, dass man die sozialistische Gleichmacherei mit allen Mitteln bekämpfen wolle und werde. McCarthy leistete ganze Arbeit. Den eigenen Kollektivismus, den man als American Way of Life verkaufte, sah man jedoch nicht. Manchmal sieht man die eigenen Entwicklungen nicht mehr, wenn man vor der Haustüre der anderen fegt. Nun hat ein niederländischer Fotograf dokumentiert, wie gleich wir uns alle sind.
20 Jahre lang fotografierte er Menschen in Einkaufsstraßen. Heraus kamen Bilder und die Erkenntnis, dass sich niemand von uns einzigartig kleidet. Individualismus ist modisch betrachtet nichts weiter als eine Legende. Die Bilder, die er liefert, sind tatsächlich beeindruckend. Wie die grau-schwarzen Männer einst, so sehen wir heute gleich aus. Nur bunter. Wir sind schließlich die Kinder der Spaßgesellschaft und damit farbenfroh.
Jetzt wird natürlich mancher einwenden, dass dieser Kollektivismus ja nur oberflächlich ist. Die Anzugträger aus den Fünfzigern und die Bunten von heute sind ja nur visuelle Erscheinungen, die nicht in die Tiefe gehen. Ansonsten sind wir doch alle individuelle Personen. Klar, jeder Mensch ist einzigartig. Aber sind wir so wenig kollektiv? Die Männer, die in den Zug stiegen, hatten sicher im wesentlichen dieselben Gedanken: Hypothek, Karriere, Frau, Geliebte und den Anspruch, als anständige Menschen gesehen werden zu wollen. Kleider machen Leute und so. Ticken wir heute nicht auch alle auf dieselbe Art? Karriere, alles unter einen Hut zu bringen, Erreichbarkeit, Eile und diverse politische Ansichten des Mainstreams, die geschluckt und nicht hinterfragt werden. Auch das ist Kollektivismus.
Man kann andere Ansichten haben. Sollte sie aber gut verstecken. Man kann zum Beispiel gegen die Masse behaupten, dass Griechenland an die Wand gedrückt wurde - aber man sage das nicht zu laut, wenn man in einem Unternehmen arbeitet, das von dieser Repression profitiert, drüben in Hellas. Wir haben unsere Legenden und Ansichten und sie sind verbindlich im alltäglichen Gebrauch. Es geht uns doch gut und jeder findet Arbeit, wenn er es bloß möchte: Das sind so Botschaften, die wir kollektiv als wahr erachten. Die Fotos sind da nur der optische Weggeber. Sie machen für das Auge sichtbar, dass wir alle im Einheitsbrei waten. Einzigartigkeit ist auch im Westen eine Ausnahme. Wir sehen es bloß nicht. Haben unsere eigene Gleichmacherei. Ganz ohne Islam, ganz ohne Sozialismus. Und genau für diese Erkenntnis helfen Projekte wie jenes des niederländischen Fotografen weiter.
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Ich erinnere mich an eine Szene aus einem Film. »Zeiten des Aufruhrs« lautete sein deutscher Titel. Er spielte in den Fünfzigerjahren und handelte vom Trott jener Zeit, von der Langeweile des Alltagslebens und allem was dazugehört. In einer Szene kommt ein Zug am Bahnhof an. Die Türen der Waggons öffnen sich und es drängen Männer hinein, die sich auf den Weg zu ihren Jobs machen. Alle tragen sie schwarze oder graue Anzüge, schwarze oder graue Hüte, schwarze oder braune Aktentaschen. Zu jener Zeit zeigte man auf die Sowjetunion und erklärte, dass man die sozialistische Gleichmacherei mit allen Mitteln bekämpfen wolle und werde. McCarthy leistete ganze Arbeit. Den eigenen Kollektivismus, den man als American Way of Life verkaufte, sah man jedoch nicht. Manchmal sieht man die eigenen Entwicklungen nicht mehr, wenn man vor der Haustüre der anderen fegt. Nun hat ein niederländischer Fotograf dokumentiert, wie gleich wir uns alle sind.
20 Jahre lang fotografierte er Menschen in Einkaufsstraßen. Heraus kamen Bilder und die Erkenntnis, dass sich niemand von uns einzigartig kleidet. Individualismus ist modisch betrachtet nichts weiter als eine Legende. Die Bilder, die er liefert, sind tatsächlich beeindruckend. Wie die grau-schwarzen Männer einst, so sehen wir heute gleich aus. Nur bunter. Wir sind schließlich die Kinder der Spaßgesellschaft und damit farbenfroh.
Jetzt wird natürlich mancher einwenden, dass dieser Kollektivismus ja nur oberflächlich ist. Die Anzugträger aus den Fünfzigern und die Bunten von heute sind ja nur visuelle Erscheinungen, die nicht in die Tiefe gehen. Ansonsten sind wir doch alle individuelle Personen. Klar, jeder Mensch ist einzigartig. Aber sind wir so wenig kollektiv? Die Männer, die in den Zug stiegen, hatten sicher im wesentlichen dieselben Gedanken: Hypothek, Karriere, Frau, Geliebte und den Anspruch, als anständige Menschen gesehen werden zu wollen. Kleider machen Leute und so. Ticken wir heute nicht auch alle auf dieselbe Art? Karriere, alles unter einen Hut zu bringen, Erreichbarkeit, Eile und diverse politische Ansichten des Mainstreams, die geschluckt und nicht hinterfragt werden. Auch das ist Kollektivismus.
Man kann andere Ansichten haben. Sollte sie aber gut verstecken. Man kann zum Beispiel gegen die Masse behaupten, dass Griechenland an die Wand gedrückt wurde - aber man sage das nicht zu laut, wenn man in einem Unternehmen arbeitet, das von dieser Repression profitiert, drüben in Hellas. Wir haben unsere Legenden und Ansichten und sie sind verbindlich im alltäglichen Gebrauch. Es geht uns doch gut und jeder findet Arbeit, wenn er es bloß möchte: Das sind so Botschaften, die wir kollektiv als wahr erachten. Die Fotos sind da nur der optische Weggeber. Sie machen für das Auge sichtbar, dass wir alle im Einheitsbrei waten. Einzigartigkeit ist auch im Westen eine Ausnahme. Wir sehen es bloß nicht. Haben unsere eigene Gleichmacherei. Ganz ohne Islam, ganz ohne Sozialismus. Und genau für diese Erkenntnis helfen Projekte wie jenes des niederländischen Fotografen weiter.
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